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Artikel „Lipp, Balthasar“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 731–732, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lipp,_Balthasar&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:39 Uhr UTC)
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Lipp: Balthasar L. (Lippius), Buchdrucker zu Mainz zu Ende des 16. und im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Bis zum J. 1598 hatten in Mainz acht Buchdruckereien bestanden, die des Gutenberg und Fust, Gerhard Rewich seit 1486, Jacob Meidenbach 1490, Peter Friedberg 1493, Friedrich Heumann 1509, Peter Jordan 1532 und des Franz Behem 1539. Neben der letzteren, welche bei seinen Erben bis 1635 verblieb, hatte auch L., dessen Geburtszeit [732] unbekannt ist, eine Officin errichtet und, wie man Grund hat anzunehmen, die erste und älteste Druckerei der Welt, die erste Gutenbergische, nachher Fust-Schöffer’sche, von der Wittwe des Ivo Schöffer († 1552) oder ihrem zweiten Manne Dr. Kolgen von Schweppenhausen an sich gebracht. Zwar war urkundlich schon 1568 das Ivo-Schöffer’sche Druckhaus in andere Hände gekommen und Kolgen bewohnte 1594 ein anderes Haus am Flachsmarkte, und in diesem hatte auch L. seine Werkstätte errichtet. Da aber nach Ivo’s Tod weder die Wittwe, noch ihr zweiter Mann das Geschäft fortsetzten, so ist es sehr wahrscheinlich, daß L. die Druckergeräthe des Ivo von Kolgen übernommen habe. Diese Vermuthung aber erhebt sich dadurch fast zur Gewißheit, daß die Privilegien, welche diese Druckerei besaß, auch auf deren Besitzer sich forterbten. Diesen zufolge hatte dieselbe allein das Recht, Gesellen und Magister zu creiren, ihre Besitzer waren die legalen Bücher-Censoren, alle zu dieser Officin gehörigen Gesellen wurden bei der Mainzer Universität als cives academici angesehen, auch soll jeder Lehrling bei seiner Aufschwörung zum Gesellen eine der ursprünglichen Gutenbergischen Typen zum Geschenke und Andenken erhalten haben. Lipp’s Officin, aus welcher eine Menge schöner Werke hervorging, war eine sehr berühmte und er besaß außerdem noch eine andere mit zwei Pressen in Aschaffenburg, wie er auch Aufträge auswärtiger Drucker und Verleger übernahm. Dagegen findet sich von einer Druckerei, die er, nach Würdtwein, Bibl. Mog., 203, in Höchst besessen haben soll, nach dem im Archive des Mainzer Stadtgerichts befindlichen Inventare seines Vermögens keine Spur. Für auswärtige Buchhändler arbeitete er u. a. für Joh. Kinkius in Köln 1610; vgl. Annalen des histor. Vereins f. d. Niederrhein, Heft 30, S. 40. In anderer Beziehung zählte er zu den angesehensten Bürgern der Stadt, war Mitglied des Stadtraths und als der Buchdrucker Joh. Albinus zu Mainz 1620 gestorben war, wurde er vom weltlichen Gerichte zum Taxator seiner hinterlassenen Druckgeräthe ernannt. In dem Kolgen’schen Hause, das er wahrscheinlich durch Kauf an sich gebracht hatte, setzte er sein Geschäft fort, bis er am 9. Januar 1623 mit Hinterlassung eines sehr bedeutenden Vermögens starb. Seine Officin auf dem Flachsmarkte aber ging nun an Hermann Moresius über und nach diesem scheint der Drucker Nikol. Heil dieselbe an sich gebracht zu haben, denn in den Schlußschriften der aus seiner Presse hervorgegangenen Werke setzte er zu seinem Namen die Worte „auf dem Flachsmarkte“. Von diesem 1686 an Christoph Kugler gelangt, vermachte sie dieser 1692 an die Jesuiten, welche sie 1698 auf kurfürstlichen Befehl zu verkaufen gezwungen wurden. Von den aus den Pressen des L. ausgegangenen Werken sind besonders zu erwähnen die 1609 auf Kosten des Kölnischen Buchhändlers Anton Hierat (s. Bd. XII, S. 389) gedruckten: „Opera omnia St. Bonaventurae“, 6 Bde., Fol., von anderen verdienen eine Anzeige: „Catholisch Cantual oder Psalmbüchlein“, 1605, 8°; „Missale Moguntinum“, 1600, Fol. und „Rosetum Marianum oder Vnser lieben Frawen Rosengärtlein“, 1609, 4°. Sein Insigne war: die neun Musen mit dem Apollo in der Mitte, musicirend. Mit unserem Drucker darf nicht verwechselt werden Andreas Lupp (Luppius), Buchhändler zu Wesel, um das J. 1692.

Schaab, Gesch. d. Erf. d. Buchdruckerkunst, III. 429–433. Clessius, Elenchus, I. 145. Geßner, Buchdruckerkunst, III. 319–322. Metz, Gesch. des Buchhandels, S. 244–245. Weller, Ann. II, 65. 67.