ADB:Friedrich IV. (Herzog von Österreich-Tirol, Steiermark, Kärnten und Krain)

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Artikel „Friedrich IV., Herzog von Habsburg-Oesterreich, in Tirol und den Vorlanden“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 588–593, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_IV._(Herzog_von_%C3%96sterreich-Tirol,_Steiermark,_K%C3%A4rnten_und_Krain)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:18 Uhr UTC)
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Friedrich IV., Herzog von Habsburg-Oesterreich, in Tirol und den Vorlanden, geb. 1382, † am 24. Juni 1439. Der jüngste Sohn aus der Ehe Herzog Leopold III. und der mailändischen Fürstentochter Viridis Visconti, reich begabt an Geist und Körper, aber auch genußsüchtig, erscheint F. zum ersten Male genannt, als es sich um seine Verlobung mit der Tochter Francescos II. von Carrara, Ciliola, handelte. Doch zerschlug sich dies Projekt. Eine Berücksichtigung in der Verwaltung der habsburgisch-leopoldinischen Länder fand F. erst im J. 1402, und zwar seinem älteren Bruder Leopold IV. zur Seite. Dies betraf Tirol. 1404 im April schließen die drei Leopoldiner: Wilhelm, Leopold IV. und Ernst einen Hausvertrag, welcher dem Zweitgenannten Tirol ausdrücklich zuweist, mit dem besonderen Zusatze, daß Leopold IV. den jüngsten Bruder F. dabei bedenken sollte. Im Juni d. J. wurde Letzterem die Regentschaft in den Vorlanden zugewiesen und unzweifelhaft ist es, daß F. bereits damals in die tirolischen Verhältnisse als Mitverwalter eingriff. Seine erste Kriegsthat, als Verbündeter des Abtes von St. Gallen wider die freiheitsliebenden Appenzeller, war nicht vom Glücke begünstigt, indem er von dem tapferen Hirtenvolke, jetzt Bundesbrüdern der Eidgenossen, die Niederlage am Stooß (17. Juni 1405) erlitt. Zu Folge dessen gerieth das Vorarlberg’sche, das zur Hälfte schon österreichisch geworden war, in eine der Habsburgerherrschaft gefährliche Gährung, da auch die Feldkirchner sich mit dem siegreichen Appenzell verbinden und im [589] November der Bund „ob dem See“ das ganze Rheinthal bis Sargans und Vaduz, das Illthal bis zum Arlberge hinauf umfaßt; bald auch die Leute des Bregenzerwaldes von der Bewegung ergriffen werden, und nur die Stadt Bregenz und ihr Herr Wilhelm von Montfort auf habsburgischer Seite blieb. Dagegen war der Bischof von Chur, 1404 den 18. October von den Oesterreichern als feindseliger Nachbar gefangen gesetzt und später frei geworden, ein Gegner Habsburgs geblieben. Am kriegslustigsten waren die Feldkirchner; sie und ihre Mitverbündeten brachten im Frühjahre 1406 auf dem Zuge ins Innthal auch Westtirol bis Landeck in die Gewalt des Bundes. Mitte Juli 1406 ging der älteste Leopoldiner, Herzog Wilhelm, aus dem Leben. Eine völlige Scheidung des Gesammtbesitzes zwischen Leopold IV. und Ernst dem Eisernen, als den nächstälteren Brüdern, kündigt sich an. F. klagt über Zurücksetzung seitens Leopolds; nun vermittelt Ernst, und im Spätherbste wurde Tirol endgültig dem jüngsten Herzoge ausgewiesen. F. trat im 24. Lebensjahre die Alleinverwaltung eines Landes an, dessen Verhältnisse nicht schwieriger gedacht werden konnten. Die landesfürstlichen Machtmittel zeigten sich gering, die Oligarchie der mächtigen Landherren, wie der Wolkensteiner, Spaur, Vintler, Gufidauner, Lichtensteiner, Starkenberger, festgeschlossen, besaß an dem Landeshauptmanne Heinrich von Rotenburg einen ebenso reichen als selbstbewußten und rücksichtslosen Führer, und die Bischöfe von Chur, Trient und selbst der von Brixen waren dem Hause Oesterreich abgeneigt. Es ist die Zeit der Adelsbünde, die unter dem Namen: „Elefantenbund“, „Falkenbund“, „Snaydholzer“ auftauchen (1406), und denen der Herzog die Spitze dadurch abzubrechen sucht, daß er selbst in diese Einigungen trat, welche sich nach Außen hin als