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Artikel „Fentsch, Eduard“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 621–622, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fentsch,_Eduard&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 11:20 Uhr UTC)
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Band 6 (1877), S. 621–622 (Quelle).
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Fentsch: Eduard F., als Dichter auch „Frater Hilarius“, geb. 1814 zu München; durchlief das Gymnasium, absolvirte 1839 die Universität München, bestand 1841 die juridische, und 1842 die Finanzprüfung mit glänzendem Erfolge, trat als Assessor in fürstl. Thurn- und Taxis’sche Dienste zu Regensburg, wo er sich 1847 mit einer Tochter des Prof. Ennemoser vermählte. Er vertauschte seine Stellung aber mit dem baierischen Staatsdienste, wo er zu München bald zum Rechnungscommissar, Regierungsassessor und Oberrechnungsrath vorrückte und im April 1875 zum Director der kgl. Regierungs-Finanzkammer zu Augsburg befördert wurde, jedoch schon in der Nacht vom 12. auf den 13. Februar 1877 einem langwierigen Leberleiden erlag. In seinen verschiedenen Stellungen hat er, wie Ludwig Steub bemerkte, „viele Millionen Ziffern unter den Händen gehabt, die Grund-, Gewerbe- und Capitalsteuern auf hunderttausend Seiten zusammengezählt, revidirt und roth angestrichen, hin und wieder auch subtrahirt, multiplicirt und dividirt, kurz, seines Amtes immerdar mit Fleiß und Eifer gewaltet“. Daneben aber verliehen ihm die Musen eine unversiegliche Quelle von Witz, Humor und Laune, womit er sich zuerst 1839 bei einem Künstlerfest hervorthat und in der Folge bei allen ähnlichen Gelegenheiten, auch bei den Sommerfahrten der Liedertafeln und sonstigen Sangesfreunden als beliebter Festredner in Vers und Prosa hören ließ. Eine Auswahl von vier solcher „Maipredigten“ erschien zuerst München 1843, und Darmstadt 1845, und später in vermehrter 4. Aufl. München 1867. Jahrelang redigirte er die „Cornelia“, das Taschenbuch für deutsche Frauen (Darmstadt), wozu er jedesmal Gedichte und eine Novelle gab, z. B. „Der Schneiderpoet, Scene aus dem baierischen Kleinstädter-Leben“ (1856), oder „Der Torfstecher und sein Kind“ (1859), auch entstanden dramatische Spiele, z. B. zum Masken-(Rubens-)Fest der Münchener Künstler 1861 u. s. w. Nach Fr. Lentner’s frühem Tode übertrug ihm König Max II. die Fortsetzung der culturhistorischen Studien aus den verschiedenen Kreisen des baierischen Volkslebens, nach Sage, Sitte und Brauch, deren Sammlung der König schon als Kronprinz ins Auge gefaßt hatte. F. erhielt einen fünfjährigen Urlaub und durchzog in den Sommermonaten Franken und die Oberpfalz. Die Ergebnisse seiner Wanderungen, welche theilweise auch mit köstlichen Zeichnungen von seiner Hand illustrirt waren, gingen wenigstens theilweise in die verschiedenen Bände der von Riehl und Dahn redigirten „Bavaria“ über, auch gab er das „Gedenkbuch der (siebenhundertjähr.) Jubiläumsfeier Münchens im September 1858“ (mit Illustrationen von Döpler, A. Spieß u. A.) heraus, ebenso verfaßte er ein Schriftchen als Festgabe zu dem 1867 in München versammelten Juristentag, welches eine recht frische und humoristisch geschriebene Skizze einer Culturgeschichte der Stadt und eine sehr unterrichtende Beschreibung derselben und ihrer Umgegend bietet. Nachdem F. schon 1855 unter dem Titel „Lichtes und Dunkles“ einen Theil seiner früheren Erzählungen gesammelt hatte (worunter die „Fragmente aus dem Tagebuch meines Oheims“, und die „Geschichten aus der Heimath“), erschien erst 1870 eine größere Novelle „Aus der Tiefe“ und der dreitheilige Roman „Non possumus“. 1870 (in der Bibl. deutscher Orig.-Romane, [622] 20.–22. Band), welcher jedoch das verdiente Aufsehen nicht erregte. Der übrige reiche Theil seiner novellistischen Producte ist in den Münchener „Fliegenden Blättern“ und der „Haus-Chronik“ von Braun u. Schneider, im Augsburger „Sammler“ (z. B. „Der Jesuitenzögling, aus den Papieren eines Pfründners von Frater Hilarius“, 1873, oder „Heinz Toppler, Erzählung aus Rottenburg a. d. Tauber“, 1875) u. s. w. zerstreut. Eine stattliche Reihe sehr werthvoller culturhistorischer Schilderungen, z. B. über „Das bürgerliche Haus vom XIII. bis XVIII. Jahrh.“, über das „Fichtelgebirge“ sind in den Jahrgängen 1855–58 der ehemaligen Neuen Münchener Zeitung niedergelegt. Auch als Jugendschriftsteller versuchte sich „Frater Hilarius“ mit Glück, wie eine Anzahl von duftigen „Blumenmärchen“ in den „Jugendblättern“ der Isabella Braun, 1856 ff., beweisen. Eine Sichtung und Auswahl seiner zahlreichen Schriften dürfte wol nicht zu lange auf sich warten lassen. F. war, wie Ludw. Steub in seinem schönen Nachruf in Beil. 114 der Augsb. Allgem. Zeitung vom 24. April 1877 sagt, „in allen Stücken ein Vertreter der Kalokagathie, wie sie das Alterthum pries, eine männlich-schöne Gestalt, ein wohlwollendes, liebenswürdiges Naturell, ein Dichter und Redner, witzig und geistreich, gewinnend und einnehmend, unverzagt und schlagfertig, dabei anspruchslos und bescheiden, freisinnig und für das Vaterland begeistert, eh’ es noch recht erlaubt war, ein vortrefflicher Deutscher, ein guter Münchner und doch eine echt hellenische Persönlichkeit“.