ADB:Hirschfeld, Karl Ulrich Friedrich Wilhelm Moritz von

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Artikel „Hirschfeld, Karl Ulrich Friedrich Wilhelm Moritz von“ von Leopold von Eltester in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 473–474, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hirschfeld,_Karl_Ulrich_Friedrich_Wilhelm_Moritz_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:06 Uhr UTC)
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Hirschfeld: Karl Ulrich Friedrich Wilhelm Moritz v. H., geboren zu Halberstadt am 4. Juli 1791, gestorben zu Coblenz am 13. October 1859, Sohn von Karl Friedr. v. H., erhielt seine Erziehung im Kadettenhause, trat 1806 in das Regiment Garde zu Fuß seines Vaters ein und machte mit ihm den unglücklichen Feldzug des Jahres 1806 mit. Seit 1808 Seconde-Lieutenant, aber auf Halbsold, nahm H. mit seinem älteren Bruder Eugen an den Unternehmen von Dörnberg und Schill 1809 Theil und entging den Verfolgungen der Franzosen nach Niederwerfung dieses Aufstandsversuchs nur mit genauer Noth 1810 nach England. Dort verschaffte Herzog Wilhelm von Braunschweig den beiden Brüdern freie Ueberfahrt auf einem englischen Schiffe nach Cadix, wo sie eine ehrenvolle Anstellung in dem spanischen Dragoner-Regimente Alcantara erlangten. Hier fand sich bald wieder Gelegenheit mit dem so grimmig gehaßten Feinde handgemein zu werden. Eugen, welcher als Rittmeister die Cavallerie der Avantgarde des Generals Sarsfield führte, wurde bei einem Angriffe auf die französische Division Palombini bei Plom unweit Tarragona schwer verwundet und starb am 15. Januar 1811. Der Lieutenant Moritz v. H. hatte sich in demselben Gefechte durch seine waghalsige Tapferkeit so hervorgethan, daß ihm der General Odonell einen Ueberrumpelungsversuch der Citadelle von Barcelona, des Forts Monjuich anvertraute, der aber an der Unzulänglichkeit der Mittel scheiterte. In dem Gefechte von Figueras (14. April 1811) wurde H. verwundet, aber auf dem Schlachtfelde zum Rittmeister befördert. Bei Murviedo (25. October 1811) nochmals schwer blessirt, gerieth er in französische Gefangenschaft. In größtem Elende und unter furchtbaren Entbehrungen sich nur langsam erholend, entfloh er Ende Mai 1812 unter großen Gefahren nach Saragossa, wo ihm, dem mit fünfzehn Wunden bedeckten, kaum mehr Kenntlichen die große goldene Medaille von Figueras zu Theil wurde. Von nun an der Liebling der spanischen Soldaten, focht H. in den Feldzügen 1813 und 1814 bei Tarragona, Barcelona, Urgel, Darna, Davira und bei fast allen kleineren Affairen in Catalonien. Als spanischer Oberst-Lieutenant auf sein Ansuchen am 24. Febr. [474] 1815 entlassen, kehrte er nach Preußen zurück und übernahm dort als Major das Commando des Füsilier-Bataillons, 25. Infanterie-Regiments, noch nachträglich vom Könige von Spanien mit dem Großkreuz des Ordens Karls III. ausgezeichnet. In langer Friedenszeit durchlief H. nunmehr die Stufenleiter militärischer Grade. 1849 wurde ihm, damals General-Lieutenant und Commandeur der 15. Division, unter dem Obercommando des Prinzen Wilhelm von Preußen, die Führung des zum Einmarsche in die Pfalz bestimmten Armeecorps anvertraut und H. rückte am 11. und 12. Juni in vier Divisionen, 20,000 Mann stark, concentrisch von Norden und Westen in das insurgirte Gebiet ein. Die pfälzische Armee, hauptsächlich aus desertirten Soldaten und Freischaaren bestehend (13,000 Mann) sah sich indessen nach einer Reihe von Gefechten, bei Homburg, Kirchheimbolanden, Dürkheim, Ludwigshafen und Rinnthal genöthigt, die Pfalz zu räumen, ging am 18. Juni über den Rhein und vereinigte sich mit dem badischen Heere unter Mieroslawski, welches dadurch zu einer Stärke von etwa 38,000 Mann mit 63 Geschützen anwuchs. Nachdem H. die nur noch von treugebliebenen Officieren besetzte bairische Festung Landau am 18. Juni entsetzt hatte, ging er im Rücken des Feindes am 20. bei Germersheim über den Rhein, bestand am nämlichen Tage das Gefecht von Wiesenthal und am 21. das bedeutendere Treffen bei Waghäusel, wo er mit nur zwei Divisionen die weit überlegene Hauptmacht Mieroslawski’s angriff, zum Rückzuge zwang, ihn in den folgenden Tagen bei Ubstadt, Neudorf und Durlach wiederholt schlug und am 25. Karlsruhe wieder einnahm. Hier vereinigte sich H. mit den beiden anderen Armeecorps unter Gröben und Peucker zu einem entscheidenden Angriffe auf die vereinigten Streitkräfte der Revolutionspartei, welche Mieroslawski in einer festen Stellung hinder der Murg concentrirt hatte. Auf dem rechten Flügel schlug sich hier H. am 28., 29. und 30. Juni 1849 bei Michelbach, Buschweier, Kuppenheim und Muggensturm und vollendete die Auflösung und die Flucht der Insurgenten, sowie die gänzliche Niederwerfung des Aufstandes. – H. erhielt 1851 das interimistische, 1852 das wirklich Commando des VIII. (rheinischen) Armeecorps in Coblenz, begrüßte Namens des Königs Friedrich Wilhelm IV. 1852 Napoleon als Präsidenten der französischen Republik in Nancy, wurde 1856 General der Infanterie und starb zu Coblenz am 13. October 1859. Gewiß ist der Zufall bemerkenswerth, daß ein in Spanien 1811 verlorenes Tagebuch, welches damals in die Hände des französischen Obersten Palombini gekommen war, der sich lange Zeit um den Namen des in dem Tagebuche nicht genannten, nach der Meinung Aller gebliebenen deutschen Officiers bemüht hatte, nach 33 Jahren von dem inzwischen zum österreichischen Feldmarschall-Lieutenant in Mainz avancirten Finder an den Verlierer H. zurückgegeben wurde. Auch die Spanier ehren sein Andenken. Als Hirschfeld’s Sohn, der Major v. H., Spanien 1860 bereiste, wurde ihm auf Befehl der Königin Isabella das Regiment Alcantara, worin sein Vater und Oheim ruhmvoll gedient hatten, im Parademarsche vorbeigeführt.

(Nach den Familienpapieren.)