Vertreter des Landfriedens geberdeten. Es fehlte dem jungen, lebenslustigen Herzoge weder an Scharfsinn noch an Thatkraft, aber noch an gereifter, ruhiger Lebensführung. Dennoch mußte sich der Vintler auf Rungelstein demüthigen; auch der alte Spaur empfand die Schneidigkeit des Habsburgers, und endlich wurde auch der Trotz des Rotenburgers gebrochen, welcher nicht blos gegen den Herzog in dem Trienter Handel (s. 1408) arbeitete, sondern schließlich zum Landesfriedensbruche und zum offenen Kampfe sich verstieg (1410). So schien sich allgemach das Ansehen Friedrichs im Lande zu festigen, als er nach dem Tode Herzog Leopolds IV. (1411) mit dem älteren Bruder Ernst sich über die Theilung des gesammten Länderbesitzes der Leopoldiner verglich und derzufolge Tirol und Vorderösterreich in ausschließliche Verwaltung nahm. Aber die Macht des hohen Adels hielt noch stark zusammen; einer ihrer Führer, Oswald von Wolkenstein, der Minnesinger, einst Jugendfreund des Herzogs, hatte die Reichsunmittelbarkeit Tirols als lockendes Ziel vor Augen, und die anfängliche Freundschaft zwischen König Sigmund und F., welche die Abneigung des Luxemburgers gegen die Leopoldiner zu überwiegen schien, löste sich bald in Folge des unseligen Innsbrucker Vorfalles in bittere Feindseligkeit auf, welche der Herzog von Tirol nur zu bald entgelten sollte. Denn seine Lage ist durchaus nicht günstig. Mit der Feindseligkeit der drei Kirchenfürsten von Trient, Brixen und Chur berührt sich die drohende Haltung der hochadeligen Autonomistenpartei, der Männer der Reichsunmittelbarkeit Tirols; die Gefahren vor der Eidgenossenschaft sind trotz des neuen Austrages vom 13. October 1409 nicht gebannt, und eine böse Finanznoth zwingt den Herzog zu starken Verpfändungen, welche insbesondere dem reichen Grafen Friedrich von Toggenburg, dem letzten seines Stammes, zu gute kommt. Schließlich verknüpft den Herzog ein unseliges Geschick mit der Sache des Papstes Johann XXIII., als dieser seine verhängnißvolle Reise nach Constanz zur Kirchenversammlung antrat. Auf dem Wege durch Tirol traf der Papst mit dem Herzoge in Meran zusammen und schloß mit ihm eine Vereinbarung (15. Oct. 1414), derzufolge F. unter dem [590] klangvollen Titel eines „Generalvicars der römischen Kirche“ und für den lockenden Jahresgehalt von 6000 Goldgulden dem einen Oberhaupte der in drei Obedienzen gespaltenen Kirche sein Geleite zum und vom Concile, vor Allem jedoch das sichere Entkommen aus den Mauern von Kostnitz zusagte, sobald es der Papst an der Zeit hielte. Das war nun schon im Monate März 1415 der Fall, denn damals wußte Papst Johann XXIII., seine Sache sei so gut wie verloren. Um nun sein Wort einzulösen und dem Papste aus seiner Zwangslage und scharf beaufsichtigten Existenz in Kostnitz fortzuhelfen, veranstaltet F. den 21. März ein Turnier, und während das Waffenspiel aller Augen auf sich zieht, flüchtet der Papst als Reitknecht vermummt aus der Concilstadt, zunächst in das habsburgische Schaffhausen. Rasch folgt ihm selbst der Herzog, dem bald die Befürchtungen schwerer Folgen seines eigenmächtigen Schrittes auf’s Herz gefallen waren. Und diese schlimme Ahnung trog ihn nicht. Während das Concil dem von Schaffhausen nach Laufenburg übersiedelnden Papste Boten mit schweren Androhungen zusendet, hat sich die Kirchenversammlung auch mit dem Könige, als Protector des Concils, über die Maßregeln wider den Habsburger geeinigt. Am 1. April wird Bann und Interdikt über den Herzog und sein Land ausgesprochen, und die Reichsacht soll das Signal sein für die völlige Vernichtung seiner reichsfürstlichen Macht. Bald sammelt sich das Reichsheer wider ihn, bald erscheinen die Eidgenossen, vom Könige aufgemahnt, um sich ihre Beute im Aargau zu holen, – nachdem sie die Bedenken ob des 1409 geschlossenen Friedens überwunden hatten, und ihre Annexionen habsburgischer