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Artikel „Fabricius, Johann Jakob“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 515–516, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fabricius,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:30 Uhr UTC)
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Fabricius: Johann Jakob F., im J. 1620 zu Lennep im Herzogthum Berg als Sohn des dasigen lutherischen Pfarrers geboren, besuchte die Gymnasien zu Lippstadt, Köln und Dortmund und bezog hierauf die Universität Rostock, [516] um Theologie zu studiren. Von den Kanzel- und Kathedervorträgen des tief innerlichen Professors Lütkemann mächtig erfaßt, lebte sich F. hier in die Mystik ein, brach mit seiner ganzen Vergangenheit und begann unter Studenten und Bürgern, selbst Professoren gegenüber als ernster Bußprediger aufzutreten. Dabei war F. dem Studium der Theologie, der orientalischen Sprachen und zugleich der Mathematik mit größtem Eifer ergeben, und in das elterliche Haus zurückgekehrt wurde er, dessen Gelehrsamkeit und religiös-sittlichen Ernst man bewunderte, im December 1644 zum Prediger der großen evangelischen Gemeinde zu Schwelm gewählt. Hier ließ nun F. seine Wirksamkeit weithin wie eine Fackel leuchten. Seine Predigt war, daß das Christenthum nicht in Rechtgläubigkeit, sondern in Selbstverleugnung und in der Nachahmung des Lebens und Leidens Christi bestehe, und daß nur hierdurch der Christ zur wahren Vollkommenheit gelangen könne. In diesem Sinne handhabte F. eine strenge Kirchenzucht, nahm sich der Schulen seines großen Kirchspiels mit einem damals für die Meisten ganz unverständlichen Eifer an, richtete für seine Confirmanden einen halbjährigen täglichen Katechismusunterricht ein und veröffentlichte eine ganze Reihe von Schriften mystischen Inhalts („Von der Ursache alles Elendes“; „Auslegung der Bergpredigt“; „Von der Wiedergeburt oder herzgründlichen Buße, den Frommen zu fernerer Prüfung, den Heuchlern zur Warnung“; „Das vielgeplagte und doch verstockte Aegypten“), von denen jedoch die letzte (in welcher die theologische Facultät zu Marburg, um ihre gutachtliche Meinung befragt, „Weigelische Irrthümer“ befunden hatte), seine Amtsentsetzung durch die Synode herbeiführte (1653), trotz des Widerstrebens der clevischen Regierung, welche ihn zu halten suchte. Die Abfindungssumme, welche ihm angeboten wurde, nahm er nicht an. F. suchte und fand nun eine Zuflucht in Holland, wo er 1654 zum Pfarrer der lutherischen Gemeinde zu Zwolle in Oberyssel gewählt ward, sich verheirathete und bis 1660 mit großem Segen wirkte. Von da berief ihn der 1656 katholisch gewordene, der mystischen Religiosität eifrig ergebene Pfalzgraf und Herzog Christian August von Sulzbach in Baiern im November 1660 zum Stadtprediger nach Sulzbach. Mit ihm fanden damals auch zwei Rostocker Freunde und Gesinnungsgenossen als Prediger daselbst Anstellung. Aber auch hier war bald das Gerücht in Umlauf, daß F. mit seinen beiden Freunden eine falsche, schwarmgeisterische Lehre verbreite und Sectirerei treibe, weshalb der Pfalzgraf eine Untersuchung des Thatbestandes nicht umgehen konnte. Jeder der drei Angeklagten reichte zu seiner Vertheidigung ein besonderes Schriftstück ein. Auch ließ der Pfalzgraf ebenso die katholische, wie die evangelische Bürgerschaft darüber befragen, ob einer der drei Prediger durch sein Leben oder seine Lehre Jemandem Anstoß gegeben hätte. Alle Stimmen (mit alleiniger Ausnahme eines einzigen Evangelischen) lauteten zu Gunsten der Angeklagten, welche somit von allem Verdachte freigesprochen wurden. Indessen gelang es den Gegnern des F. dennoch, schon kurz nahher (im April 1667) die Vertreibung desselben zu erwirken, wobei ihm jedoch vom Magistrat ein ehrenvolles Entlassungszeugniß zugetheilt ward. Der abermals Fortgewiesene begab sich nun nach Amsterdam, wo er mit Gichtel freundschaftlichen Verkehr unterhielt und im J. 1673 starb.

Vgl. Max Göbel, Geschichte d. christlichen Lebens etc. II. S. 497–508.