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Artikel „Fuchs, Wilh.“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 173–174, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fuchs,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:50 Uhr UTC)
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Fuchs: Wilh. F., Dr. philos., Berg- und Hüttenmann, zuletzt Dirigent des Montanwesens in Serbien, geb. 1802 (?) zu Leutschau im Zipser Comitate, gest. 28. Jan. 1853 zu Belgrad, war der Sohn eines Pastors und Superintendenten, der ihn das Gymnasium in Lemberg besuchen ließ. Nach des Vaters frühem Tode mußte F. bei sehr beengten Vermögensverhältnissen trachten, ein möglich rasch zur Versorgung führendes Brodstudium zu ergreifen und wählte hierzu die pharmaceutische Laufbahn. 1826 machte er in Wien den vorschriftsmäßigen pharmaceutischen Curs durch und betrieb in seinen Studien mit Vorliebe Chemie und Botanik, in der ihn Jacquin hilfreich unterstützte. Nachdem er durch eine Abhandlung über die Brennberger Pechkohle sich den Doctorhut erworben hatte, übernahm er die Herausgabe eines Herbariums der Flora von Schneeberg, ohne aber Glück damit zu haben. Auf einer Reise wurde F. in Chemnitz der Art von dem bergmännischen Beruf angezogen, daß er sich entschloß, noch nachträglich die montanistischen Studien aufzugreifen und bezog 1832 die Bergakademie daselbst, die er gut vorbereitet, wie er war, in einem Jahre asolvirte, so daß er schon 1834 als Praktikant beim Probieramte zu Schmöllnitz eine Verwendung fand. Noch in demselben Jahre kam er nun weiter als Probieradjunkt nach Agordo, dann 1836 als Hüttenmeister nach Szaßka, 1838 als Hüttenverwalter wieder nach Schmöllnitz berufen und endlich kehrte er in gleicher Stellung wieder nach Agordo in die venetianischen Alpen zurück. Hier setzte er seine schon früher begonnenen geognostischen Studien fort, sammelte fleißig Versteinerungen, welche das Material zu F. von Hauer’s so wichtiger paläontologischer Arbeit, über die Versteinerungen aus den venetianischen Alpen lieferten. 1839 hatte er die Freude, Mohs auf einer wissenschaftlichen Reise durch sein Alpengebiet begleiten zu dürfen, zugleich aber auch den Schmerz, seinen Lehrer in Agordo sterben zu sehen. Mit Haltmayer und Leydoldt setzte er dem großen Mineralogen ein biographisches Denkmal. 1840 publicirte er „Darstellung [174] des Berg- und Hüttenwesens in Agordo“, und befaßte sich viel mit hypsometrischen Messungen, bei denen er zu einer ganz eigenthümlichen Anschauung gelangte, daß nämlich die Massenanziehung der Gebirge auf die Bestimmung der Horizonte wesentlich störenden Einfluß ausübte. Er führte diese Hypothese in seinem Werke: „Ueber den Einfluß der Gestalt des Terrains auf die Resultate barometrischer und trigonometrischer Höhenmessung“, 1843, weiter aus. Wissenschaftlich wichtiger ist seine durch klare Darstellung und umsichtige Schilderung ausgezeichnete geognostische Arbeit: „Die Venetianer Alpen, ein Beitrag zur Kenntniß des Hochgebirgs“, 1844, mit einer genauen geognostischen Karte. Die Aufeinanderfolge der Schichten ist darin ganz richtig angegeben und der rothe Sandstein bereits als „bunter Sandstein“ gedeutet. Das scheinbare Gemenge von Versteinerungen verschiedener Formationen in gleicher Gesteinslage verwirrte jedoch F., da er nicht zureichende paläontologische Kenntnisse besaß, und brachte ihn auf die sonderbare Idee, daß in den Alpen die Petrefakten nicht als Repräsentanten der organischen Formen ihres Zeitalters, sondern vielmehr der Höhe (Tiefe des Meeres), in der die sie umschließenden Ablagerungen stattfanden, anzusehen wären. Das Monzongestein bezeichnet er richtig als Augitsyenit (also Augit-haltig), wie es durch neuere Untersuchungen bestätigt wurde. Anfangs des Jahres 1844 zum Bergrath nach Schemnitz berufen, leistete er in Verbesserung des dortigen Hüttenprocesses Hervorragendes und sammelte das Material zu seinen weiteren Publicationen: „Beiträge zu der Lehre der Erzlagerstätten der österreichischen Monarchie“, 1846. Das Jahr 1848 unterbrach seine amtliche Thätigkeit; er wurde aus politischen Motiven 1849 außer Dienst gesetzt, obwohl ihn in gleichem Jahre die Akademie in Wien seiner Verdienste wegen zu ihrem Correspondenten ernannt hatte. F. benutzte die ihm dadurch gewordene Muße zum Beginn einer Geschichte des ungarischen Hüttenwesens, unterbrach aber diese Arbeit, als er 1851 den Ruf zur Leitung der serbischen Berg- und Hüttenanstalten erhielt. In dieser Stellung organisirte F. das Bergwesen in Serbien, verfaßte ein neues Berggesetz für dieses Land und errichtete und verbesserte dort viele Hüttenwerke. Doch begann er bald zu kränkeln und erlag nach kurzer Zeit in Belgrad seinen Leiden.

Wurzbach, Biogr. Lex. IV. 1858. 393. Almanach d. königl. Akad. d. Wissensch. in Wien IV. 1854. 126. Poggendorff, Biogr. I. 815.