Stammbesitzungen auf Schweizer Boden finden die Rechtfertigung im königlichen Erlasse vom 24. Juli 1415, der alle von den Eidgenossen eroberten habsburgischen Besitzungen als Reichspfandschaften erklärt. An 400 Fehdebriefe überdies sollen dem Herzoge binnen wenigen Tagen zugekommen sein, denn Vielen war es hochwillkommen, ihre Späne und alten Zwistigkeiten mit dem Habsburger wohlfeil genug auszufechten. Nicht wenig erfreut waren über diese Wendung der Dinge der Trienter Bischof Georg von Liechtenstein, welcher zweimal vor seinen erbitterten Unterthanen und in Folge wiederholten Einschreitens Friedrichs im Bisthumslande entwichen war, endlich zu einem demüthigenden Vergleiche (9. Dec. 1410) gezwungen, nach Mähren zu seinen Verwandten grollend Zuflucht nahm und von hier aus den Herzog gebannt und beim Concile verklagte; ferner der von Chur, der auch seinen Handel mit dem Habsburger bei der Kirchenversammlung anhängig gemacht. Selbst dem Bischofe von Brixen, Ulrich, war diese Demüthigung des Landesfürsten von Tirol ganz willkommen. Nicht wenig jubelten aber auch die nach Reichsunmittelbarkeit ringenden Autonomisten unter den Tiroler Adelsbündlern von Oswald des Wolkensteiners Fahne. Denn dieser war dem Luxemburger König Sigismund in Kostnitz zur Seite geblieben und arbeitete unablässig daran, den Herzog durch eine große Coalition und deren combinirten Angriff vollständig zu Boden zu werfen. Durch all diese drohenden Gefahren eingeschüchtert und vom Baiernherzoge Ludwig – ob mit aufrichtiger Gesinnung, ist mehr als zweifelhaft – berathen, gibt F. nun die Sache des Papstes preis, der bald sein Urtheil in Kostnitz entgegennehmen muß, und hofft durch den Act freiwilliger und reuiger Selbstunterwerfung den König und das Concil zu entwaffnen. Er findet sich den 6. Mai 1415 in der Stadt am Bodensee ein und fügt sich einer demüthigenden Abbitte. Aber sogleich sollte er sich überzeugen, daß es dem Könige nur darum zu thun sei, mit dieser Demüthigung eines der angesehensten Glieder des Reiches zu prunken und seinem alten Grolle gegen die Habsburger, seiner persönlichen Feindschaft gegen F. Genüge zu thun. Denn F. bleibt wider alles Erwarten Gefangener Sigismund’s und die Verschleuderung der habsburgischen Vorlande auf Schweizer Boden durch die Hand des Königs nimmt [591] ihren ungestörten Verlauf. Da ermannt sich F. zur Selbstrettung, es gelingt ihm den 28. März aus Constanz zu entweichen und als „Friedel mit der leeren Tasche“, wie ihn die Gegner spöttisch nannten, den Kampf um seine fürstliche Existenz mit dem Verhängniß aufzunehmen. Die anmuthigen Legenden, die sein Entweichen aus der Stadt des Concils, vor Allem seine Wanderung nach Tirol, sein Erscheinen allda, der Jubel der Bauern und Bürger, als sich der Verkleidete zu erkennen gab, im Volksmunde bleibend feiern, mögen vor der Kritik der Geschichte nicht standhalten, aber sie kennzeichnen am besten das Entscheidende dieses Wagnisses, die Freude des nichtadeligen Tirolers über die Rückkehr des Landesherrn, welcher dem vielköpfigen Regimente der Privilegirten, dem Eingreifen fremder Hände in die Landesangelegenheiten, den Unbilden der herrenlosen Zeit ein Ende machen werde. Denn der Adelsbund hielt den Herzog für abgethan, der Baier wollte im Trüben fischen, und der eigene Bruder Friedrichs, Ernst, griff maßgebend unter dem Vorwande ein, sein Miteigenthumsrecht auf Tirol wahren zu müssen. Aber gerade diese unberufenen Einmischungen in die Zukunft des Landes förderten die Sache Friedrichs; denn auch in den Adelskreisen wurde man nachdenklich, wohin es mit Tirol auf solchen Wegen käme, und das Gefühl der Nothwendigkeit des gemeinen Friedens im Lande griff mächtiger durch als die Projektenmacherei des Wolkensteiners. Nicht so schnell, als man gewöhnlich anzunehmen beliebt, kam es zur Schaarung der Bürger und Bauern unter das Banner des Herzogs