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Artikel „Meydenbach“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 548–549, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meydenbach,_Jakob&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:44 Uhr UTC)
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Meydenbach: M. oder Medinbach, ein Name, der in der ältesten Buchdruckergeschichte eine Rolle spielt. Historisch sicher ist zwar nur die Person des Jakob M., eines Mainzer Bürgers, welcher im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in seiner Vaterstadt als Drucker thätig war. Seinen Namen tragen allerdings nur zwei Druckwerke: der Hortus sanitatis von 1491, ein Folioband mit vielen Holzschnitten, und Gregorii pape in psalmos penitentiales explanatio von 1495. Doch gehören ihm sicher auch manche undatirte Drucke zu; Helbig (Bibliophile belge 1876 p. 24–34) zählt deren sieben auf, alle aus den Jahren 1490–1495. – Größere Bedeutung hätte ein anderer Träger des Namens (jedoch nur in der Form Medinbach), Johannes, wenn die Nachrichten über ihn alle zuverlässig wären. Serarius, Moguntiacae res, Mog. 1604. p. 162 sq. berichtet von ihm, daß er mit Joh. Fust und andern Mainzer Bürgern Gutenberg bei seinen Versuchen finanziell unterstützt habe (… qui [sc. Gudenberg] cum omnem substantiam suam propter artis difficultatem fere profudisset, tandem auxilio Joannis Fusth, Joannis Medinbach et aliorum concivium adiutus rem perfecit). In Seb. Münsters Cosmographie (Ausg. Basel 1614 S. 907) erscheint M. mit Fust als Gehilfe Gutenbergs und nach Fournier, Diss. sur l’origine et le progrès de l’art de graver en bois, Paris 1758, wäre er ein Briefmaler und Formschneider gewesen, welcher den Meister von Straßburg nach Mainz begleitet hätte. Letztere Angabe finden wir auch bei Murr, Journal zur Kunstgeschichte II., Nürnb. 1776, S. 139, welcher dabei zu berichten weiß, daß M. die Anfangsbuchstaben des Psalters von 1457 geschnitten habe. Ebenso sollen nach Andern auch die Holzschnitte einer 1502 in Straßburg erschienenen Apokalypse von unserem M. herrühren. Bei den wenigsten dieser Angaben läßt sich controliren, ob sie wirklich auf Quellen zurückgehen oder ob sie nur Ausschmückung der ältesten Nachricht, beziehungsweise darauf gegründete Vermuthung sind; und soweit solche Controle möglich ist, ist das Resultat ein ungünstiges. So ist, wie Nagler, Künstler-Lexicon IX. S. 207 f. nachweist, die letzterwähnte [549] Notiz von den Holzschnitten der Apokalypse falsch; und ebensowenig hält die Angabe bei Münster einer nähern Prüfung Stand. Dieselbe findet sich nämlich, was bisher übersehen wurde, nicht in den älteren Ausgaben der Cosmographie, sondern erst, soviel sich feststellen ließ, in denen des 17. Jahrhunderts und sieht man genauer zu, so ergiebt sich mit höchster Wahrscheinlichkeit, daß sie mit dem ganzen Zusatz, dem sie angehört, aus Serarius genommen ist, dessen Bericht dabei z. Th. ungenau wiedergegeben wird. Serarius selbst aber, dieser nunmehr älteste Gewährsmann, nennt zwar seine Quelle, ein Manuscript über Mainzer Dinge (obiges Citat ist wörtlich aus demselben genommen), aber er giebt keine nähere Auskunft darüber, so daß auch nach dieser Seite hin eine weitere Prüfung unmöglich ist. Dennoch könnte v. d. Linde irren, wenn er, Gutenberg S. 138, 311 Anm. 544, in sämmtlichen Nachrichten über Joh. M. nur eine Mythenbildung sieht, welche an die historische Persönlichkeit des Jak. M. angeknüpft habe. Man sieht nicht ein, wie gerade dieser unter den gleichzeitigen Mainzer Buchdruckern zu solcher Rolle sollte gekommen sein; und dann ist doch auch die Verschiedenheit der Vornamen bemerkenswerth. Es steht in der That auch, soviel wir finden, nichts im Wege, der ältesten Nachricht bei Serarius Glauben zu schenken, wornach denn Joh. M. durch seine finanzielle Betheiligung an Gutenbergs Unternehmung zur Verwirklichung der großen Erfindung und somit zu ihrem endlichen Gelingen wesentlich beigetragen hätte. Damit dürfte aber auch sein ganzes Verhältniß zur Buchdruckerkunst bezeichnet sein.