ADB:Hake, Karl Georg Albrecht Ernst von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hake, Karl Georg Albrecht Ernst von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 394–396, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hake,_Karl_Georg_Albrecht_Ernst_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Haizinger, Anton
Band 10 (1879), S. 394–396 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Georg Albrecht Ernst von Hake in der Wikipedia
Karl Georg Albrecht Ernst von Hake in Wikidata
GND-Nummer 117378208
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|394|396|Hake, Karl Georg Albrecht Ernst von|Bernhard von Poten|ADB:Hake, Karl Georg Albrecht Ernst von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117378208}}    

Hake: Karl Georg Albrecht Ernst v. H., preußischer General der Infanterie und Kriegsminister, am 8. August 1768 auf dem Gute Flatow bei Cremmen im Kreise Osthavelland geboren, wurde 1780 Page bei Friedrich dem Großen, 1785 Fähnrich im Regiment Garde und 1788 Secondelieutenant. Im Februar 1793 in den Generalstab versetzt, erwarb er sich in der Schlacht von Pirmasens den Orden pour le mérite und wurde im J. 1797 auf Empfehlung seines Chefs, des Generallieutenant v. Geusau, wegen von ihm bezeugten „Fleiß, Geschicklichkeit und Application" Capitän. Nachdem er 1799 Inspectionsadjutant beim Feldmarschall v. Möllendorf, 1804 Adjutant beim Prinzen Heinrich geworden, ward er am 1. Mai 1809 an Grolmann’s Stelle Director der 1. Division des allgemeinen Kriegsdepartements, vertauschte diesen Wirkungskreis im Februar des folgenden Jahres mit der Leitung des Militär-Oeconomie-Departements und übernahm daneben im Juni die Geschäfte des Chefs des allgemeinen Kriegsdepartements, welche Scharnhorst abgab. Es war das eine ebenso schwierige, wie eigenthümliche Stellung. Mit den geringen Mitteln, über welche der Staat damals verfügte, sollte auf ganz veränderten Grundlagen ein neues Heer geschaffen werden, dessen Bildung die Franzosen mit argwöhnischen Augen überwachten; es war dem Drängen der auf die Befreiung des Vaterlandes mit ungeduldigem [395] Eifer hinarbeitenden Feuerköpfe zu genügen; es war den Eigenthümlichkeiten des Königs Rechnung zu tragen und dazu waren H. in seinem eigensten Wirkungskreise die Hände gebunden: Scharnhorst, öffentlich zurückgetreten, war und blieb der oberste Leiter der Geschäfte. Daß er unter diesen Verhältnissen die übernommene Aufgabe pflichttreu und gewissenhaft zu Ende geführt hat, muß ihm immer als Verdienst angerechnet werden, wenn er auch zunächst Niemand befriedigte, weder den König, welcher seine zu große Willfährigkeit den Franzosen gegenüber tadelte, noch Scharnhorst, der mehr Vertrauen und unbedingtere Folgsamkeit erwartete, noch sich selbst, dessen beschränkterer Geist die Hoffnungen nicht zu theilen vermochte, welche höher und großartiger angelegte Naturen auf die Erhebung setzten, der die Reorganisation des Heeres vorangehen mußte. Das mangelnde Vertrauen des Königs ward ihm am 4. Mai 1812 Veranlassung um Enthebung von seinem Posten zu bitten, Friedrich Wilhelm III. lehnte dieses Gesuch jedoch ab und verlieh H. unter dem 9. den Charakter als Generalmajor. Als Scharnhorst sich nach Schlesien zurückgezogen hatte, war Hake’s Stellung eine etwas freiere geworden; als dieser aber Anfang 1813 von neuem in Wirksamkeit trat, ward das alte Verhältniß hergestellt; gleichzeitig erhielt H. mit ihm und Hardenberg ein „Commissorium wegen Vermehrung der Armee“. Scharnhorst’s Thätigkeit wurde bald durch den Krieg vollständig in Anspruch genommen und so fiel H. die schwere Aufgabe der Mobilmachung und der Vorbereitungen für den Krieg fast allein zu. Als Oesterreich dem Bündnisse gegen Frankreich beigetreten war, wurde er preußischer Bevollmächtigter im Hauptquartiere des Oberbefehlshabers Fürst Schwarzenberg. Es war das eine Stellung, in welcher der Vertreter einer Kriegführung im Sinne Blücher’s, Gneisenau’s oder York’s Bedeutendes hätte wirken können oder in der ein solcher rasch unmöglich geworden wäre; Hake’s gefügiger und zur Schwarzseherei neigender Charakter ließ ihn die dort herrschenden Ansichten sich selbst zu eigen machen und ihn bis zu Ende des Feldzuges in der Stellung beharren. Bei Ausbruch des Krieges von 1815 ward er Chef der 13. Brigade, welche zum Bülow’schen Corps gehörte, hatte mit derselben an der Schlacht von Waterloo vollen Antheil, übernahm am 22. Juni die Blokade von Longwy und ward am 30. desselben Monats zum Commandirenden des Norddeutschen Bundescorps ernannt, welches die Bestimmung erhielt, die Festungen Sedan, Mezieres und Montmedy zu erobern. Es gelang ihm, die durch die Zusammensetzung seiner Truppe aus verschiedenen Contingenten und durch die mangelhafte Ausstattung mit Belagerungsmaterial bedingten Schwierigkeiten zu überwinden und Mezieres am 10., Sedan am 20. August, Montmedy am 19. September zur Uebergabe zu nöthigen. In rascher Aufeinanderfolge wurden ihm nach Beendigung des Krieges das Commando der Brigade in Danzig, dann das in Glogau und am 20. Mai 1816 das des Armeecorps am Rhein übertragen; die Einbürgerung der neuen Militärverhältnisse, die Schaffung der Landwehrcavallerie und die Errichtung von Kasernen waren Hauptgegenstände seiner Sorge in der letzteren Stellung, welche er am 26. December 1819, als Boyen abgetreten war, von neuem mit der des Kriegsministers vertauschte. Seine Wirksamkeit war dieses Mal eine selbständigere, aber wiederum eine schwierige. Vor allem galt es die allgemeine Wehrpflicht in ihrem ganzen Umfange und das noch neue Institut der Landwehr in der Weise aufrecht zu erhalten, daß die letztere im wesentlichen aus gedienten Soldaten bestand und nicht zu einer Miliz wurde; daneben bereitete ihm die unumgänglich nothwendige Rücksichtnahme auf die Finanzlage des Staates ernste Sorgen. Allen diesen verschiedenen Ansprüchen wußte er Rechnung zu tragen; außerdem schuf er Remontedepots und brachte den Grundsatz zur völligen Durchführung, die Pferde für das Heer im Lande selbst kaufen [396] zu lassen, wodurch das erstere vom Auslande unabhängig wurde und das Geld den eigenen Unterthanen zu Gute kam. Die Verwaltung des Garnisonwesens und den Fourageankauf ordnete er neu, brachte beide Dienstzweige in nahe Beziehung zum Ministerium und schuf dem letzteren in den Intendanturen eine Vertretung den Truppen und dem Civil gegenüber. Anhaltende und gesteigerte Kränklichkeit zwang ihn, um seinen Abschied zu bitten, welcher ihm am 20. Oct. 1833 gewährt wurde. Er ging nach Italien und starb zu Castellamare bei Neapel am 19. Mai 1835, nicht ein Staatsmann ersten Ranges oder ein Feldherr, auch nicht ein organisatorisches Genie, aber ein rechtschaffener Mann und ein rastloser Arbeiter, welcher seinem Vaterlande treue und nützliche Dienste geleistet hat.

M. Lehmann in Handwörterbuch für die gesammten Militärwissenschaften, 4. Band, S. 241, Bielefeld und Leipzig 1878.