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Artikel „Hell, Theodor“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 693–694, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hell,_Theodor&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 15:38 Uhr UTC)
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Hell: Theodor H., Pseudonym für Karl Gottlieb Theodor Winkler, fruchtbarer Schriftsteller und Uebersetzer, geb. am 9. Februar 1775 zu Waldenburg im Schönburgischen, gest. am 24. Sept. 1856 in Dresden. Der Sohn eines gebildeten Geistlichen, hatte H. in Wittenberg Rechtswissenschaft und Geschichte studirt und bekleidete hierauf in Dresden verschiedene Aemter. Einer jener vielseitigen, gewandten und vielbeschäftigten Männer, wie sie uns im vorigen und an der Scheide des neuen Jahrhunderts zum öftern begegnen, fand er sich in allen Sätteln gerecht und bethätigte sich nach den verschiedensten Richtungen hin. Er war – wie die satyrische Schrift eines Zeitgenossen ihn schildert – lyrischer Dichter, Dramatiker, reich an Erzeugnissen wie Wenige, Bühnendirector, Referent in Theatersachen, Referent der italienischen Oper, Cassirer, Redacteur einer gelesenen Zeitschrift, Herausgeber vieler Werke, Uebersetzer, Kritiker, Vorredner, Mäcen und Rathgeber einer großen Menge kleiner Geister, Fleisch-Accisen-Rendant, Secretär und Ordner mehrerer litterarischen Gesellschaften, der leitende Geist einer großen Verlagsbuchhandlung und das Factotum verschiedener Cirkel und Vereine. Dieses nackte Titelverzeichniß schildert H. besser, als ein ausgeführtes Bild. Die Gewandtheit steht bei ihm überall im Vordergrund, aber weder die echte Poesie noch das lodernde Feuer wahrer Kunstbegeisterung wohnten in seiner Brust. Als Dichter zur Gruppe derer gehörend, welche die Romantik in der von weiteren Kreisen gewünschten Verdünnung servirten, haben ihn besonders seine „Lyratöne“ 2 Bde. bekannt gemacht, die 1821 erschienen, zu einer Zeit, als er bereits die meisten Staffeln seiner vom Glück besonnten Laufbahn erklommen hatte. 1796 am Stadtgericht in Dresden angestellt, war er 1801 Canzlist beim Geh. Archiv, 1805 Geh. Archivregistrator, 1812 auch Geh. Archivsecretär geworden. Von einer nach Italien und Frankreich unternommenen Reise zurückgekehrt, nahm er während der Zeit des russisch-preußischen Gouvernements eine Stellung als Secretär der sächsischen Regierungscommission ein, redigirte zugleich das „Generalgouvernementsblatt“ und erhielt den Titel eines russischen Hofraths. Seit 1814 stand er auch dem Theater als Intendant vor und wurde, als der Graf Vitzthum nach der Rückkehr des Königs von Sachsen in diese Stellung einrückte, zum Theatersecretär ernannt (1815). Schon im folgenden Jahr wurde [694] H. auch Secretär bei der Akademie der Künste. Ins Jahr 1824 fällt Hells Ernennung zum sächsischen Hofrath, in die Jahre von 1825–1832 seine Thätigkeit als Regisseur der italienischen Oper, bis endlich 1841 mit seiner Ernennung zum Vicedirector des Hoftheaters die Reihe der auf ihn gehäuften Titel ihren Abschluß findet. Nicht nur durch seine Stellung zum Dresdner Theater war er der Bühne Deutschlands verbunden, sondern mehr noch und in ausgiebigerem Maße als Uebersetzer. Wohlbewandert in der französischen, englischen, italienischen und portugiesischen Sprache, übertrug er eine lange Folge ausländischer Dramen und Operntexte für das deutsche Theater, die jahrelang einen großen Theil von dessen Bedarf deckten, heute freilich fast ausnahmslos vergessen sind. Zum Theil findet man sie in Hells „Dramatischem Vergißmeinnicht“, von dem 1823–1849, 26 Jahrgänge oder Bände erschienen sind. Auch in den 3 Bänden der „Bühne der Ausländer“ (1819 f.) ist Verschiedenes zu finden. Dabei begann er schon 1804 eigne Dramen zu produciren, allerdings nicht im Geringsten mit der Gewandtheit, mit der er übersetzte. (Gesammelt als „Lustspiele“ 1805, 2 Bde., „Neue Lustspiele“ 1808–1817, 5 Bde.) Werthvoll für die Theatergeschichte, aber von größter Seltenheit ist sein von 1815–1835 in monatlichen Heften erschienenes „Tagebuch der deutschen Bühnen“. Von seinen nicht dramatischen Uebersetzungsarbeiten gebührt der Vorrang den in Gemeinschaft mit Fr. Kühn übersetzten „Lusiaden“ des Camoëns (1807) und der Uebertragung von Byrons „Mazeppa“ (1820). Von ihm herausgegebene Taschenbücher sind außer dem schon erwähnten „Dramatischen Vergißmeinnicht“ „Penelope“ (1811 bis 1813, 1815–1848), „Komus“ (1815, 1818, 1820), das „Weimarische dramatische Taschenbuch für größere und kleinere Bühnen“ (1823) u. A. Sie werden an litterarischer Bedeutsamkeit übertroffen von der „Abendzeitung“, die als das erste belletristische Blatt der Restaurationszeit von 1817–1821 vereint mit Fr. Kind, dem Librettisten des „Freischütz“, von 1822–1843 von H. allein herausgegeben wurde.

Ein fast vollständiges Verzeichniß der Schriften Hells findet man in Brümmers deutschem Dichterlexicon 1877, Bd. 2.