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Artikel „Lioba“ von Heinrich Hahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 725, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lioba&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:34 Uhr UTC)
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Lioba (auch Leobgytha, früher Truthgeba genannt und lat. mit dilecta und caritas bezeichnet), gehört zu der nicht geringen Zahl angelsächsischer Frauen, die sich von Bonifaz besonders in seiner Jugendzeit mächtig angezogen fühlten und theils in engem Briefverkehr ihm ihr unbegrenztes Vertrauen bekundeten, theils als seine treuen Helferinnen bei seinem Bekehrungswerk in Deutschland wirkten. Sie stammt aus den südwestlichen Gebieten der Angelsachsen und zwar von edler Familie. Mit ihrem Vater Dynne, der ihr schon früh starb, und ihrer Mutter Aebba war Bonifaz verwandt; mit ihr selbst stand er in innigstem Freundschaftsverhältniß und in brieflichem Verkehr. Keinesfalls war sie, wie mitunter vermuthet wird, seine Schwester. Ihre Erziehung erhielt sie im Kloster Wimborn in Dorchester unter einer strengen Aebtissin Tetta. Nach der Sitte der Zeit empfing sie auch Unterricht in der Verskunst und zwar von Eadburga. Auch in der heiligen Schrift, wie in der Klosterregel zeigte sie sich stark bewandert. Sie vereinte mit einem schönen Aeußern hellen Verstand, rasche Entschlossenheit und edle Weiblichkeit. Durch alle diese Eigenschaften zu einem brauchbaren Werkzeug für Bonifaz geschaffen, wurde sie auf seinen Wunsch von Tetta nach Deutschland gesandt. Hier ward sie Aebtissin des Frauenklosters Bischofsheim an der Tauber und anderer Klöster und machte sich um die Erziehung vieler Töchter edler Familien verdient. Bonifaz, dem sie bis zu seinem Tode nahe stand, empfahl sie vor seiner letzten Missionsreise dem Schutze seines Lieblingsschülers Lul und wünschte eine gemeinsame Begräbnißstätte für sich und sie in Fulda. Wegen ihrer Weisheit und Liebenswürdigkeit wurde sie von Pippin, Karl und dessen Gemahlin Hildegard geschätzt und weilte öfters gegen ihre Neigung am Hofe. Wegen hohen Alters legte sie die Leitung der Klöster nieder und hielt sich in Schonersheim bei Mainz, einem Lehn Karls und Hersfelds, auf. Nach ahnungsvollem Abschied von ihrer königlichen Freundin, die ihr bald in den Tod folgte, starb sie am 28. September 782 (nach andern 779 oder 780). Sie ward Bonifaz’ Wunsche gemäß in Fulda beigesetzt, ihre Gebeine aber später von Rhabanus nach dem Petersberge übertragen. Ihr Leben beschrieb etwa im J. 843 Rudolf, der bekannte Geschichtsschreiber Fuldas, auf Veranlassung Rhaban’s und auf Grund älterer Aufzeichnungen. Ergänzungen dazu findet man in der Briefsammlung des Bonifaz.

Quellen: Rudolfi vit. Liobae (Mabillon A. SS. III, 2, 245; Bolland., A. SS. Sept. VII, 748; vgl. Wattenbach, G.Q. I³, 179, Ebert, Litt. d. M. A. II, 332), Uebersetzung und Einleitung von Arndt (Geschichtschreiber d. deutschen Vorzeit) 1863, und Jaffé, Mon. Mog. ep. Bonif. Nr. 23, 91, 93, 97, 139 (vgl. Forsch. z. D. Gesch. XXI, 392 f.). – Rettberg, Kirchengesch. Deutschl. II, 336 f. und K. Zell, Lioba u. s. w. 1860. – H. Hahn, Bonifaz und Lul, 1883, S. 132 ff.