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Artikel „Lindeberg, Peter“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 672–673, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindeberg,_Peter&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 02:17 Uhr UTC)
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Lindeberg: Peter L., auch Lindenberg genannt, war als Sohn des Kaufmanns und späteren Rathsherrn Kaspar L. (1567–80) am 16. März 1562 zu Rostock geboren. Da dort damals eine höhere Schule nicht existirte, so sandte ihn sein Vater zur Fürsten- und Domschule nach Schwerin, welche unter M. Bernhard Hederich (s. Allg. d. Biogr., Bd. XI. S. 222,) blühte, hier legte sich L. auf Specialgeschichte und besonders auf die lateinische Poetik. 1578 im October wurde er in Rostock immatriculirt und trat in das Collegium Porta coeli, sonst auch Pädagogium genannt, etwa unseren Gymnasialoberclassen gleich. 1583 begann er seine großen Reisen mit Empfehlungen des älten Posselius und des Caselius (s. Allg. d. Biogr., Bd. IV. S. 40) zunächst bis nach Rom; eine Ausdehnung bis Constantinopel hinderte die vorzeitige Abreise des türkischen Gesandten, der ihn mitnehmen wollte. Später durchreiste er die skandinavischen Reiche; 34 Universitäten und deren Bibliotheken, nebst vielen anderen der letzteren hatte er so besucht. Ueberall übte und zeigte er sich als lateinischer Poet, und es ist einzuräumen, daß seine Verse gewandt und selbst [673] zierlich sind. Die poetischen Ergebnisse seiner ersten Reise veröffentlichte er 1586 in seinem „Hodoeporicon“, das später der allgemeinen Sammlung seiner Gedichte ἡδυσμάτων partes tres, Hamburg 1592, größtentheils einverleibt wurde. Denselben Reiseerinnerungen gehören seine Epigrammata an, welche er 1587 in Rostock erscheinen ließ und dem „prorex Cimbriae“, dem bekannten Statthalter in Holstein Heinrich Rantzau, widmete. Des letzteren Bekanntschaft machte er bei dessen Schwiegersohne, dem königlichen Rath Nicolaus v. Alefeldt, bei dem er eine Hauslehrerstelle auf Caselius’ Empfehlung erhalten hatte. Seit dieser Zeit blieb er eng mit Rantzau verbunden, dessen Streben nach litterarischer Größe und nach weitgepriesenem Mäcenatenthum einen Kreis von Gelehrten um ihn sammelte und verbunden hielt, die ihrerseits Ruhm von der Freundschaft des berühmten großen Herrn, namentlich aber auch pecuniäre Förderung hofften. Rantzau ließ später Ausgaben von Lindeberg’s Werken auf seine Kosten drucken, andererseits verherrlichte L. dessen Baulust und Kunstliebe in der Hypotyposis arcium, palatiorum etc. etc., die Rantzau gebaut und angelegt habe. Nicht weniger wurde diese Verherrlichung in den „Commentarii rerum memorabilium in Europa ab anno etc. (1586–91)“ fortgesetzt. Aus dem Alefeldt-Rantzau’schen Hause kehrte L. 1591 nach Rostock zurück und übernahm, wahrscheinlich wegen zerrütteter Vermögensverhältnisse, das Geschäft seines Vaters, das vermuthlich bis dahin sein Bruder gehabt hatte, hielt sich aber auch ferner zu den Gelehrten und zur Universität, heirathete 1593 Elisabeth Dalbitz (Dalwitz), und reiste im Interesse seines Schwiegervaters 1595 nach Speier, um einen Proceß durch seine Verbindungen beim Reichskammergericht zu Ende zu bringen. Die Lobredner haben diese fragliche Sache zum Preise seiner juristischen Kenntnisse aufgebauscht. Unterwegs krönte auf Veranlassung Rantzau’s Paulus Melissus als palatinus caesareus, nicht als Vorstand eines deutschen Dichterbundes, ihn als Dichter. Er starb am 16. Juli 1596 mit Hinterlassung eines Sohns Kaspar. Die Arbeit seiner letzten Jahre, die erste gedruckte Rostocker Chronik, hat seinen Ruf lebendig erhalten; als Vorläufer hatte er einen Auszug als „Topographia Rostochii“ in Rostock 1594 herausgegeben, der mit einem Kupferstich von Rostock nachher in Georg Braunius’ Civitates orbis terrarum wieder erschien. Das außerordentlich hoch gerühmte „Chronicon Rostochiense postumum, quinque libris absolutum“ erschien, wie der Titel zeigt, erst nach seinem Tode, 1596 bei Stephan Myliander (Möllmann); der Magister Nicolaus Petraeus, später Consistorialrath in Ratzeburg, hat die Ausgabe sehr liederlich besorgt. Die früher viel gebrauchte Chronik cursirte auch in einer deutschen Uebersetzung in vielen Abschriften, und aus der letzten ist 1677 ein vom Notar Heino Meyer besorgter Auszug auch gedruckt erschienen. Heute ist die Chronik mit Ausnahme weniger Notizen fast werthlos geworden.

Sein Vater Kaspar L. gehörte in den Pastoren-Unruhen von 1559–66 zu den Bürgern, welche den extremsten Orthodoxen folgten und mit ihnen die Gemeinde gegen den Rath aufrührten. Ein Verwandter M. Johannes L. blieb als Geistlicher bei der alten Lehre und war als Domherr und Senior des Rostocker Domcapitels von 1550–57 einer der Hauptführer der Katholiken neben Danckwardi (s. Allg. d. Biogr. Bd. IV. S. 725).

Die Nachweise s. in Robert Tetzner, Peter Lindeberg und seine Rostocker Chronik. Rostocker Doctordiss. 1878, übrigens mit Vorsicht zu gebrauchen. Sie macht z. B. den Draconites (s. Allg. d. Biogr. Bd. V. S. 371) zum Führer der Katholiken in Rostock! Lisch, Jahrb. Vgl. Reg. über 1–30.