ADB:Fabricius, Werner
Thomas Selle kennen und schätzen; er nahm ihn mit nach Hamburg, wo er Musikdirector an der Katharinenkirche war, um ihn mit anderen Schülern zu unterrichten. Auch die übrigen Professoren unterwiesen den gut begabten Knaben mit Vergnügen, „besonders Heinrich Scheidemann mit seiner kunstreichen Manuduction auf dem Clavier. Der Rath zu Hamburg nahm ihn in den Chorum musicum auf, in welchem er wohl verpflegt und reichlich unterhalten ward, bis er 1650 mit seiner Unterstützung [526] nach Leipzig übergehen konnte. Hier blieb er in einem feinen Hospitio acht Jahre wohlversorgt, hörte, neben seinen Exercitiis musicis, Philosophie bei Professor Dr. Scherzer, Jura bei Hornigk, Jäger und Schröter und erhielt durch Dr. Philippi die Dignitas notariatus. Auch in der Mathematik bei Professor Kühne machte er gute Fortschritte und gewann sich durch Fleiß und ein sehr vorsichtiges Betragen die allgemeinste Liebe. 1656 übertrug ihm die Universität das Directorium musicae in der Paulinerkirche, zwei Jahre später der Rath den Organistendienst zu St. Nicolai. Sein Ruf brachte ihm viele Einladungen zu Wege und er leitete die Musik bei den Orgeleinweihungen zu Lichtenberg, Halle, Merseburg, Zeitz und Jena.“ F. starb am 9. Januar 1679 in Leipzig. Walther und Gerber führen in ihren Lexicis sechs Werke des zu seiner Zeit sehr geschätzten Meisters an. Das erste, 1656 zu Leipzig erschienen, ist nicht geistlichen Inhalts; es führt den Titel: „Deliciae harmoniae, musikalische Gemüthsergötzung in Paduanen, Allemanden, Couranten, Balletten, Sarabanden etc. zu 5 Stimmen für Violen und andere Instrumente mit dem Generalbaß.“ Das zweite enthält die Melodien zu dem ersten Theile von Homburg’s „Geistlichen Liedern“ und erschien 1659 in Jena. Das dritte enthält „geistliche Arien, Dialogen, Concerten etc. für 4–8 Vocalstimmen mit allerhand Instrumenten“ (Leipzig 1662). Ueber ein viertes schreibt Walther: „Anno 1671 den 28. September, als dem Namenstage seines liebwerthen Freundes, Herrn Wentzel Buhlens, hat er eine vierstimmige Motette: ‚Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist‘, durch den Druck bekannt gemacht.“ Das fünfte und sechste sind eine „Anweisung zum Generalbaß“, 1675, und eine, angeblich erst 1756 herausgekommene „Anleitung zur Prüfung eines Orgelwerkes“, die aber wol, sofern nicht eine Zahlenumstellung (für 1657) stattgefunden hat, einen Anderen gleichen Namens zum Urheber haben wird. Viel Beifall erwarb sich F. namentlich durch seine 100 Melodien zu Homburg’s Liedern.
Fabricius: Werner F., geb. am 10. April 1633 zu Itzehoe im Holsteinischen, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater Albert, einem geschickten Organisten zu Flensburg, wohin die Familie bald übersiedelte, besuchte die Schule und setzte die Musikstudien beim Vater und beim Cantor Karl Moth fort. Dort lernte ihn der berühmte- Monatshefte für Musikgeschichte, Berlin 1875, S. 180. Winterfeld, Der evangelische Kirchengesang, Leipzig 1845, II. S. 477.