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Artikel „Grumbach, Argula von“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 7–8, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grumbach,_Argula_von&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 13:26 Uhr UTC)
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Band 10 (1879), S. 7–8 (Quelle).
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Grumbach: Argula v. G., geb. wahrscheinlich 1492 in Burg Ehrenfels bei Hemau (Baiern), † 1554 in Zeilitzheim bei Schweinfurt. Sie verlebte eine ziemlich stürmische Jugend, da ihr Vater, Bernhardin v. Stauf, in vielfache Kämpfe theils für, theils gegen seinen Landesherrn, den Herzog Albrecht von Baiern, verwickelt war, verlor 1510 Vater und Mutter, lebte dann bei ihrem Onkel, dem Oberhofmeister Hieronymus v. Stauf, und kam, nach dessen Sturz und Hinrichtung (1516) an den Hof der Herzöge von Baiern. Hier lernte sie Friedrich v. Grumbach kennen, einen begüterten Ritter, Pfleger in Dietfurt, verheirathete sich mit ihm und verlor ihn, nachdem sie ihm vier Kinder geboren hatte, 1530. Sie hatte durch ihn, der, wie sie sich ausdrückte, „das Christenthum in ihr verfolgte“, mancherlei zu leiden, denn sie war eine eifrige Anhängerin der lutherischen Lehre geworden, während ihr Gemahl dem alten Glauben treu blieb und mußte darum, dem Unwillen der Herrschenden weichend, Baiern verlassen und sich mit den Ihrigen auf die fränkischen Güter ihres Gatten zurückziehen. Diese ihre Anhänglichkeit an die neue Lehre bethätigte sie auch in einer Reihe von Flugschriften, zu deren Abfassung und Veröffentlichung sie durch das traurige Geschick des jungen Theologen Arsacius Seehofer veranlaßt wurde, der 1523 wegen 17 „ketzerischer“ Artikel von der Universität Ingolstadt zum Widerrufe verdammt und zur Einsperrung ins Kloster Ettal verurtheilt wurde. Um das traurige Schicksal dieses Jünglings zu erleichtern, richtete sie zwei Sendschreiben an die Universität und den Rath der Stadt Ingolstadt, versuchte in einem dritten den Herzog von Baiern, als den Landesherrn des Unglücklichen, für das Schicksal seines Landeskindes, zu interessiren, bemühte sich (1524), in einem vierten ihrem Vetter, Adam v. Törring, dem bairischen Statthalter, Grundsätze religiöser Duldung beizubringen und die Wahrheit der [8] lutherischen Lehre auseinanderzusetzen, und vertheidigte sich in einem Gedicht an den Magister Johann von Landshut gegen ein Spottgedicht, das dieser über ihre wiederholten, zu Gunsten des unglücklichen Verfolgten veröffentlichten Briefe verbreitet hatte. Hatten diese fünf Schriftchen in der Angelegenheit des Arsacius Seehofer einen gemeinsamen Ursprung und Inhalt, so sind die zwei folgenden kleinen Sendschreiben durch den Nürnberger Reichstag des J. 1524 veranlaßt und beide dazu bestimmt, die Adressaten, den Kurfürsten Friedrich von Sachsen und den Pfalzgrafen Johann zur Vertheidigung der lutherischen Lehre und zum offenen Auftreten gegen ihre Widersacher zu ermuthigen. Argula v. G., oder, wie sie sich, vielleicht um ihren andersgesinnten Mann nicht zu verletzen, auf ihren Schriften nennt: Argula von Stauff, Staufferin, ist eine muthige, charakterfeste, geistig angeregte Frau, die unter den Frauen jener Zeit Beachtung verdient. Sie schreibt nicht ungewandt, wenn sie auch weder in prosaischer, noch in poetischer Rede eine Künstlerin genannt werden kann, sie besitzt eine nicht geringe Kenntniß der Bibel, die sie gut zu verwerthen weiß, sie ist von hohem Muth erfüllt, der sie befähigt, den Höchstgestellten ohne Scheu entgegenzutreten, und sie berechtigt, sich mit Judith und Deborah zu vergleichen. Mit besonderem Nachdrucke weist sie die Zumuthung der Gegner, sie, als Frau, habe in kirchlichen Dingen zu schweigen, zurück, verlangt vielmehr in diesen allgemein menschlichen Fragen auch eine Stimme und rühmt sich, daß sie, trotz ihrer litterarischen Beschäftigung, ihren Pflichten als Gattin und Mutter vollkommen gerecht werde. Sie verehrte Luther, richtete an ihn verschiedene Briefe, die freilich nicht erhalten sind, freute sich, wenn sie durch Spalatin u. A. Grüße von ihm erhielt (auch ein Brief Luther’s an sie ist verloren, de Wette II. 567), war glücklich, als sie ihn 1530 selbst sah, aber sie verstand es, sich ihre Selbständigkeit zu wahren und sprach wiederholt aus, daß sie weder lutherisch, noch martinisch, sondern nur christlich genannt werden wollte. Nachdem sie 1523 und 24 die obengenannten Schriftchen veröffentlicht hatte, verstummte sie und lebte, litterarisch unthätig, die ferneren 30 Jahre ihre Lebens theils in Franken, theils in Baiern, wohin sie, einige Jahre nachdem sie sich von dort hatte wegbegeben müssen, zurückkehren durfte. Ihre Söhne, Gottfried und Hans Georg, überlebten sie, von ihren Töchtern ist nichts bekannt. Genaue Titelangabe ihrer seltenen Schriftchen: Weller, Repert. typogr., Nr. 2696–99; 3176–79. Der Text der Schriften ist (modernisirt und ungenau) wiederabgedruckt bei Pistorius, Arg. v. G. und ihr Kampf mit der Univ. Ingolstadt, Magdeburg 1845.

Vgl. ferner G. C. Rieger, A. v. G., Stuttgart 1737. Ed. Engelhardt, A. v. G., Die bayerische Tabea, Nürnberg 1860.