Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Franck, Johann“ von Hugo Jentsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 211–212, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Franck,_Johann_(Dichter)&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 09:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 7 (1878), S. 211–212 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Franck in der Wikipedia
Johann Franck in Wikidata
GND-Nummer 104115319
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|7|211|212|Franck, Johann|Hugo Jentsch|ADB:Franck, Johann (Dichter)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104115319}}    

Franck: Johann F. (in seinen Druckschriften stets Franck, in seinen Manuscripten Frank), Dichter, geb. zu Guben in der Niederlausitz 1. Juni 1618, aus [212] einer alten städtischen Patricierfamilie entsprossen. Er besuchte die Gymnasien zu Guben, Cottbus, Stettin und Thorn, auf welcher letzteren Anstalt bereits seine metrische Bearbeitung der euripideischen Hecuba aufgeführt wurde, vom Juni 1638 an die Universität zu Königsberg. Hier studirte er die Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber gleichzeitig mit der Poesie, wobei Simon Dach von hervorragendem Einflusse auf ihn war. Seine ältesten dort entstandenen Gedichte erschienen 1648 mit Johann Weichmann’s Compositionen in dessen „Sorgen-Lägerin“. Eng befreundet war er mit Heinrich Held aus Guhrau. 1640 kehrte er zu seiner Mutter in die von Kriegsgefahren bedrohte Vaterstadt zurück und ließ sich nach einem einjährigen Aufenthalte in Prag 1645 als Juris Practicus in derselben nieder. Der weitere Verlauf seines Lebens ist ein sehr ruhiger und gleichmäßiger. 1646 gab er seine erste selbständige Gedichtsammlung, „der Vater-Unser-Harfe ersten Chor“ – 100 verschiedenen Kirchenmelodien angepaßte Paraphrasen des Vater-Unsers – in Wittenberg heraus. 1648 wurde er Rathsherr zu Guben und veröffentlichte in Frankfurt a. O. der „Poetischen Werke ersten Theil“, gewidmet dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen. Vorzugsweise in den folgenden Jahren dichtete er geistliche Lieder, die theils in den crüger-rungeschen berliner Gesangbüchern, theils in des gubener Cantor Christoph Peter Andachtzymbeln (Freiberg 1655) gedruckt wurden. 1658 erschien zu Frankfurt a. O. sein Gedicht Susanna mit einem Zusatz von Gedichten. 1661 wurde er Bürgermeister und betheiligte sich als solcher an den Schritten, die von seiner Vaterstadt aus bei Kaiser Leopold I. geschahen für die Begründung einer niederlausitzischen Landesuniversität zu Guben. In seinen späteren Jahren war er mit Nic. Peucker zu Cöln a. Sp. und anscheinend auch mit Paulus Gerhardt befreundet. 1670 wurde er bürgerlicher Landesältester der Niederlausitz. Vier Jahre später gab er die wichtigste Sammlung seiner Dichtungen heraus: „Geistliche und weltliche Gedichte, bestehende im geistlichen Sion und irdischen Helicon“ (Guben und Wittenberg 1674), in welche von den früher veröffentlichten nur die auf 333 Paraphrasen gebrachte Vater-Unser-Harfe und die Susanna aufgenommen wurden. Sie enthält die erste und einzige vollständige Ausgabe der 110 geistlichen Lieder, worunter mit Compositionen von Joh. Crüger 9, von Peter 42, von Sig. Ranisius eins. Am 18. Juni 1677 starb er nach kurzer Krankheit. Aecht christlicher Sinn und Treue im Amt hatten ihn ausgezeichnet. Unter seinen Dichtungen nehmen die geistlichen Lieder die hervorragendste Stelle ein: sie sind wahr und innig und verrathen ein tiefes Gemüth; durch viele klingt eine schwermüthig ernste Grundstimmung hindurch: die schwungvollere Form unterscheidet sie von den Gesängen P. Gerhardt’s, denen sie im Uebrigen am nächsten stehen. Ungefähr 20 wurden in die Gesangbücher des vorigen Jahrhunderts aufgenommen, 4–6 haben sich in denen der Gegenwart erhalten. Eine Auswahl derselben gab 1846 J. L. Pasig heraus. Die bekanntesten sind: „Jesu, meine Freude“, „Herr, ich habe mißgehandelt“, und das Abendmahlslied: „Schmücke dich, o liebe Seele“. Seine weltlichen Lieder, durchaus mit dem Charakter der ersten schlesischen Dichterschule, erheben sich nicht über das Gewöhnliche, doch schätzten sie die Zeitgenossen. – An seinem 200jährigen Todestage wurde F. in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet.

Vgl. Jänichen, Lusatia litterata in Hoffmann, Scriptores rer. Lusatic. II. 337, und H. Jentsch im Neuen Lausitz. Magazin Bd. 52 (1876) S. 191 ff., Bd. 53 S. 1–58.