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Artikel „Kind, Friedrich“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 742–743, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kind,_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 14:05 Uhr UTC)
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Band 15 (1882), S. 742–743 (Quelle).
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Kind: Johann Friedrich K., Dichter, bekannt namentlich als Verfasser des Freischütztextes, geb. am 4. März 1768 zu Leipzig, † am 25. Juni 1843 zu Dresden. K., der der Sohn eines kenntnißreichen Stadtrichters war, erhielt seine Ausbildung auf der Thomasschule seiner Vaterstadt und wurde zugleich mit dem später als Schriftsteller bekannt gewordenen A. Apel von dem Conrector als Gehülfe bei der Bücherausgabe in der Rathsbibliothek verwendet. Dadurch erhielt [743] er Gelegenheit eine große Menge von Büchern kennen zu lernen, in denen ihm u. A. auch bereits die nachmals von ihm behandelte Freischützsage aufstieß. Nach Absolvirung der Schule studirte er in Leipzig Jura, promovirte als Doctor und kam 1789 als Volontär an das Justizamt in Delitzsch. Einige Jahre nachher gab er indessen die Beamtencarriere auf, um sich 1793 als Advokat in Dresden niederzulassen. 1816 machte er sich auch von dieser Stellung frei und lebte ausschließlich der Litteratur, seit 1818 zum Hofrath ernannt. K. war ein wenig tiefer Dichter, in dessen Arbeiten die Romantik, kraftlos, verwässert und verdünnt zu Tag trat, aber ein reger Arbeiter, der sich nicht damit begnügte, eine Menge selbständige Schriften in die Welt zu schicken, sondern auch Taschenbücher und Zeitschriften mit Beiträgen versorgte und seit 1815 das Becker’sche Taschenbuch, von 1815–1819 „Die Harfe“ (Lpz. 8 Bde.), 1821 und 1822 die Monatsschrift „Die Muse“ (ebd. 2 Bde.), von 1817–1826 mit Theod. Hell gemeinschaftlich die Abendzeitung, später auch die Dresdener Morgenzeitung redigirte. Unvergänglich verknüpft ist sein Name mit Weber’s Oper „Der Freischütz“, zu der er den Text geschrieben hat und von deren Schicksalen das von ihm herausgegebene „Freischützbuch“ handelt. Andere Operntexte von ihm sind „Das Nachtlager von Granada“ von Kreutzer und „Der Holzdieb“ von Marschner componirt. Unter seinen Dramen war besonders „Van Dycks Landleben“ (1817) und „Wilhelm der Eroberer“ (1806) ein längeres Bühnenleben beschieden. Seine sonstigen dramatischen Schriften sind „Dramatische Gemälde“ (1802), „Das Schloß Acklam“ (1803), „Der Weinberg an der Elbe“ (1817), „Theaterschriften“ (1821–25, 4 Bde.) und „Schön Ella“ (1828). Einige Dramen finden sich auch in Kind’s Erzählungssammlung „Tulpen“ (1806 bis 1810, 7 Bde.), die er von 1811–16 unter dem Titel „Roswitha“ (4 Bde.), von 1817–19 als „Lindenblüthen“ (4 Bde.) fortsetzte. Sonstige erzählende Arbeiten von ihm sind „Leonardo’s Schwärmereien“ (1792 und 1797, 2 Bde.), „Karlo“ (1801), „Natalia“ (1802–4, 3 Bde.), „Makaria, Atalanta, Kassandra“ (1803, die erste Erzählung von Lafontaine), „Leben und Liebe Ryno’s und seiner Schwester Minona“ (1804 ff., 2 Bde.), „Malven“ (1805, 2 Bde.), „Das Gespenst“ (mit Laun und Schilling (1814), „Erzählungen und kleine Romane“ (1820–27, 5 Bde.), „Liebchen von Waldkron“ (1824), „Sagen, Erzählungen und Novellen“ (1829, 2 Bde.); ferner die Phantasien „Die Körner-Eiche“ (1813), „Gerhard von Kügelgen“ (1820), die Rede mit Chören, „Das Dankopfer“ (1816), die „Cantate zum Jubiläo des Königs“ (1820), endlich schwächliche und weichliche Gedichte (1808, 1817–1825, 6 Bde.) und „Der gute Genius“ (1813). – Aus Kind’s zweiter Ehe entstammte Roswitha K., geb. am 7. August 1814 zu Dresden, † am 4 Novbr. 1843 zu Leipzig, die sich als Dichterin bekannt gemacht hat. Geistig reich beanlagt, genoß Kind’s Tochter vorzüglichen Unterricht und übergab die ersten Proben ihres dichterischen Könnens in der Abendzeitung dem Publikum. Dann betheiligte sie sich auch als Mitarbeiterin an der „Zeitschrift für die elegante Welt“, an den „Rosen“, an den Taschenbüchern „Gedenke mein“, „Iduna“ und „Cyanen“ und gab, nachdem sie sich 1841 mit ihrem Vetter, dem Advokaten Alexander Kind in Dresden vermählt hatte, 1843 einen Band „Gedichte“ heraus, die ihrer Zeit gefielen, aber keinen dauernden Werth besitzen.