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Artikel „Homburg, Ernst Christoph“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 43–44, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Homburg,_Ernst_Christoph&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:48 Uhr UTC)
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Homburg: Ernst Christoph H., wurde zu Mühla, einem Dorfe bei Eisenach, im J. 1605 geboren, lebte als Gerichtsschreiber und Rechtsconsulent zu Naumburg. Er gab im J. 1638 Gedichte unter dem Titel „Schimpf- und ernst-hafte Clio“ heraus, die voll weltlichen Sinnes und Lust waren. Auch übersetzte er aus dem Holländischen: „Catzens Historie von der Sapphira unzeitigen und geilen Liebe gegen den Joseph“ und wurde, da seine Gedichte, obgleich gehaltlos, Gefallen fanden und Aufmerksamkeit erregten, als 499. Mitglied im J. 1648 in die fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen und zwar unter dem Namen: der Keusche, mit dem Gewächse: der Kampher, unter dem Beiworte: Recht angewandt. Den ersten Theil seines Lebens lebte er durchaus weltlich, den Freuden und der Lust desselben gewidmet, später schämte er sich seiner Gedichte und namentlich seiner Clio, denn er ruft aus: „Clio, ach, es reuet mich, daß ich vorgesungen dich“. Durch Hauskreuz verschiedener Art gebeugt, wandte er sich mehr dem positiven Glauben zu und dichtete von nun an nur geistliche Lieder. Er selbst hatte vieles durch Krankheiten zu leiden, namentlich litt er an einer Hautkrankheit, während seine Frau durch ein Steinleiden geplagt wurde, so daß beide wenige gesunde Stunden hatten. Oft schwebte er in Lebensgefahr durch Ansteckung durch die Pest und hatte auf seinen vielen Geschäftsreisen in den Niederlanden mancherlei Gefahren zu bestehen. Dieses Ungemach veranlaßte ihn, wie er selbst sagt, dazu, um sein Leid zu vergessen, geistliche Lieder zu dichten. Er wurde am 2. Juni 1681 durch einen sanften Tod von seinen vielen Leiden [44] befreit. Unter seinen Zeitgenossen galt er als Dichter ersten Ranges. Seine Verse hielten sich an die Opitz’sche Form und erinnern an den Vorgang der Holländer und Franzosen, indem sie sich durch Wohlklang und Leichtigkeit auszeichnen. Im Ganzen dichtete er 150 Lieder, und zwar Buß-, Trost-, Sterbe- und Passions-Lieder. Seine geistlichen Lieder erschienen zu Naumburg 1658, 1. Theil mit 100 Liedern, und zu Jena 1659, 2. Theil mit 50 Liedern, und zwar wurde der erste Theil mit Melodien von Werner Fabricius (s. Bd. VI. S. 525) und der zweite Theil von Paul Becker zu Weißenfels versehen. Unter seinen Liedern sind wol die bekanntesten: „Jesu, meines Lebens Leben“ und „Gott ist mein Schild und Helfersmann“, „O wundergroßer Siegesheld“ etc.

Vgl. Liedercommentar zum Naumburger Gesangbuch von Schamelius, 1724. – Winterfeld, Evangel. Kirchengesang II, 1845. – Koch, Geschichte des Kirchenlieds, I. 298–301. – Cunz, Geschichte des deutschen Kirchenlieds, I. S. 509–11. – (Neumarck), Neu-Sprossende teutsche Palmbaum, S. 471. – Wetzel, Hymnopoeographia oder historische Lebensbeschreibung, I. S. 454 und Nachlese dazu II. S. 306 etc.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 44. Z. 16 v. o.: Ueber E. Chr. Homburg ist jetzt zu vgl. die Biographie und liter. Würdigung von Mitzschke in Rathusius u. Oertzen, Allg. konservat. Monatsschrift f. d. christliche Deutschland, 1882 Halbb. I S. 354 ff. [Bd. 17, S. 795]