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Artikel „Fähse, Gottfried“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 537, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%A4hse,_Gottfried&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 09:12 Uhr UTC)
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Fähse: Gottfried F., classischer Philolog, geboren in Schlesen bei Wittenberg am 24. August 1764, † in Jüterbogk am 29. Mai 1831. Eines Müllers Sohn besuchte er die Dorfschule in Radis, die Stadtschule in Gräfenhainichen und fünf Jahre das Gymnasium in Zeitz. 1782 bezog er die Universität Wittenberg, wo er die Philologen Hiller und Zeune, den Historiker Schröckh und die Theologen Tittmann und Reinhard hörte, welche sich besonders um ihn verdient machten. Nach vierjährigen Studien ging er als Hauslehrer nach Ungarn in das Haus Stephans v. Szirmay in Nagy-Ida und drei Jahre darauf zu dem Grafen Toeroek von Szendroc in Kaschau. Durch Verwendung dieses Grafen, welcher Oberstudiendirector in Ungarn war, wurde er 1792 Rector in Göllnitz, einer Bergstadt Oberungarns. Ein Besuch in der Heimath erweckte die Liebe zum Vaterlande; er verließ seine Stellung und wendete sich 1795 nach Leipzig, wo er 1796 Magister wurde und sich mit einer „Disp. de ideis Platonis“ habilitirte. Bis zum Herbste 1798 hielt er Vorlesungen über Philosophie und Pädagogik, zu jener Zeit nahm er eine Lehrerstelle am königl. Pädagogium in Halle an. Aber auch hier blieb er nur kurze Zeit. 1801 wurde er Conrector an dem Lyceum in Annaberg und 1806 Rector dieser Anstalt, 1809 folgte er dem ehrenvollen Rufe als Director des Francisceums in Zerbst, an dem er geblieben ist, bis ihn im Herbst 1830 Körperschwäche nöthigte sein Amt niederzulegen. Seine Wirksamkeit in der Schule wird gerühmt; die persönliche Hochachtung seiner Landesfürsten, die Liebe seiner Amtsgenossen und die kindliche Ehrfurcht seiner Schüler zeugten dafür. Bei seinem stillen und eingezogenen Leben fand er in seinen wissenschaftlichen Studien volle Befriedigung; ihm verdankt er auch die Vielseitigkeit seines Wissens. Eine Frucht seiner Leipziger Vorlesungen war der „Grundriß der technisch-praktischen Erziehung“ (1797). Nachher wendete er sich der griechischen Litteratur zu, zunächst einer Reihe von Uebersetzungen, wie von Plato’s „Republik“ in 2 Bänden (1800), metrische von Pindar in 2 Bänden (1804 u. 1806), Sophokles (1804) und Aeschylos (1809), in denen er manche ansprechende Verbesserung gibt, aber von Metrik nur geringe Kenntnisse zeigt und noch weniger Geschmack, so daß die Litterarhistoriker ihrer nicht einmal Erwähnung thun. Was er im Sommer 1809 auf einer wissenschaftlichen Reise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich in Pariser Bibliotheken gesammelt hatte, veröffentlichte er 1813 in der „Sylloge lectionum graecarum, glossarum, scholiorum in tragicos graecos atque Platonem“. 1825 kamen „Animadversiones in Plutarchi opera“ heraus. Für die Tragiker war auch das weitschichtige „Lexicon graecum in tragicos“ berechnet, von dem aber nur der erste Theil 1829 erschienen ist; die geringe Theilnahme an dieser Sammelei mag den Verleger von der Fortsetzung abgeschreckt haben. Auf einer zur Wiederherstellung seiner Gesundheit unternommenen Reise ist er in Jüterbogk verstorben.