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Artikel „Diezel, Karl Emil“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Diezel,_Karl_Emil&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:25 Uhr UTC)
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Diezel: Karl Emil D., Forstmann und Jäger, geb. 8. Decbr. 1779 zu Irmelshausen an der Milz (in Baiern, unweit der meiningischen Grenze), † 23. Aug. 1860 zu Schwebheim bei Schweinfurt; Sohn eines evangelischen Geistlichen. Von frühester Jugend entwickelte sich in ihm eine große Liebe für Sprach- und Naturwissenschaften, für Musik und für Jagd. Nach dem Besuch der Gymnasien in Schleusingen und Coburg studirte er in Jena und Leipzig, wurde hierauf (1806) Lehrer der neueren Sprachen und Fechtkunst an dem Cotta’schen Privatforstinstitut in Zillbach und trat 1809, nach einem glänzend bestandenen Examen, als großherzogl. würzburg’scher Forstsecretär in Würzburg in die Beamtenlaufbahn ein. Kurze Zeit darauf wurde er mit der Inspection der dem damaligen Landesherrn von Würzburg, Erzherzog Ferdinand, gehörigen am Main gelegenen Forsten betraut. Als diese 1813 der Krone Baiern zufielen, ging er als Revierförster – unter Beibehaltung seines bisherigen Wohnsitzes zu Röthlein – in baierische Forstdienste über. 1816 wurde er als Revierförster nach Kleinwallstadt versetzt, wo er bis zu seiner Quiescirung (1852) wirkte. Den Rest seiner Tage verlebte er in Schwebheim. D. war von einer vorzüglichen allgemeinen Bildung (namentlich in den alten Classikern besser bewandert, wie mancher Philologe) und ausgezeichneter Kenner der Jagd, zumal der Niederjagd, zugleich bis in sein 80jähriges Alter ein meisterhafter Flintenschütze. – Seine schriftstellerischen Leistungen im Gebiete der Jagdkunde sind geradezu eminent. Selbst der damalige Cerberus unter den forstlichen Kritikern Pfeil („Zeus omnipotens Eberswaldensis“, wie ihn D. nennt) erklärte sie für die bedeutendsten Erscheinungen in der Jagdlitteratur. Er schrieb: „Fragmente für [220] Jagdliebhaber“ (1821; 2. Aufl. 1823); „Die Waldschnepfe“ (1839; später 1842); „Erfahrungen aus dem Gebiete der Niederjagd“ (1849; eine 2. sehr vermehrte und verbesserte Auflage erschien 1856 in 2 Abtheilungen, eine 3. 1873 nach seinem Tode). Das letzte, wirklich classische Werk begründete Diezel’s wohlverdienten Ruf. Das Buch trägt durch und durch den Stempel langjähriger, gediegener, eigener Erfahrungen. Die naturwissenschaftlichen Schilderungen sind dem Leben abgelauscht; aber den Glanzpunkt bildet die Beschreibung des praktischen Jagdbetriebs der einzelnen Niederwildarten. Höchst wohlthuend hierbei ist der so zu sagen ideale Zug, welcher das ganze Buch durchweht. Diezel’s Auffassung vom Jagdbetrieb war eben eine höhere; unter seiner Feder gestaltete sich die Jagdwissenschaft thatsächlich zu einer angewandten Naturwissenschaft; er verlegte den Schwerpunkt nicht in die Zahl der erlegten Opfer, sondern in das Maß geistiger Ueberlegung zur Ueberlistung des mit so feinen Sinneswerkzeugen ausgestatteten Thiers und förderte hierdurch den Sinn für Vermehrung der Kenntnisse der Natur und Oekonomie der Jagdthiere, wovon der Jagderfolg wesentlich mit bedingt wird. – Diezel’s Darstellung ist bis ins kleinste fein und elegant, seine Sprache reich an classischen Reminiscenzen, namentlich aus seinem Lieblingsdichter Horaz, wie in Diezel’s Abhandlungen, so auch in den Briefen an seine Freunde Steinbrenner (in Frankfurt a/M.), Jäckel, Baldamus u. A. D. lieferte – außer obigen Werken – zahlreiche naturwissenschaftliche und jagdliche Beiträge zur Journallitteratur und war Mitglied vieler naturforschender Vereine (zu Altenburg, Augsburg, Bamberg, Berlin, Frankfurt a/M., Hanau, Karlsruhe, Marburg, München, Nürnberg, Regensburg und der Gesellschaft deutscher Ornithologen). Als Mensch treu, seinen Freunden mit voller Wärme des Gemüths ergeben, wohlwollend, im Umgang fein, geistreich, witzig, anregend, dazu gemüthlich, erwarb sich dieser seltene Mann allerwärts Verehrung und Liebe. Das Facsimile unter seinem Bild (Forst- und Jagdzeitung): „Hei mihi praeteritos si redderet Jupiter annos!“ kennzeichnet die unverwüstliche Lebensfrische und den Jugendmuth Diezel’s noch im Greisenalter; er pürschte sich in das Grab hinein.

Allgemeine Forst- und Jagdzeitung, Jahrgang 1859. S. 449, 1860. S. 381 u. 423, 1862. S. 366, 406 u. 456. Dengler’s Monatschrift 1860. S. 432. Grunert’s forstl. Blätter 2. Heft 1861. S. 195. Judeich’s deutscher Forst- und Jagdkalender 1873. II. Thl. S. 111.