ADB:Eggenberg, Ruprecht Freiherr von
Wilhelm V. von Baiern im Auftrage des Reiches an dem Usurpator des Bischofstuhles zu Köln, Gebhard Truchseß von Waldburg, die Reichsacht zu vollziehen hatte; E. befehligte damals unter dem Feldobersten Herzog Ferdinand von Baiern, die Artillerie bei der Belagerung von Bonn, ungewiß [667] ob in baierischen Diensten oder bei den spanischen Hülfstruppen stehend. Bevor der Angriff auf Bonn vollständig vorbereitet war, ergab sich die Stadt im Januar 1584, hauptsächlich in Folge der Ueberredungskunst, welche E. bei den Bürgern anwendete. – Im J. 1586 erscheint E. als Oberst im spanischen Heere, in dessen Reihen er unter Alexander Farnese in den Niederlanden gegen die aufgestandenen Provinzen kämpfte.
Eggenberg: Ruprecht Freiherr v. E., kaiserl. Kriegs-Oberster in den Türkenkriegen des 16. Jahrhunderts, geb. 1545 zu Ehrenhausen bei Graz in Steiermark, † 1611 zu Wien. Eggenberg’s Vater war Christoph E., Gutsbesitzer zu Ehrenhausen und Steuereinnehmer der Landschaft in Steiermark. Ruprecht als zweiter Sohn begann seine Laufbahn als Castellan des Grazer Bergschlosses (diesen Titel behielt er zeitlebens), trat aber bald in fremde Kriegsdienste. Besonderer Erwähnung geschieht seiner zuerst 1583, in welchem Jahre der HerzogIn den vaterländischen Dienst trat E. erst ein, als die Türkengefahr dem Reiche drohte; vom Kaiser zum Schutze seines Heimathlandes zurückberufen, wurde er zum Grenzbefehlshaber der windischen Mark mit dem Sitze in Agram ernannt. In den fortwährenden Fehden mit den türkischen Paschas, welche trotz des verlängerten Waffenstillstandes von Adrianopel kein Ende nahmen, deckte er die Grenze gegen die Einfälle der Türken. Diese Kämpfe nahmen 1593 größere Dimensionen an. Im Juni rückte der Pascha von Bosnien mit 30000 Mann zur Belagerung der Grenzfeste Sissek vor. Nachdem deren Besatzung noch rechtzeitig durch E. verstärkt worden war, sammelten sich die Grenzbefehlshaber nach gemeinschaftlicher Uebereinkunft mit ihren Truppen in Agram, unter diesen Erdödy, Auersperg, Redern u. A., von welchen aber jeder sich als selbständig betrachtete. Es gelang Eggenberg’s Vermittlung, einen freien Kriegsrath zu Stande bringen und in diesem entschied man sich, mit der gesammten Macht, im ganzen nur 5000 Streiter, den Türken entgegen zu rücken. Gegnerischerseits ging der Pascha von Bosnien am 22. Juni unter Zurücklassung von 10000 Mann vor Sissek über die Kulpa vor. Noch im Uebergange begriffen, wurde er von den Christen angegriffen und vollständig geschlagen; Viele ertranken in der Kulpa, unter ihnen auch der Pascha. Das Belagerungsheer vor Sissek zog sich in Folge dieser Niederlage eilig zurück. Die weitere Folge des Sieges der Christen bei Sissek war, daß nun der Sultan selbst den Krieg erklärte. Ein neues Heer der Türken rückte an; die Christen, welche inzwischen die Belagerung der türkischen Feste Petrina begonnen hatten, mußten sich zurückziehen, auch konnten sie dieses Mal die Wegnahme von Sissek nicht hindern. In diesem wie im nächsten Jahre mußte E. sich auf die Vertheidigung der Grenze beschränken. Erst 1595 konnte er wieder die Offensive ergreifen: im Verein mit Erdödy, Zriny u. A. gelang es ihm, Petrina und einige andere türkische Grenzorte zu besetzen und sich hier für die nächste Zeit zu behaupten. 1597 wurde E. zum Heere des Erzherzogs Max nach Ungarn berufen, doch auch hier hatten die Christen keine Erfolge. Der schlechte Zustand des deutschen Kriegswesens und namentlich der Mangel an Geldmitteln machten größere Fortschritte unmöglich trotz hervorragender Leistungen im einzelnen. Die Belagerung von Raab, welcher E. beiwohnte, mußte aufgegeben werden und das Heer Maximilians zog sich über Komorn nach Gran zurück. An Stelle Pernstein’s, welcher während der Belagerung gefallen, war E. Feldzeugmeister geworden. Als die Gefahr vor den Türken immer größer wurde und ein Einfall derselben in die deutschen Länder drohte, ernannte ihn Kaiser Rudolf II. 1598 im Vertrauen auf seine Tüchtigkeit zum Befehlshaber der Wiener Stadt-Garden und erhob ihn im gleichen Jahre mit seinen Brüdern und seinem Vetter Ulrich in den Freiherrnstand. Fortan verblieb E. nun in Wien, zugleich dem Regenten der innerösterreichischen Lande, Erzherzog Ferdinand, als Berather in Kriegssachen beigegeben, seine Tüchtigkeit wurde jedoch weiter nicht mehr in bemerkenswerther Weise auf die Probe gestellt. Er starb, ohne verheirathet gewesen zu sein.
- Hirtenfeld, Oesterr. Mil.-Conv.-Lex. II. 1852. Rhein. Antiquarius IV. 1. 1863. Heilmann, Kriegsgeschichte von Baiern etc. I. 1868.