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Artikel „Grund, Norbert“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 34–35, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grund,_Norbert&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 06:26 Uhr UTC)
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Grund: Norbert G., einer der fruchtbarsten Kleinmaler Böhmens, wurde 1714 zu Prag geboren, wo er auch 1767 starb. Sohn eines Malers, überhaupt einer Künstlerfamilie angehörig, erhielt G. schon von Haus aus mannichfache Anregung zu einer vielseitigen Entwickelung seines Talentes. Bestimmten Zug gewann dieses jedoch erst in Wien, unter Leitung des Genre- und Landschaftsmalers Franz Ferg, dessen Vorliebe für die Niederländer vollständig auf den jungen G. überging, für Wahl und Behandlung seiner Darstellungsgegenstände maßgebend blieb. Nach der Uebersiedelung Ferg’s nach London hielt G. eine kurze Umschau in Oberitalien und Deutschland; kehrte dann 1741 auf die Dauer nach Prag zurück und wurde hier bald der beliebteste und beschäftigtste Maler jener Periode. Meist in kleinen Breitbildern zwischen 20 und 40 Cmtrn., malte er mit bewunderungswürdiger Fertigkeit und Eleganz bunt durcheinander: Bataillen und Kinderspielscenen, Seestücke und Bauerkirmsen, vereinsamte Schäferpärchen und Jahrmärkte, dazwischen immer noch recht gelungene Porträts. Zwei der besten von diesen, sein eigenes und das des Landschaftsmalers Mart. v. Molitor, sind in der zur Prager Gallerie der „Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde“ gehörigen „Hoser’schen Sammlung“ zu finden, in welcher zugleich noch durch eine, die Hundertzahl erreichende Reihe von Landschaften und Genrebildchen, ziemlich erschöpfender Ueberblick zu gewinnen ist über die Productionsfülle dieses ganz seltsam aus seiner zeitgenössischen Umgebung vortretenden Künstlers. Leicht tockirt, meist auf einen – neuester Zeit wieder in die Mode gekommenen – silbergrauen Hintergrund versetzt, heben sich die fein colorirten, putzigen Figürchen oder Scenerien lebensfrisch ab, bis etwa auf die ins Mitinteresse gezogenen Thiere, die, wie durchweg bemerkbar wird, dem Pinselcommando einigermaßen widerstrebten. Bestimmte Angaben über die Gesammtzahl seiner Werke sind zwar nicht vorhanden, wol aber bleibt schon deshalb auf eine ungewöhnlich hohe Ziffer zu schließen, weil in den vielen Privatsammlungen Prag’s, sowie in den Schlössern der böhmischen Cavaliere kein anderer Meister gleich vielzählig vertreten [35] erscheint, wie eben G. Seine Popularität bestätigt in anderer Richtung noch, daß einer der bedeutendsten Kupferstecher jener Zeit, Johann Balzer, fast ausschließlich nur mit dem Nachstechen der Bilder von G. beschäftigt wurde. Dlabacz wußte blos 50 solcher Stiche anzuführen; wie ich mich indeß beim Durchsuchen der Kupferstichsammlung Burde’s, des früheren Custos der Prager Gallerie überzeugen konnte, war die Zahl selbst mit 80 noch nicht abgeschlossen.