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Artikel „Hilverding“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 433–434, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hilverding&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:21 Uhr UTC)
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Hilverding: (auch Hilferding, Hülferding), ein in der Geschichte des deutschen Theaters mehrfach genannter Name, dessen Träger indeß noch nicht ins rechte Licht gestellt, oft verwechselt und wol gar zu einer Person zusammengeschmolzen wurden. Bei genauerer Einsicht in die Quellen scheint sich als richtig die Annahme zu ergeben, daß drei Hilverding’s existirt haben: ein Vater und dessen zwei Söhne. Der älteste davon führt in einem von ihm selbst unterzeichneten Document den Namen Johannes, spätere Quellen citiren ihn auch als Joseph. 1685 wird er zum ersten Mal als Schauspielprinzipal erwähnt, der sich von Salzburg nach Wien begibt, wo er sich später mit Stranitzky und Anna M. Nafzerin associirte und in der sogen. Comödiant-Hütten auf dem Neumarkht Vorstellungen gab (1706). Er muß vor 1725 gestorben sein, da in diesem Jahre Prehauser seine Wittwe geheirathet hat. Bekannter als er wurde sein Sohn Peter H. mit dem Beinamen Pantalon de Bisognosi, dem wir zuerst als Mitglied der Eckenberg’schen Truppe begegnen, deren Rivale er jedoch späterhin wurde. Schon 1736 spielte er und zwar vor ertheilter Genehmigung in Königsberg in Pr. und ging 1737 nach Livland, von da nach Petersburg und Warschau. So wurde er der Erste, der eine deutsche Truppe nach Rußland führte. Unter dem 20. Juli 1740 erhielt H. von Friedrich dem Großen das Privilegium für Königsberg, Berlin, Stettin, Frankfurt a/O., Magdeburg, Halberstadt und Minden, mit der Bedingung, sich in Preußen ansässig zu machen. [434] Auch wurde er zum Hofcomödianten ernannt. H. suchte als Prinzipal durch die Vielseitigkeit des Repertoirs zu wirken und es gab kein Genre, das durch ihn nicht vertreten wurde: Ballette, ernste Opern, regelmäßige Trauerspiele, Haupt- und Staatsactionen, Singetspiele, biblische Stücke, kurz alles Mögliche. Seine Kräfte mögen wol an dieser Vielheit gescheitert sein, denn weder in Königsberg, wo er im altstädtischen Junkergarten, und in Berlin, wo er auf dem Dönhofs-Platz nahe dem Meilenzeiger, spielte, noch in Stettin und Frankfurt a/O. war ihm das Glück sonderlich hold und schuldenbeladen, das Privilegium an seinen Hauptgläubiger verpfändet, zog er Anfang 1743 nach Rußland, wo Siegmund laut Contract vom 5. Febr. 1743 sein Mitdirector wurde. 1747 erschien auf seinem Theater in Petersburg zum ersten Mal der dreijährige F. L. Schröder. 1749 ging die Gesellschaft nach Moskau, von da um 1750 nach Petersburg zurück. Nach dieser Zeit verstummen eingehende Nachrichten über ihn, wir erfahren nur noch, daß 1753 die Dlle. Elendsohn, die H. ihre schauspielerische Ausbildung dankte, mit Garbrecht und seiner Frau zu ihm nach Petersburg ging und daß er mit Scotary zusammen von 1760–68 in Riga Vorstellungen gab. 1769 soll er in Petersburg gestorben sein. Die bedeutendsten Mitglieder der Hilverding’schen Truppe waren Anna Chr. Ohl, die beiden Damen Steinbrecher, die Ackermann, die Herren Gleimann, Tünsch, Ferch, Kern, Scotary, Siegmund u. A. – Der dritte H. endlich, geb. 1710, der mit dem Beinamen H. v. Wewen auftritt und schon 1737 als „Wiener Balletmeister“ vorkommt und wegen seiner Vervollkommnung des Ballets sowol von Sulzer, wie Noverre anerkannt wird, übernahm 1766 das Wiener Kärnthnerthor-Theater in Pacht und eröffnete es am Ostermontag. Er machte sich um die dramatische Litteratur verdient, indem er den Theatersecretär Klemm nach Leipzig schickte, um die Dramatiker zur Lieferung von Originalarbeiten, die honorirt wurden, aufzufordern. Er beabsichtigte damit die Burleske zu verdrängen, was ihm jedoch aus verschiedenen mißlichen Ursachen nicht gelang. Dieser Plagen müde, trat H. die Schauspiele an die Herren Häring, Schwarzleutner und Kurländer ab, die dann von dem Italiener Afflisio verdrängt wurden. Nach der „Chronologie“ starb H. am 30. Mai 1768 in Wien. Ob diese Mittheilung zuverlässig ist oder H. mit der 1780 und 81 in Herrmannstadt, Temesvar, Ofen, Pest und Kaschau auftauchenden „Hüllverding’schen Truppe“ zusammenhing, muß vorläufig unermittelt bleiben.