Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Holtzmann, Daniel“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 18, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holtzmann,_Daniel&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 03:22 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Holtzmann, Adolf
Band 13 (1881), S. 18 (Quelle).
Daniel Holtzmann bei Wikisource
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2013, suchen)
Daniel Holtzmann in Wikidata
GND-Nummer 129149950
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|18|18|Holtzmann, Daniel|Jakob Franck|ADB:Holtzmann, Daniel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129149950}}    

Holtzmann: Daniel H. (Holzmann), Meistersänger zu Ende des 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts. Zu Augsburg um das J. 1536 (nach Anderen erst 1546) geboren, lebte er in späteren Jahren eine Zeit lang zu Eßlingen, wo er zweimal Schule hielt d. h. nicht als Schullehrer thätig war, sondern als Meistersänger zweimal in einer Singschule der Zunft sich hören ließ. Um das J. 1570 hielt er sich wiederum als Bürger in seiner Vaterstadt auf und betrieb daselbst das Kürschnerhandwerk, verweilte aber schließlich in den Jahren 1580–87 zu Wien, mit dichterischen Arbeiten beschäftigt, woselbst er auch gegen 1620 gestorben zu sein scheint. Weiteres über seine persönlichen Verhältnisse ist bis jetzt nicht bekannt geworden. Holtzmann’s ältestes gedrucktes Werk, das seines ursprünglichen Verfassers wegen, eines apokryphischen Bischofs, zu seiner Zeit in großem Ansehen stand, ist sein „Spiegel der natürlichen Weißheit durch den Bischof Cyrillum“ (Augsb. 1571, 1572, 1574 mit Holzschn.), 95 Fabeln in vierfüßigen gereimten Jamben enthaltend, die jedoch kein anderes Verdienst haben, als daß hier die prosaische deutsche Uebersetzung der lateinischen Fabeln des Cyrillus (älteste latein. Ausg. Ulm 1473. Hain 5906b; deutsche Uebersetzung Basel 1520) in Verse gebracht ist. In diesen letzteren trat H. der Prosaübersetzung, die sich ihrer Kürze und kernhaften Sprache wegen weit besser liest als seine Reimerei, so sklavisch nach und verfällt, wenn er von ihrem wörtlichen Ausdrucke ja einmal abweicht, sogleich und so sehr ins Schaale und Langweilige, daß er sich allerdings auch in der Dichtkunst als bloßer Handwerker zeigt. Seine in äußerst langweilig ausgesponnenen Moralen angebrachte Belesenheit kann ihm eben so wenig zum Verdienste angerechnet werden, denn das war nicht nur Sitte sondern auch Pflicht eines jeden Meistersängers. Doch erheischt es die Billigkeit, auch nicht unverschwiegen zu lassen, daß H. in dem „Beschluß“ zu Ende seines Buches sich selbst über die Unvollkommenheit seiner Reimereien entschuldigt und der Welt und Gott bekennt, daß er ein armer Sünder sei. Ungeachtet dessen hat noch 1782 A. G. Meißner, allerdings im Glauben, daß diese Fabeln Originaldichtungen Holtzmann’s seien, geglaubt, 67 derselben mit Abkürzungen und in modernisirte Prosa übertragen aufs Neue herausgeben zu sollen. Nach einer jedoch vereinzelten Nachricht (Stetten, Kunstgeschichte Augsburgs S. 531) soll H. auch Maler zu Augsburg gewesen sein und er habe „seine Kunst an Cyrilli Spiegel natürlicher Weisheit verschwendet“. Wenn H. jedoch die Holzschnitte, mit denen seine Fabeln versehen sind, selbst verfertigt hat und deßhalb „Maler“ genannt wird, wie Stetten anzudeuten scheint, so beweisen sie freilich eben so wenig Talent für Zeichnung und Schnitt als seine Fabeln Dichtergabe verrathen. In ähnlichem Tone gehalten ist ein anderes seiner Gedichte: „Spiegel vnd klare anzeigung der keyserlichen … Obrigkeit“ (Wien 1582), eine trockne Moralisation mit Citaten aus der heil. Schrift, den Kirchenvätern u. s. w. Noch in hohem Alter gab er heraus eine poetische „Beschreibung von allerley edelgestein vnd glaßwerck“ (Augsb. 1612). Ueber seine anderen Gedichte und handschriftlichen Meisterlieder vergl. die hier folgenden Quellen.[1]

Eschenburg, Denkmäler S. 376–84. Gräter’s Bragur III, 507. Adelung II, 2106–7. Jördens’ Lexikon II, 455–59. VI, 345. Serapeum 1864, 321–25. 1865, 124. Weller, Ann. I. 247, 255, 338, 367; II. 377, 408, 435, 437.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 18. Z. 5 v. u.: v. Prantl hat in den Sitzungsberichten der philos.-philol. und histor. Klasse der k. baier. Akad. d. Wissensch. 1873 S. 843–88 ein Fronleichnamsspiel Holtzmann’s (d. h. eine Beschreibung und gereimte Erklärung der Figuren der Procession) vom J. 1574 veröffentlicht und es mit Nachrichten über den Dichter begleitet. H. nennt sich in dem seiner Abschrift beigefügten Schreiben an den damaligen Rector der Ingolstädter Universität, Cyriac Luz, d. d. [396] München 4. Jan. 1575: „Daniel Holzmann deuttscher poet von Augspurg itziger zeitt f. gn. Hertzog Albrechten in Bayern Diener.“ [Bd. 13, S. 794 f.]