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Artikel „Focke, Gustav Woldemar“ von Wilhelm Olbers Focke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 145–146, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Focke,_Gustav_Woldemar&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 16:34 Uhr UTC)
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Focke: Gustav Woldemar F., geboren zu Bremen am 24. Januar 1810, † daselbst am 1. Juni 1877, wurde durch das Beispiel seines Großvaters, des Astronomen H. W. M. Olbers, und seines Onkels, des Physiologen Gottfr. Reinh. Treviranus, insbesondere aber auch durch eigene Neigung auf das Studium der Medicin und Naturwissenschaften hingeführt. Er besuchte die Universität Heidelberg, wo er 1833 die Doctorwürde erlangte, und hielt sich dann zur Vervollständigung [146] seiner wissenschaftlichen Ausbildung an verschiedenen Orten, namentlich längere Zeit in Halle, Berlin und Wien auf. 1835 kehrte er in seine Vaterstadt zurück und ließ sich dort nach bestandener Staatsprüfung als praktischer Arzt nieder. Obgleich er sich mit verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächern eifrig beschäftigt hatte, so zog ihn doch die durch Ehrenberg erschlossene Wunderwelt der kleinsten Organismen ganz besonders an. Er erwarb sich bald eine ungewöhnliche Fertigkeit in der Behandlung des Mikroskops und in der Benutzung aller Hülfsmittel zur mikroskopischen Beobachtung, so daß seine Untersuchungen sich durch besondere Genauigkeit auszeichnen. Sein ärztlicher Wirkungskreis war niemals ein ausgedehnter, doch fand er so viele Freude in seinem Berufe, daß er denselben auch dann nicht aufgab, als er auf das dadurch erzielte Einkommen keinen Werth mehr zu legen brauchte. Durch die Vereinigung gediegener naturwissenschaftlicher und medicinischer Kenntnisse wurde er seinen Mitbürgern vielfach nützlich, namentlich seit er zum Mitgliede des Gesundheitsrathes erwählt war. Die Naturforscherversammlungen pflegte er regelmäßig zu besuchen und benutzte diese Gelegenheit, um persönliche Bekanntschaften mit vielen der angesehensten deutschen Gelehrten anzuknüpfen. Die so erhaltenen Anregungen und seinen ausgedehnten brieflichen Verkehr verwerthete er zur Förderung wissenschaftlicher Interessen unter den Aerzten und den Freunden der Naturforschung in seiner Vaterstadt. Im J. 1844 war er neben dem Bürgermeister Smidt Geschäftsführer der in Bremen tagenden Naturforscherversammlung; auch redigirte er den ausführlichen Bericht über dieselbe. 1860 wurde er zum Mitglied der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie erwählt, an deren Reorganisation er im J. 1869 einen hervorragenden Antheil nahm. Seit 1869 war er Vorsitzender des 1864 gegründeten naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen. – In günstigen äußeren Verhältnissen lebend und frei von dem an sich berechtigten Ehrgeiz und Streben nach Anerkennung, entschloß sich F. nicht leicht, etwas von seinen Beobachtungen zu veröffentlichen. Dagegen theilte er gern mündlich und brieflich mit, was er gesehen hatte. In anregender Umgebung zeigte sich der sonst etwas zurückhaltende Mann als lebhafter und witziger Gesellschafter, so daß er ein beliebtes Mitglied mancher wissenschaftlicher Kreise wurde. Die Kenntniß vieler mikroskopischen Organismen hat er wesentlich gefördert und hat auch manche neue Entdeckungen auf diesem Gebiete gemacht. Er blieb während seines ganzen Lebens ein treuer Anhänger und Freund Ehrenberg’s, wenn er auch dessen Ansichten nicht in allen Punkten theilte. Von selbständigen Schriften gab er heraus: „De respiratione vegetabilium“ (diss. inaug. 1833); „Die Krankheit der Kartoffeln im J. 1845“ (1846); „Physiologische Studien“, 2 Hefte (1847 u. 1854). Von seinen zerstreuten Abhandlungen sind bemerkenswerth: „Ueber einige Organisationsverhältnisse bei polygastrischen Infusorien und Räderthieren“ (Isis 1836 S. 785); „Planaria Ehrenbergii“ (Wiener Mus. Ann. I. S. 191); „Ueber schalenlose Radiolarien des süßen Wassers“. (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie XVIII. S. 345); „Ein neues Infusorium“ (Abh. d. Naturw. Ver. zu Bremen. V, S. 103) etc. Endlicher widmete ihm die Asclepiadengattung Fockea, deren Arten in Südafrika heimisch sind.

Nekrologe in der Weser-Ztg. vom 12. Juni 1877, Leopoldina vom Sept. 1877. (Ausführlichere biograph. Mittheilungen sind in den Abhandlungen des Naturw. Ver. zu Bremen Bd. V oder VI zu erwarten.)