ADB:Moellendorff, Wichard von

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Artikel „Möllendorff, Wichard Joachim Heinrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 120–121, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moellendorff,_Wichard_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:33 Uhr UTC)
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Möllendorff: Wichard Joachim Heinrich v. M., preußischer Generalfeldmarschall, am 7. Januar 1724 auf dem väterlichen Gute Lindenberg in der Priegnitz geboren, † am 28. Januar 1816 zu Havelberg, auf der Ritterakademie zu Lüneburg erzogen, machte als Page König Friedrichs des Großen den ersten und als Fähnrich im 1. Bataillon Leibgarde den zweiten schlesischen Krieg mit; bei Soor wurde er schwer verwundet. In Tome II der Histoire de mon tems belobt ihn der König wegen tapferer und geschickter Führung eines Convoi. 1746 ernannte ihn der König zum Capitän beim Regiment Garde. Als solcher focht er bei Roßbach und bei Leuthen, erhielt für die Wegnahme des Dorfes Leuthen den Orden pour le mérite, ward 1758 Commandeur des dritten Bataillons Garde, mit dem er dem Ueberfall von Hochkirch beiwohnte, und 1760 Commandeur des Regiments Garde. Mit diesem focht er bei Liegnitz und bei Torgau, nach ersterer Schlacht wurde er zum Oberstlieutenant befördert, gegen Ende der letzteren erstürmte er, einen von den Oesterreichern zu früh preisgegebenen Weg geschickt benutzend, unter General v. Saldern die Siptitzer Höhen, nahm die dort befindlichen Geschütze und behauptete sie mit außerordentlicher Tapferkeit, wurde dann aber gefangen, bald nachher jedoch ausgewechselt und gleich darauf zum Oberst, 1762 aber zum General ernannt. Seit 1757 war er vom Capitän bis zum General aufgestiegen. Seine hervorragendste Leistung im siebenjährigen Kriege war sein Antheil an dem Treffen von Burkersdorf am 21. Juli 1762, dessen glücklicher Ausgang die Belagerung von Schweidnitz ermöglichte. Nach Friedensschluß erhielt er zunächst die märkische Infanterieinspection in Potsdam, dann die pommersche und 1783 die berlinische in der Hauptstadt, zugleich ward er Gouverneur der letzteren. In dieser Stellung erwarb er sich ein besonderes Verdienst, indem er mit Erfolg auf eine menschlichere Behandlung der Soldaten hinarbeitete; er wollte, wie er in einem Rundschreiben vom 10. Juni 1785 sagt, „die barbarisch geringschätzige Art der Offiziere gegen den gemeinen Mann ausmärzen“ und auf letzteren durch das Ehrgefühl, statt durch den Stock, wirken. In der Zeit nach dem Hubertsburger Frieden bis zu König Friedrichs Tode war [121] er einer von dessen gern gesehenen Gesellschaftern. Nachdem er im baierischen Erbfolgekriege unter dem Prinzen Heinrich ein eigenes Corps commandirt und für ein glückliches Gefecht bei Brüx am 5. Februar 1779 den schwarzen Adlerorden erhalten hatte, übernahm er, seit 1793 Feldmarschall, im Januar 1794 an des Herzogs von Braunschweig Stelle das Commando der preußischen und sächsischen Truppen am Rhein, welche damals eine Stellung zum Schutze von Mainz inne hatten. Nachdem durch einen neuen Subsidientractat mit England Preußens fernere Theilnahme am Kriege sichergestellt war, schritt er zum Angriffe auf die Franzosen, nöthigte sie durch das Treffen bei Kaiserslautern am 23. Mai zum Rückzuge, wurde aber durch ihr Vorgehen schon Mitte Juni genöthigt, die errungenen Vortheile wieder aufzugeben. Die Verhältnisse der Verbündeten gestalteten sich immer ungünstiger und veranlaßten im Herbst auch M., auf das rechte Rheinufer zurückzugeben. Die Feindseligkeiten, deren Beendigung er schon lange gewünscht und betrieben hatte, hörten damit auf; am 5. April 1795 folgte der Friede von Basel. – Als im J. 1806 der Kampf zwischen Frankreich und Preußen von neuem entbrannte, war der 82jährige M. körperlich noch leidlich rüstig; seine geistigen Fähigkeiten aber reichten nicht mehr aus, um zu leisten, was der Krieg vom Feldherrn fordert; in der methodischen Kriegführung des 18. Jahrhunderts groß geworden, hatte er außerdem die Neuzeit nicht begriffen. Gegen die Pläne für organisatorische Aenderungen der Armee verhielt er sich ablehnend; sie seien ihm „zu hoch“, sagte er. Er begleitete die Armee, ohne ein Commando zu führen, in das Feld, befand sich in der Schlacht von Auerstädt an des Königs Seite, gelangte mit einem Theile der Armee nach Erfurt und wurde durch die Capitulation, an der er jedoch keinen Antheil hatte, weil er besinnungslos und krank war, kriegsgefangen. Auf Ehrenwort entlassen, ging er nach Berlin, wurde von Napoleon mit Auszeichnung behandelt, was ihm nicht ungerechtfertigte Vorwürfe zuzog und nahm später seinen Wohnsitz in Havelberg, wo er am 28. Januar 1816 starb. Buchholz wirft ihm in der „Gallerie preußischer Charaktere“, Germanien 1808, eine zu große Liebe zum Gelde vor, welche in Preußens Unglückszeit in krasser Weise zu Tage getreten sei. Er ist der Stifter des Majorats Gadow in der Priegnitz.

Genealogisch-militärischer Kalender auf das Jahr 1785, Berlin. – Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen. welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht haben, 3. Thl., Berlin 1790.