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Artikel „Hildebrandt, Friedrich“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 403–404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hildebrandt,_Friedrich&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 01:43 Uhr UTC)
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Hildebrandt: Georg Friedrich H., Arzt, ist den 5. Juni 1764 in Hannover geboren. – Mit gründlicher Schulbildung ausgestattet, bezog H. in einem Alter von 16 Jahren die Universität Göttingen, wo er sich dem Studium der Naturwissenschaften und der Medicin, vorzugsweise unter Wrisberg, Blumenbach, Baldinger und Murray widmete, und sich durch fleißige Benutzung der [404] ihm durch die Göttinger Bibliothek gebotenen litterarischen Schätze ein hervorragendes Wissen aneignete. – Im J. 1783 wurde er, nach Vertheidigung seiner verdienstvollen Dissertation „De pulmonibus“ (eine auf eigene Untersuchungen begründete Darstellung von dem Baue und den Functionen der Lunge) promovirt. In Berlin, wohin er sich gewendet hatte, um des Unterrichtes von Walter, Knape und anderen ausgezeichneten Aerzten und Naturforschern theilhaftig zu werden, wurde er mit dem Herzoge von Braunschweig bekannt und von demselben 1786 zum Professor der Anatomie in dem Collegium medicum zu Braunschweig ernannt. Bei seinem Amtsantritte veröffentlichte er seine vortreffliche Schrift „De motu iridis“ und begann nun die Bearbeitung seines „Lehrbuches der Anatomie“, mit welchem er sich ein dauerndes Denkmal in der Wissenschaft gesetzt hat. – Im J. 1793 erhielt H. einen Ruf als Professor der Medicin und Chemie, welche neben der Anatomie seine Lieblingsbeschäftigung gebildet hatte, nach Erlangen, und nach Meyer’s Abgang nach Göttingen übernahm er auch die Professur der Physik. – Diese gehäufte amtliche Beschäftigung, verbunden mit der angestrengten praktischen Thätigkeit eines stark consultirten Arztes, und mit wissenschaftlichen Arbeiten, untergrub die Gesundheit des schwächlichen, von häuslicher Misere heimgesuchten Mannes, so daß er bereits in einem Alter von 52 Jahren, am 23. März 1816, einer auszehrenden Krankheit unterlag. – Mit seiner litterarischen Thätigkeit (ein vollständiges Verzeichniß seiner größeren Arbeiten findet sich in Dict. hist. de la méd. III, 131 und in der unten genannten, von seinem Schwiegersohne Hohnbaum bearbeiteten Biographie) hat sich H. vorzugsweise auf dem Gebiete der Anatomie, Physiologie und Chemie bewegt, demnächst auch einige größere und kleinere der praktischen Medicin zugewandte Arbeiten, so namentlich „Geschichte der Unreinigkeiten im Magen und den Gedärmen“, 3 Bde, 1789–1790; „Primae lineae pathologiae generalis“, 1795 (deutsch e. a.) und „Ueber die blinden Hämorrhoiden“, 1795; ferner ein „Taschenbuch für die Gesundheit“, das in den Jahren 1801–20 in 6 Auflagen erschienen ist, und zahlreiche Journal-Artikel veröffentlicht. Sein Hauptwerk bildet, wie bemerkt, das „Lehrbuch der Anatomie des Menschen“, in 4 Bänden (1789–92, in 2. und 3. Auflage 1798–1800 und 1803, in 4, von E. H. Weber bearbeiteter, sehr vermehrter Auflage 1830–32), ein durch Ausführlichkeit, Gründlichkeit, vortreffliche Disposition und Klarheit in der Darstellung gleichmäßig ausgezeichnetes Werk, das bei seinem Erscheinen alle bis dahin gebräuchlichen Compendien dieser Wissenschaft in den Schatten stellte, in jeder von dem Autor besorgten neuen Auflage in gewissenhafter Weise vervollständigt erschien und durch die Bearbeitung von Weber einen classischen Werth erhalten hat. – In seinem „Lehrbuche der Physiologie“, 1796 (in 5 späteren Auflagen, zuletzt 1828 von Hohnbaum herausgegeben) vertritt er vorwiegend den dynamischen Standpunct im Sinne Blumenbach’s und Reil’s, und in eben diesem Geiste sind auch seine „Anfangsgründe der dynamischen Naturlehre“, 2 Bde., 1807, 1808 (in 2. Aufl. 1821) bearbeitet. Von seinen chemischen Leistungen ist die (in 16 Heften 1799–1818 erschiene) „Encyclopädie der gesammten Chemie“ die bekannteste. H. gehörte mit zu den ersten Chemikern, welche, mit tüchtigen Kenntnissen in diesem Gebiete ausgestattet, den Werth der atomistischen Theorie im Gegensätze zu den eben damals vorzugsweise vertretenen dynamischen Anschauungen richtig erkannt und hervorgehoben haben. –

Ueber sein Leben vgl. eine biographische Skizze in der Salzb. med.-chir. Zeitung 1816. Nr. 61. III. 140 (aus der Allgem. Zeitung entnommen), ferner von Bischof in Schweigger, Journ. für Chemie und Physik. 1819, XXV. S. 16 und Hohnbaum, Friedr. Hildebrandt’s Leben und letzte Krankheit. Mit Bildn. Erlangen 1816.