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Artikel „Kugler, Bernhard (von)“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 417–418, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kugler,_Bernhard&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 16:20 Uhr UTC)
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Kugler: Bernhard (von) K., der am 14. Juni 1837 in Berlin geborene Sohn des Kunsthistorikers Franz K., hat in Greifswald, München und Tübingen studirt und sich hier 1861 als Privatdocent der Geschichte niedergelassen. Als Halbbruder von Adolf Wilbrandt, als Schwager von Paul Heyse hat er daneben vielseitige litterarische Beziehungen unterhalten, die nicht ohne Einfluß auf seine Darstellungsart geblieben sind. Sein hauptsächlichstes Arbeitsgebiet war die Geschichte der Kreuzzüge, die er in Schriften und Aufsätzen, namentlich in der Historischen Zeitschrift, behandelte. Er begann 1862 mit Boemund und Tankred, dann folgten Komnenen und Kreuzfahrer, Studien zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs, Pontificalis historia, Analekten zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs, 1880 seine Geschichte der Kreuzzüge. Es gelang ihm, mancherlei Aufschlüsse und Anregungen zu geben; das Hauptwerk wurde als gründlich und lebendig anerkannt. Eine Decanatsschrift (1883) brachte neue Analekten zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs. Mit besonderer Vorliebe beschäftigte sich K. mit dem phantastischen Schilderer des ersten Kreuzzugs Albert v. Aachen: Peter der Eremit und Albert v. Aachen, Analekten zur Kritik A. v. A., Eine neue Handschrift A. v. A., Die deutschen Codices A. v. A. (noch 1894). Daneben widmete sich K. der württembergischen Geschichte. Er veröffentlichte 1865 Ulrich, Herzog von Württemberg, ein Büchlein voll seltsamer Bewunderung seines Helden, 1868 u. 1872, in 2 Bänden, Christoph, Herzog von Württemberg, das nüchterner und sachlicher gehalten ist, aber keine klare Anschauung bietet. Eine Nebenfrucht waren seine Urkunden zur Geschichte des Herzogs Christoph von Württemberg und des Wormser Fürstentags von 1552. Das Jubiläum der Universität Tübingen 1877 gab ihm noch Gelegenheit, durch Schilderung der früheren Jubiläen anmuthige Culturbilder aus drei Jahrhunderten zu entwerfen.

Auf dem Gebiet der deutschen Geschichte bewegte sich K. mit seiner Abhandlung zur Beurtheilung der deutschen Kaiserzeit (1867), seinem Wallenstein (der Neue Plutarch X). 1881 gab er zusammen mit Graf Stillfried das Prachtwerk: „Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland“ heraus, 1888 „Kaiser Wilhelm und seine Zeit“. Namentlich in diesen volksthümlicheren Arbeiten zeigte sich der Schwung und die Pracht seiner Sprache. Auch in den Vorlesungen fesselte er mehr noch durch den Fluß der Rede als durch die Auffassung des Gegenstands; er war trefflich geeignet, Zuhörer, die bei ihm weniger Fachstudien treiben wollten als allgemeine Bildung und Belehrung suchten, für die Geschichte zu interessiren.

K. wurde 1867 zum außerordentlichen, 1874 zum ordentlichen Professor [418] ernannt und blieb Tübingen treu, obgleich Rufe nach auswärts nicht fehlten. Im Frühjahr 1896 mußte er auf das Halten von Vorlesungen verzichten; am 7. April 1898 ist er in Tübingen gestorben.

Schwäbischer Merkur 1898, S. 97.