Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gallus, Jacob“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 346–347, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gallus,_Jacob&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 17:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Gallus, Jodokus
Band 8 (1878), S. 346–347 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jacobus Gallus in der Wikipedia
Jacobus Gallus in Wikidata
GND-Nummer 118689363
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|346|347|Gallus, Jacob|Moritz Fürstenau|ADB:Gallus, Jacob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118689363}}    

Gallus: Jacob G., geb. zu Krain in Steiermark um 1550, hieß eigentlich Hähnel oder Hänel, im Volksmunde Handl, Haendl oder Haendel, hatte also nach damaliger Sitte seinen Namen latinisirt. Ueber seinen Lebensgang ist [347] wenig bekannt geworden. Einige Zeit war er Kapellmeister des Bischofs von Olmütz, Stanislas Pawlowsky, soll dann in kaiserliche Dienste getreten und in Prag am 4. Juli 1591 gestorben sein. In der lateinischen Dedication an den Senat von Prag, welche in den nach seinem Tode 1596 herausgekommenen Moralia enthalten ist, erklärt Georg Handl, daß sein Bruder Jacob bereits vor 4 Jahren (1592) gestorben und durch den Tod an der Herausgabe dieses Werkes verhindert worden sei. Ebenso zweifelhaft ist seine Anstellung in kaiserlichen Diensten, wenigstens erwähnt ihn Dr. Ludwig Ritter von Köchel nicht in seinem außerordentlich zuverlässigen Buche „Die kaiserliche Hofmusikkapelle in Wien von 1543–1867“. G. war zu seiner Zeit hochberühmt, er wurde nach seinem Tode vielfach besungen, so daß Wenzel Dobrzensky eine Sammlung dieser Gedichte veranstaltete. Hierüber sowie über einige Bildnisse des Meisters berichtet Gerber im neuen Tonkünstler-Lexicon (II. 468). – Kaiser Rudolph hatte G. durch Decret vom 19. März 1588 ein zehnjähriges Privilegium zur Herausgabe seiner Werke verliehen. Dieselben erschienen unter folgenden, hier nur kurz angegebenen Titeln: 1. „Missarum IV, V, VI, VII und VIII vocum liber I“ (Prag 1580). Vollständige Exemplare dieses seltenen, in vier Theilen erschienenen Werkes, das 16 Messen enthält, besitzen die kaiserliche Bibliothek in Wien und die Bibliothek der Landesschule zu Grimma. 2. „Tomus primus musici operis harmoniarum 4, 5, 6, 8 et plur. vocum“ (Prag 1586). Von diesem Werke erschienen noch drei Theile (Prag 1587, 1587 und 1590). In Frankfurt a. M. und Nürnberg kamen schon 1588 und 1590 Nachdrucke heraus. G. versorgt in diesem Buche mit 374 Nummern die liturgischen Bedürfnisse des ganzen Kirchenjahres. Grimma und die Katharinenkirche zu Brandenburg a. d. H., sowie die Bibliothek der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates besitzen vollständige Exemplare. 3. „Harmoniarum moralium“ etc., erschien in Prag von 1589–90 in acht Büchern. Vorhanden in der Rathsbibliothek zu Zwickau. 4. „Moralia 5, 6 et 8 vocibus“ etc. (Prag 1596). Vorhanden in Liegnitz (Ritterakademie), Dresden (Königl. Musikaliensammlung) etc. Gerber erwähnt von den Compositionen des G. noch folgende: 5. „Harmoniae variae 4 vocum“ (Nürnberg 1597). 6. „Sacrae cantiones 4, 5, 6 et plur. voc.“ (Prag 1597). 7. „Opera motettarum“ etc. (Frankfurt a. M. 1610). 33 Compositionen des Meisters erschienen in der großen Motettensammlung von Bodenschatz „Florilegium Portense“, darunter das berühmte „Ecce quomodo moritur justus“. Auch in anderen Sammelwerken des 16. Jahrhunderts kommen Werke von G. vor. Hierüber wie über neue Ausgaben von Compositionen des Meisters gibt R. Eitner in seiner Bibliographie der Musik-Sammelwerke des 16. und 17. Jahrhunderts und in seinem Verzeichniß neuer Ausgaben alter Musikwerke Auskunft. Mit Leo Haßler und Adam Gumpolzhaimer vertritt G. am glänzendsten die Musikschule Deutschlands in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Fétis urtheilt im dritten Theile seiner Biogr. univers. (Paris 1862) eingehender über den Meister. Ebenso Ambros im dritten Theile seiner Geschichte der Musik (557 flg.). Beide berichtigen die Meinung von Rochlitz und G. W. Fink dahin, daß G. bei aller Bedeutung und Tüchtigkeit doch nicht der deutsche Palestrina seiner Zeit genannt werden dürfe.

A. Schmid, Ottaviana dei Petrucci. J. F. Taeglichsbeck, Die musikal. Schätze der St. Katharinenkirche in Brandenburg a. d. H. N. M. Petersen, Verzeichniß der in der Bibliothek der Landesschule zu Grimma vorhandenen Musikalien. J. Müller, Die musikalischen Schätze der Universitätsbibliothek zu Königsberg i. Pr. E. Pfudel, Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina der Ritterakademie zu Liegnitz.