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Artikel „Kries, Friedrich Christian“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 167–169, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kries,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:24 Uhr UTC)
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Kries: Friedrich Christian K., bekannter Mathematiker, geb. den 18. Octbr. 1768 zu Thorn in Westpreußen, erhielt den ersten wissenschaftlichen Unterricht auf dem dortigen Gymnasium, welchem sein aus Gotha gebürtiger Vater, Joh. Albin K., als Rector vorstand. Nachdem er hier besonders die alten Sprachen eifrig betrieben hatte, widmete er sich seit Ostern 1786 in Leipzig den theologischen und philologischen Studien, besuchte aber daneben auch philosophische und mathematische Vorlesungen. Zu Ostern 1787 siedelte er nach Göttingen über, wo er dritthalb Jahre verblieb. Er gab jetzt die Theologie ganz auf und wandte sich hauptsächlich den classischen Sprachen zu, indem er zugleich in das von Heyne geleitete philologische Seminar eintrat. Indessen ließ er doch auch die Philosophie, Mathematik und Naturkunde nicht aus den Augen und fühlte sich namentlich durch Lichtenberg’s physikalische Vorträge angezogen. Am 2. Novbr. 1789 übernahm er, durch Heyne empfohlen und durch Lichtenberg ermuthigt, an Stelle des nach Jena berufenen Joh. Heinr. Voigt das spärlich besoldete Amt eines Collaborators (untersten Lehrers) am Gymnasium zu Gotha und fühlte sich in seinem neuen Wirkungskreise bald heimisch. An dem Generalsuperintendenten Löffler, an Friedr. Jacobs, Friedr. Wilhelm Döring u. A. fand er wohlmeinende Freunde, verheirathete sich 1806 und lehnte mehrfache Anträge von auswärts ohne Bedenken ab. Am Gymnasium ertheilte er den mathematischen Unterricht in allen Classen, sowie den physikalischen in der Selecta; überdies lehrte er Lateinisch in den oberen Classen, ferner eine Zeit lang auch Geschichte, Philosophie und italienische Sprache. Von der untersten Stufe rückte er allmählich und zwar im J. 1819 zur ersten Professur empor. Am 1. April 1801 wurde ihm zudem noch die Lehrstelle für Mathematik und Physik am Schullehrerseminar übertragen. Diese Stellung war eine vom Director fast unabhängige und daher für K. sehr angenehme, wenn auch für die Einheit des Lehrganges nicht immer ersprießliche. Bei noch frischer Körperkraft konnte er den 2. Novbr. 1839 die 50jährige Gedächtnißfeier seines gothaischen Schulamtes begehen, zu welcher er von verschiedenen Seiten, unter [168] Anderen auch von Friedr. Jacobs, durch besondere Schriften beglückwünscht wurde. Zu Ostern des folgenden Jahres trat er in den Ruhestand und empfing bei diesem Anlasse den Hofrathstitel; dagegen setzte er den Unterricht am Seminar bis zu seinem Tode fort. Der letztere erfolgte am 29. Mai 1849. – K. hat sich durch seine Schriften um die von ihm vertretenen Wissenschaften kein geringes Verdienst erworben. Seine klar und faßlich gehaltenen Lehrbücher fanden vielfach Verbreitung in den Schulen und erlebten wiederholte Auflagen. Von diesen sind zu nennen: „Rechenbuch für Bürger- und Landschulen“, 1803 (3. Aufl., mit 2 Kupfertafeln 1827); „Lehrbuch der Naturlehre für Anfänger. Nebst einer kurzen Einleitung in die Naturgeschichte“, 1803 (8. Aufl. 1844); „Lehrbuch der Physik für gelehrte Schulen. Mit Holzschnitten“, 1806 (5. Aufl. 1831); „Gründliche Anweisung zur Rechenkunst für Geübtere. Nebst einer kurzen Einleitung in die Geometrie. Mit 2 Kupfertafeln“, 1808 (4. Aufl. 1835); „Lehrbuch der reinen Mathematik. Mit Holzschnitten“, 1810 (9. Aufl. von Prof. Karl Kuschel, 2 Thle., 1862–64); „Lehrbuch der mathematischen Geographie. Mit 7 Kupfertafeln“, 1814 (2. Aufl. 1827); „Sammlung physikalischer Aufgaben nebst ihrer Auflösung“, 1843. – Eine zweite Gruppe bilden die in Buchform erschienenen streng wissenschaftlichen Abhandlungen und populären Vorlesungen: „Von den Ursachen der Erdbeben, eine Preisschrift zur Beantwortung der Frage: Welches sind die nächsten Ursachen des Erdbebens? Muß man die elektrische oder die galvanische Kraft mit unter diese Ursachen zählen, oder sind die Erscheinungen, welche man nicht selten bei Erdbeben wahrnimmt, für Mitwirkungen der nämlichen Ursachen zu halten?