gegen die „Herrn vom Pfauenschwanz“, wie im Volksmunde der Adel hieß; aber F. wußte, daß in diesen Kreisen seine natürlichen Bundesgenossen zu finden seien. Zunächst griffen diplomatische Vermittlungen Platz. Der Pfälzer, der Erzbischof von Salzburg sind in dieser Richtung thätig und die Kropfsberger Einigung eröffnet (am 29. Sept. 1416) die gewundenen Wege des Ausgleiches zwischen F. und seinem Bruder Ernst zu zwei Ländertheilungen, welche endlich die widerstreitenden Interessen zur Noth versöhnen. Es war auch hohe Zeit, denn König Sigismund, am 27. Januar 1417 von weiten Hoffahrten in Frankreich und England wieder in der Concilstadt eingetroffen, erneuert den 4. April die Acht und Aberacht des Reiches gegen den Herzog, das Concil den Bannfluch über den „Meineidigen und Frevler an der Kirche“; ein neuer Kriegsplan wird geschaffen, demzufolge F. von allen Seiten angegriffen werden soll, während in Tirol die entschiedensten Adelsbündler vom Anhange des Wolkensteiners losschlagen mögen. Doch dazu kommt es nicht. Herzog Ernst, der denn doch in der Handlungsweise Sigismunds eine Gefährdung der Interessen jenes Habsburgerzweiges erblickt, dem er so gut wie F. angehört, erscheint im Winter des J. 1418 mit tausend Reitern urplötzlich vor Constanz und macht dem überraschten Könige ernste Gegenvorstellungen. Nun findet sich Sigismund bewogen einzulenken und, obschon er noch am 7. Februar 1418 durch ein neues Fürstengericht die Acht gegen F. hatte erneuern lassen, sich zu Ausgleichsverhandlungen herbeizulassen, welche endlich den 12. Mai zum Frieden führen. Allerdings bleibt das an die Eidgenossen gediehene Besitzthum der Habsburger in der Schweiz größtentheils ein unwiderbringlicher Verlust und ez fehlt auch nicht an bedeutenden Geldopfern, welche F. bringen muß, aber Bann und Reichsacht werden aufgehoben und ihm das Rückeinlösungsrecht auf das Eigen im Elsaß, auf den Sund- und Breisgau eingeräumt. Noch war die Gefahr nicht erloschen, das zeigt am besten die Haltung Sigismunds im J. 1425, das zeigen die neuen Hoffnungen Oswalds von Wolkenstein, der Trotz, den beispielsweise einer der entschiedensten Adelsbündler, Herr Ulrich von Wolkenstein, an den Tag legte. Aber der planreiche Luxemburger war längst in den Hussitenkrieg so tief verstrickt, daß er gegen den Herzog von Tirol nichts Belangreiches ins Werk setzen konnte. Dieser aber, dessen Stützpunkt und Waffenplatz seit 1417 Meran geblieben, [592] saß wieder fest in seiner Herrschaft und sah den Wolkensteiner, durch den Verrath eines Weibes an Leib und Seele gebrochen, in seiner Gewalt. Er mußte ihn freilassen, denn Oswalds mächtiges Geschlecht erhob sich drohend, aber das Spiel hatte F. doch gewonnen. Denn als ein neuer Bundesbrief vom 18. Juli 1423 die Landschaft an der Etsch und im Innthal, sowie die drei Bisthumsgebiete Trient, Brixen und Chur in einer Einigung zeigt, die ihre Spitze wider den Herzog kehrt, und mancher trotzige Adelige den Frieden des Landes neu gefährdet, – kommt es zur Brixner Taidung (5. Aug.), welche schon das Ueberwiegen des Bauers und Bürgers offenbart. Der Meraner Landtag vom November 1423 ist ein Sieg der loyalen Elemente; auch des gemäßigten Theiles der Adeligen. Ueberdies war schon auf den 1419 verstorbenen Bischof Georg von Trient in dem Generalvikare Johann von Isny ein dem Herzoge befreundeter Mann und ebenso dem Brixner Ulrich (Stämpfl) der friedliebende Berthold von Bückelsburg gefolgt. So kommt es in Meran dazu, daß F. den Eid der Treue und die Auslieferung des adeligen Bundesbriefes, mithin die Auflösung des Adelsbundes, den Sieg über die hochadelige Oligarchie, erlebt. Herzog Albrecht von Oesterreich, Vetter Friedrichs und Eidam König Sigismunds, vermittelt überdies den endlichen Ausgleich Friedrichs mit König Sigismund (17. Febr. 1425); die letzten Hoffnungen des noch 1424 thätigen Oswalds von