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Artikel „Eckenberg, Johann Karl“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 609–611, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eckenberg,_Johann_Karl&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 08:53 Uhr UTC)
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Eckenberg: Johann Karl E. (auch Eggenberg), gen.: der „starke Mann“, Theaterprincipal, Aequilibrist, geb. im Bernburgischen 1685, † im ersten Drittel des J. 1748 zu Luxemburg. An sich ohne alle künstlerische Bedeutung erweckt E. als „letzter Repräsentant der Haupt- und Staatsactionen“, wie durch seine Stellung zu Friedrich Wilhelm I. von Preußen, der ihn durch seltene Gunstbezeigungen zu einer der meistbesprochenen Persönlichkeiten Berlins machte, ein erhöhtes Interesse. Die dürftigen Mittheilungen über seine Herkunft und ersten Erlebnisse weichen sehr bedeutend von einander ab, denn während ihn die Quellen einerseits als eines Sattlers Sohn, der selbst des Vaters Handwerk erlernte, bezeichnen, lassen sie ihn andererseits – und zwar nach seinen eigenen Angaben – dem alten Fürsten- und Freiherrngeschlecht derer von Eggenberg [610] (wie sein Name öfters documentarisch vorkommt) entstammen. Nach einer dritten Lesart erhielt er seinen Adel in Dänemark oder ließ ihn wenigstens daselbst erneuern. Gewiß ist, daß er lange Zeit als Seiltänzer und Jongleur sich „präsentirte“ und nicht vor 1717, in welchem Jahr er zum ersten Mal nach Berlin kam, an die Spitze einer Schauspielertruppe trat. Durch außergewöhnliche Kraftproben, die E. vor dem preußischen Hofe im Charlottenburger Schloß ablegte, erwarb er sich die Gunst des Königs, der ihm sein Gefallen durch ein Privilegium für ganz Preußen bezeigte. In Berlin spielte der „starke Mann“ in einer Bude auf dem neuen Markt, später im Stallplatz-Theater, trieb sich dann 14 Jahre lang rastlos umher, gab in Schwerin und Hannover, am Rhein, in Belgien, Polen, wahrscheinlich auch in Dänemark Vorstellungen, um schließlich und nachdem er eine durch Geschmeidigkeit ausgezeichnete Seiltänzerin englischer Abstammung geehelicht hatte, 1731 nach der Residenz an der Spree zurückzukehren. Außer einem auf seinen Zügen erworbenen Vermögen von 40000–48000 Thalern führte er eine Truppe von 26 Spatenschlägern und Schauspielern (u. A. Rademin, Scalory, Hilverding, Stenzel) bei sich, mit der er auf dem Spittelkirchhof Vorstellungen gab. Die Gunst des Königs in womöglich noch reicherem Maße als früher zu erwerben, besorgte er Pferdegeschäfte für die Cavallerie, erstattete dem General v. Derschau Bericht, wo er auf seinen Reisen besonders große und gut gewachsene Leute gesehen, und erbot sich in der Friedrichsstadt zu dauerndem Aufenthalt ein großes Haus zu bauen. Bei der Baulust des Königs verschaffte ihm dieses Anerbieten auch wirklich ein ausgedehntes Privilegium (d. d. 27. Sept. 1732) und den Titel eines „Hoff-Comoedianten“. Als solcher spielte der „starke Mann“ von 1732–1733 im Theater auf dem Stallplatz, zum Theil mit neuen, bekannter gewordenen Schauspielern, wie Wallerodi, Weßling, Weidner, Defraine, und verstand es König und Hof so vortrefflich zu vergnügen, daß ihm ersterer gestattete, die früher in den Häusern der Adelichen abgehaltenen „Assemblées“ gegen ein bestimmtes Entgelt der Betheiligten bei sich abzuhalten. Noch größere Einnahmen zu erzielen ließ E. einen Theil der Truppe, von seinem Agenten Joh. Georg Moser geleitet, vom 25. Jan. bis 24. März 1733 in Frankfurt a. O. spielen. Durch grobe Excesse, die er und seine Frau sich gegen Publicum, Schauspieler und den Grafen Dönhof hatten zu Schulden kommen lassen, verscherzte er zwar die Gnade des Königs, errang sie jedoch bald von neuem und vermochte den Fürsten die im Juni erlassene Resolution, E. solle nicht in Halle spielen, im October desselben Jahres zu Gunsten des Principals und entgegen einem ausführlichen pro memoria der hallischen Universität, wieder aufzuheben. 1735 fand E. in Berlin den Zulauf nicht mehr wie früher, obgleich Siegmund und Jos. Felix Kurz seiner Gesellschaft beigetreten waren; seine Verhältnisse verschlechterten sich so sehr, daß er schließlich nur durch die Flucht dem Drängen seiner Gläubiger entgehen konnte und auch dann seine Bedeutung nicht wieder erlangte, als er in den Wintermonaten 1738, 1739 und 1740 aus besonderer Gnade des Königs nach der Residenz zurückkehren durfte. Der Tod Friedrich Wilhelms I. beraubte ihn der letzten Stütze. Nur mit Mühe erlangte er von Friedrich II. Verlängerung seines Privilegiums, mußte im Frühjahr 1741, durch seine immer mehr sich verschlechternden Finanzverhältnisse gezwungen, Berlin verlassen und als er im Winter 1741 auf 1742, nach längerem Aufenthalt in Genthin, Magdeburg und Wesel, wiederkehrte, fand er in Hilverding, im Herbst in Joh. Friedrich Schönemann Concurrenten, deren letzterem er nach vergeblichem Suppliciren den Platz räumen mußte. Am Rhein verbrachte der „starke Mann“ seine letzten Jahre, tauchte 1744 noch einmal in Hamburg auf, wo er schon im October 1739 gespielt hatte, und starb im März oder April 1748 zu Luxemburg. Eckenberg’s einzige hinterlassene Tochter Sophie wandte sich nach dem Tode [611] ihres Vaters an den König um Uebertragung des Eckenberg’schen Privilegiums auf ihren Ehegatten, den Principal Rademin, wurde aber abschläglich beschieden.

Plümicke, Entwurf einer Theatergeschichte von Berlin (1781), S. 106 ff. – Förster, Friedrich Wilhelm I. (1839), I. S. 308–318; Curieuse Nachrichten von starken Leuten (1720). – Schneider, Joh. Carl v. E., der starke Mann. Eine Studie zur Theatergeschichte Berlins (1848), (abgedruckt in Heinrich’s Almanach für Freunde der Schauspielkunst, 1848, S. 125–169; und neuerdings im Bär, Berlinische Blätter für vaterl. Geschichte und Alterthumskunde, Jahrg. II. Nr. 2–5, 7).