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Artikel „Kriehuber, Josef“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 166–167, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kriehuber,_Josef&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 16:25 Uhr UTC)
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Kriehuber: Josef K., Porträt- und Landschaftsmaler, geb. zu Wien am 14. December 1801, † am 13. October 1871[1], zeigte schon als siebenjähriger Knabe ein ungewöhnliches Zeichnentalent, das sich zuerst unter der Leitung seines älteren Bruders entwickelte. Nach fünfjährigem Besuche der Akademie der bildenden Künste, wo er unter dem Einflusse H. Füger’s stand, versuchte K. sein Glück in der Fremde und ging 1818 nach Galizien und Congreßpolen, wo er Unterricht im Zeichnen ertheilte und sich im Pferdezeichnen nach der Natur übte. In Folge der geringen Aussichten zu einem entsprechenden Fortkommen kehrte der Künstler 1822 wieder nach Wien zurück. Auf sich selbst angewiesen, arm und ohne einflußreiche Freunde, verdingte sich K. dem Kunsthändler Trentsenky zu lithographischen Arbeiten für dessen Kunstverlag. Gleichzeitig besuchte er neuerdings die Akademie, um sich in der Miniatur- und Aquarellmalerei zu vervollkommnen. Wiewol K. als Miniaturmaler ein Rivale Daffinger’s wurde, so begründete er doch durch seine lithographischen Porträts seine Bedeutung als Künstler. Er erlangte durch seine außerordentliche Begabung und seinen großen Fleiß eine solche Meisterschaft, daß er der vorzüglichste Bildnißlithograph Oesterreichs und Deutschlands wurde. In den J. 1830–35 besaß er darin bereits einen solchen Ruf, daß er die ihm zu Theil gewordenen Aufträge nur mit Anwendung des ausdauerndsten Fleißes und mit Hülfe seiner ungewöhnlichen Leichtigkeit im Schaffen bewältigen konnte. Fast alle Mitglieder des Kaiserhauses, [167] ja die Mehrzahl der österreichischen Staatsmänner, Generäle, Kirchenfürsten, Gelehrten, Dichter, Künstler etc. der J. 1830–60 ließen sich von K. lithographiren und viele, die ihm nicht sitzen konnten, sandten ihre Oel- oder Aquarellbilder ein, nach welchen der Künstler Lithographien anfertigen mußte. So entstanden Tausende von Werken, die, abgesehen von ihrem künstlerischen Werthe, in ihrer Gesammtheit die Wiener Gesellschaft der J. 1830–60 in ihren hervorragendsten Koryphäen repräsentiren. K. war auch ein tüchtiger Aquarellist im Landschaftsfache. Er betrieb letzteres in seinen Mußestunden zur Erholung mit einem feinem Sinne für die Natur und für Naturschönheiten auf seinen Reisen nach Oberösterreich, Salzburg, Tirol, der Schweiz und Oberitalien. Unter den Aquarelllandschaften des Künstlers haben einen eigenartigen Charakter seine Praterstudien. Nach dem J. 1860 verringerte sich die Ergiebigkeit seines künstlerischen Schaffens. Die Erfolge der Photographie beeinträchtigten K. und der einst hochgefeierte Künstler wurde kaum so viel beschäftigt, daß er für sich und seine zahlreiche Familie sein Auskommen fand. Kriehuber’s Bedeutung als Künstler liegt darin, daß er in seinen Bildnissen der geistigen Individualität der darzustellenden Persönlichkeiten vortrefflichen Ausdruck gab und sich daher nicht blos auf mechanische äußere Aehnlichkeit beschränkte, erstere mit einer gewissen Vornehmheit ausführte und daß er seine Technik virtuos zu behandeln verstand. Er war kein Kunsthandwerker, sondern blieb bis an sein Ende ein Künstler im edelsten Sinne des Wortes.

Vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon, XIII. 219. R. v. Eitelberger, Kunsthistorische Schriften, I. 90.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. Kriehuber, Jos. XVII 166 Z. 19 v. u. l.: † am 30. Mai 1876 (statt 13. Okt. 1871). [Bd. 56, S. 397]