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Artikel „Encke, August“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 356–357, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Encke,_August&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 11:10 Uhr UTC)
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Encke: August E., königlich preußischer Generallieutenant, ein Bruder des Astronomen Franz E. (s. A. D. B. VI, 99), am 9. Juli 1794 zu Hamburg geboren, wo sein Vater Archidiakonus an der Sanct Jakobikirche war, verlor letzteren schon als er noch nicht ein Jahr, die Mutter als er siebzehn Jahre alt war. Die älteren Geschwister nahmen sich nun der jüngeren an; August E. aber trat, sobald im März 1813 die russischen Truppen in seine Vaterstadt eingerückt waren, in die Reitende Artillerie der neugebildeten Hanseatischen Legion, nahm mit dieser an Wallmoden’s Feldzuge an der Niederelbe theil und war zum Officier aufgerückt als im J. 1814 der Friede von Paris den Feindseligkeiten vorläufig ein Ende machte. Vom Senate durch Verleihung der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, schied er aus dem Militärdienste. Sobald aber Napoleon’s Rückkehr von Elba den Wiederbeginn des Krieges in Aussicht stellte, wurde er von neuem Soldat. Er wendete sich jetzt nach Preußen. Savigny’s Fürsprache vermittelte ihm den Eintritt in die Artillerie. Er mußte zunächst die vorgeschriebene Prüfung ablegen, welche er so gut bestand, daß er sofort als Premierlieutenant angestellt wurde. Nachdem er in Graudenz den praktischen Dienst erlernt hatte, ward er zur 1. Artilleriebrigade nach Königsberg, 1818 als Capitän zur 6. nach Schlesien und 1834 nach Berlin in das Kriegsministerium versetzt. Seit 1837 Major kam er 1839 als Abtheilungscommandeur nach Luxemburg, wurde 1844 Brigadier der 1. Brigade, 1845 Oberstlieutenant und 1847 Chef des Generalstabes der Generalinspection der Artillerie zu Berlin. In dieser Eigenschaft gehörte er zu den treibenden Elementen, welche dem Fortschritte huldigten und der Waffe namentlich die taktische Bedeutung wahren wollten, deren Besitz durch Schießplatzdienst und Paradedrill gefährdet war. In diesem Sinne ist eine kleine Schrift verfaßt, welche er unter dem Titel „Ueber Führung und Gebrauch der Feldartillerie“ (Berlin 1851) erscheinen ließ, als die geringe Thätigkeit der Waffe auf den Gefechtsfeldern der letzten Kriege zum Gegenstande abfälliger Bemerkungen gemacht worden war. 1848 war er Oberst geworden, 1852 wurde er Generalmajor und Inspecteur der 4. Artillerieinspection zu Coblenz, vertauschte diese Stellung 1854 mit der gleichen an der Spitze der 2. zu Berlin und trat hier durch das ihm daneben übertragene Amt als Präses der Artillerie-Prüfungscommission in einen Wirkungskreis, welcher für die gesammte Zukunft der Waffe dadurch von der allerhöchsten Wichtigkeit geworden ist, daß die Frage nach der Einführung gezogener Geschütze zur Entscheidung stand. Am 4. April 1857 ward er Generallieutenant. – E. befand sich, wie früher in Beziehung auf die Taktik, auch jetzt wieder, wo es sich um die Technik handelte, auf Seiten der Neuerer, und stand wol an ihrer Spitze. Der Kampf, welchen sie auszufechten hatten, war um so härter, als zu den Anhängern des Alten der General-Inspecteur der Artillerie, General v. Hahn (s. A. D. B. X, 371), gehörte. Langwierige theoretische Untersuchungen und praktische Erprobungen, deren Seele E. war, fanden statt zur Klärung der [357] Verhältnisse. Ihr Ergebniß war die Annahme der durch E. befürworteten Vorschläge. Am 15. Februar 1858 befahl der Prinz von Preußen die Einführung der gezogenen Hinterladungsgeschütze für die Festungsartillerie, am 7. Mai 1859 traf er eine entsprechende Anordnung für die Geschütze der Feldartillerie, indem er angesichts der durch Frankreich drohenden Kriegsgefahr die baldthunliche Herstellung von 300 gezogenen Feldgeschützen, statt, wie vorgeschlagen war, von 100 befahl. E. bemühte sich der Waffe die Bekanntschaft mit den neueingeführten Geschützen dadurch zu erleichtern, daß er eine Anzahl von Anweisungen für ihren Gebrauch herausgab, welche so populär gehalten waren, daß sie den Namen „Dorfzeitung“ erhielten. Sie erschienen, vier an der Zahl, sämmtlich im Jahre 1859, ohne den Namen des Verfassers. E. starb am 26. Juni 1860; sein Diener fand ihn am Morgen todt an seinem Schreibtische sitzend. Er war unvermählt. Kaiser Wilhelm II. ehrte sein Andenken, indem er am 27. Januar 1889 dem 4. Fußartillerieregimente, dessen Stamm aus Truppentheilen von Encke’s Artillerieinspection hervorgegangen ist, für immerwährende Zeiten den Namen „Encke“ verlieh.

W. Bußler, Preußische Feldherren und Helden IV, 124. Gotha 1896. – H. Müller, Die Entwicklung der Feldartillerie von 1815 bis 1892. I, 143. Berlin 1893.