Wolkenstein schwinden; aus dem Lande entwichen, geräth er abermals in die Hände des Herzogs als Gefangener und muß (am 11. Mai 1427) Urphede schwören. Auch das unbezwingliche Greifenstein bei Terlan, das gefürchtete Burgnest der Starkenberger, war endlich durch Capitulation in Friedrichs Hände gefallen. Es vollendet sich der Sieg der landesfürstlichen Gewalt im Bunde mit den Elementen der Landschaft, welche Frieden und Ordnung ernstlich wollen – und diesen Sieg wollte der alte Peter Spaur, eine Hauptsäule der Oligarchie, nicht überleben. Die Zeiten schwerer Schicksalsprüfungen Friedels „mit der leeren Tasche“ sind vorbei, denn auch sein Schatz füllt sich wieder in dem mit Handelsgewinn und Bergsegen reich bedachten Lande. Die Tradition läßt ihn, den Widersachern zum Hohne, seine neue Residenz in Innsbruck „mit Gold decken“ („Goldenes Dachel“). Daß er bemüht war, jedem Zusammenstoße mit den Eidgenossen vorzubeugen, erscheint leicht begreiflich. Er kannte ihre Furchtbarkeit. Auch sonst machte ihm die westliche Nachbarschaft manche Sorge. Im hohen Rhätien waren dem älteren Gotteshausbunde 1424 und 1436 zwei neue Einungen an die Seite getreten: der „graue Bund“ (la lia sur o. grischa) und der „Zehngerichtenbund“ (la lia dellas desch drettüras), mit den Gemeinden Davos, Klosters, Kastels, Schanfigg u. A.; der zweite in demselben Jahre, in welchem der letzte Toggenburger (30. April 1426) starb und F. erwünschte Gelegenheit fand, das große habsburgische Pfandgut „vor dem Arlberge“ – die Montfort-Feldkirchner Herrschaft u. A., um die ermäßigte Summe von der Wittwe rückeinzulösen. Diese Bünde, welche ihren Halt an der Eidgenossenschaft zu suchen begannen, stellten eine wachsende Gefahr dem Hause Habsburg in Aussicht. Auch in die Verhältnisse Innerösterreichs einzugreifen war dem Herzoge beschieden.

1424 war Herzog Ernst der Eiserne in der Blüthe der Jahre dahingegangen. Er hinterließ zwei Söhne, Friedrich V. und Albrecht VI., beide noch minderjährig. Nach dem Hausgesetze war der Herzog von Tirol als Ohm und Senior der beiden leopoldinischen Linien zur Vormundschaft und Länderverwesung berufen. Als nun 1431 Friedrich V. mündig geworden, wußte der Herzog von Tirol nichtsdestoweniger eine weitere Frist seiner Verwesergewalt bis zur Mündigkeit des jüngeren Neffen, Albrechts VI. (1435) durchzusetzen; aber auch dann trennte er sich schwer von der Gerhabschaft, so daß der Schiedsspruch Herzog Albrecht V. von Oesterreich (am 25. Mai 1435) die endgültige Beseitigung der Vormundschaft [593] mit Weihnachten 1436 festsetzen mußte. 1439 den 24. Juni schied F. selbst aus dem Leben. Er hatte zwei Ehen abgeschlossen, die erste 1406 mit Elisabeth, Tochter König Ruprechts (von der Pfalz), die jedoch der Tod schon 1409 im December trennte. Die zweite war er mit Anna, Tochter Friedrichs von Braunschweig, eingegangen, welche ihm am 1. December 1432 der Tod entriß. Von der ersten ward ihm nur eine Tochter geboren, die bald wieder starb; in der zweiten kam unter vier Kindern nur der erstgeborne Sohn Sigismund (geb. 1428) zu seinen Jahren, der die tirolisch-habsburgische Linie fortsetzte und schloß.

Von den mittelalt. Quellen beschäftigt sich mit Herzog Friedrich IV. verhältnißmäßig am meisten das Chronicon Austriae des Veit Arenpeck und der Kreis der Denkmäler des Constanzer Concils. Litteratur: Graf C. W. Brandis, Tirol unter Friedrich von Oesterreich (1823); Sinnacher, Beiträge z. Gesch. der bisch. K. Säben-Brixen. 6. Bd. Beda Weber, Oswald v. Wolkenstein und Friedrich mit der leeren Tasche (1850). Röggl, Ueber die Greifensteiner. Zeitschr. des Ferdinandeum, 4. Bd. 1828). Ladurner, Ueber den angebl. Bundesbrief v. 1323, der zu 1423 gehört, (ebd. J. 1860). Tiroler Almanach 1803: Oswald v. Wolkenstein u. s. Geschlecht. Egger, Gesch. Tirols, I. Bd. 1873. Krones, Hdb. d österr. Gesch. II, S. 248 ff. (1876).