“ 1820 (1827 zu Leipzig mit der folgenden Abhandlung wiederholt); „Von den magnetischen Erscheinungen“, 1827; „Vorlesungen über die Naturlehre für Frauenzimmer“. 3 Bde. Mit 11 lithogr. Tafeln, 1832–36. – Von Uebersetzungen hat K. geliefert: Leonhard Euler’s Briefe an eine deutsche Fürstin über verschiedene Gegenstände aus der Naturlehre. Aus dem Französischen. 3 Thle. 1792–94; Georg Adam’s Anweisung zur Erhaltung des Gesichts etc. Aus dem Englischen mit Zusätzen und Anmerkungen. Mit einer Kupfertafel, 1794 (2. Aufl. 1800); Lehrbegriff der Schwimmkunst von Oronzio de Bernardi. Aus dem Italienischen mit Anmerkungen, 2 Bde. Mit Kupfern, 1797; (mit Christian Wilh. Jacobs, s. den Art.) Stedman’s Nachrichten von Surinam etc. Aus dem Englischen, 1797; (mit demselben) Anton Pigafetta’s Beschreibung der von Magellan unternommenen ersten Reise um die Welt. Aus dem Französischen. Mit Karten. 1801; William Scoresby’s des Jüngeren Tagebuch einer Reise auf den Wallfischfang etc. Mit 9 Tafeln Abbildungen und einer Karte, 1825. – Eine andere Reihe von Schriften wurde durch besondere das Gymnasium berührende Anlässe hervorgerufen. Bei der Ueberweisung der von Herzog Ernst II. nachgelassenen physikalischen Instrumente an diese Anstalt veröffentlichte er eine „Kurze Nachricht von der Entstehung und Beschaffenheit des physikalischen Apparats des Gymnasiums zu Gotha nebst einigen Bemerkungen über Zweck und Gebrauch solcher Apparate überhaupt“, 1814. Auch erschienen die Reden im Drucke, welche er bei der Todtenfeier des Herzogs August (1822) und seines Nachfolgers Friedrich IV. (1825), bei dem Einzuge Ernst’s I. von Sachsen-Coburg und bei der Gedächtnißfeier F. W. Döring’s (1837) gehalten hatte. Des letzteren 50jähriges Magisterjubiläum (1831) veranlaßte ihn zu einer Gratulationsschrift, welche eine „Descriptio splendidissimae aurorae borealis d. VII. Jan. MDCCCXXXI observ.“ enthält. Als Döring am Ende des nächsten Jahres das Fest seiner 50jähr. Amtsführung beging, widmete er ihm die Schrift: „Disputantur quaedam de Horat. Odar. I. carm. 28. et de Archyta, annexa expositione numerorum in Archimedis arenario exhibiti“ (1832). – Seine dankbare Erinnerung an seinen früheren Lehrer G. Chr. Lichtenberg bezeugte er durch die mit dessen [169] Bruder unternommene Herausgabe der „Vertheidigung des Hygrometers und der Deluc’schen Regentheorie“ (1800) und der „Vermischten Schriften“ des ersteren (9 Thle. 1800–1806), von denen er besonders die vier letzten Bände physikalischen und mathematischen Inhalts besorgte. – Endlich lieferte K. noch zahlreiche Beiträge zu verschiedenen periodisch herauskommenden Werken: so seit 1787 Recensionen in Nicolai’s Allgemeine deutsche Bibliothek, ferner wissenschaftliche Abhandlungen in den Gothaischen Hof-Kalender (1796), in die Allgemeinen geographischen Ephemeriden (1799), in v. Zach’s Monatliche Correspondenz (Bd. II u. XXIII, 1800 u. 1811), in Voigt’s Magazin für den Zustand der neuesten Naturkunde (Bd. VII–XI, 1804 ff.), in Gilbert’s Annalen der Physik (XIX, XXII, XXIII u. LXXI, 1805, 1806 u. 1819), in Oken’s Isis (1823), in Kastner’s Archiv für die gesammte Naturlehre (Bd. II, 1824), in Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie (Bd. V, XII, LII, 1825, 1828, 1841) und in die Acta Societatis Jablonovianae (tom. IV. 1832).

Chr. Ferdinand Schulze, Geschichte des Gymnasiums zu Gotha, 1824, S. 290, 301, 307, 309. – Frid. Kriesio … d. II. Novbr. 1839 gratulatur Frid. Jacobs. Gothae 1840 (dasselbe deutsch: Rückblick auf siebzig Jahre. Glückwunsch an Herrn Friedr. Kries … am 2. Novbr. 1839, von Fr. Jacobs. Aus dem Latein. übers. von L. Köllner. Gotha [1840]). Anfang und Schluß. – Fr. Jacobs, Vermischte Schriften, 7. Bd.: Personalien, Leipz. 1840, S. 37 u. 296–297. – N. Nekr. 27 (1849), S. 389–391. (Von Heinr. Döring.) – Poggendorff, Handwörterbuch, I. 1319 f. – A. Zeyß, Zur Geschichte des Lehrerbildungswesens im Herzogthum Gotha, Gotha 1880, S. 35, Anm. 1 u. S. 65.