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Artikel „Cotta, Heinrich v.“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 521–526, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cotta,_Heinrich&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 16:00 Uhr UTC)
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Cotta: Heinrich v. C., Forstmann, geb. am 30. Oct. 1763 in der kleinen Zillbach, einem einsamen Jagdhaus bei Wasungen unweit von Meiningen (im sachsen-eisenach’schen Antheil von Henneberg), † als königl. sächs. Oberforstrath und Director der königl. Forstakademie Tharand am 25. Octbr. 1844.

C. gehört mit zu dem ausgezeichneten Kleeblatt (G. L. Hartig, J. Chr. Hundeshagen), welches einst Epoche machend, reformatorisch im Gebiete forstlicher Wirthschaft und Wissenschaft wirkte; er zählt sogar mit zu den Größten des Faches überhaupt.

Unter den vielen Quellen, welche über die äußeren Lebensverhältnisse, inneren Charaktereigenschaften und forstliche Bedeutung dieses Mannes vorliegen, benutzt man am liebsten die so zum Herzen sprechende Selbstbiographie, welche sich zuerst im Sylvan (1819), dann bei Gwinner und Ratzeburg abgedruckt findet (das dort angegebene Geburtsjahr 1764 ist übrigens unrichtig). Ueber den zweiten Theil von Cotta’s Leben (1819–44) ist nur wenig Aeußerliches hinzuzufügen. Cotta’s Vater war, als Heinrich das Licht der Welt erblickte, eisenach’scher Unterförster in der kleinen, mitten im Walde gelegenen, Zillbach. Für die Tüchtigkeit des Vaters als Forstwirth und Jäger (damals noch unzertrennbar verbundene Begriffe!) spricht schon dessen spätere Carrière – abgesehen von dem Zeugnisse des Sohnes. Von dem so untergeordneten Unterförsterposten schwang er sich zum Förster (in Rosa), Oberförster (in Wasungen), Wildmeister (in Zillbach) empor. 1795 erhielt er sogar die Oberforstmeisterei Altstädt und die Hälfte der Oberforstmeisterei Weimar und wurde zugleich Mitglied der Kammer in Weimar selbst, wohin er übersiedelte.

Im Walde geboren, dem Walde gleichsam schon durch die Vorsehung zugewiesen, lernte der Knabe – unter den väterlichen Fittichen – dieses schönste [522] Stück der Natur schon von frühester Jugend an – gewissermaßen spielend – kennen und lieben. Er begleitete den Vater, als dessen Liebling er sich selbst bezeichnete, fortwährend bei dessen Revierbegängen und auf Reisen, welche dieser als Experte in forstlichen Angelegenheiten nicht selten zu unternehmen hatte, zeigte hierbei an allem, was mit dem Wald und Waldesleben nur irgendwie in Connex stand, den lebendigsten Antheil und entwickelte namentlich einen erstaunlichen Eifer im Sammeln von Naturobjecten, besonders von Mineralien. „Von Kindheit an,“ sagt er selbst, „sammelte ich alles (nur kein Geld), was sich sammeln läßt“. 1784 und 1785 besuchte er die Universität Jena, um Mathematik und Cameralwissenschaften zu studiren. Noch während dieses Aufenthaltes brachte ihn seine Steinliebhaberei in Beziehungen zu dem Kammerrath Appelius in Eisenach, einem gleichwarmen Steinfreund. Dieser verschaffte ihm die Arbeit einer Flurvermessung in Fischbach bei Kaltennordheim, welche ihn drei Sommer beschäftigte. Schon während dieser Vermessung sammelten sich mehrere junge Leute, meist Jäger, um den jungen Forstgeometer, um das Vermessungswesen zu erlernen. Im Winter wurden die Resultate der jedesmaligen Sommerarbeiten im väterlichen Hause zu Zillbach zusammengestellt, die erforderlichen Berechnungen gefertigt und die betreffenden Karten gezeichnet, auch sonstiger Unterricht ertheilt. C., der Sohn, übernahm hierbei den theoretischen Theil (im Anfang nur mathematischen, später auch forstlichen), C., der Vater hingegen, den praktischen Theil des Unterrichts. Der nahe Forst gab Veranlassung zu forstlichen Unterweisungen im Walde und zur Ausübung der Jagd. Auf diese Weise bildete sich ganz in der Stille und so zu sagen ohne eigentliche Absicht eine förmliche kleine Privatforstschule aus, welche bei Beendigung des Fischbach’schen Vermessungsgeschäfts (1788) bereits 10 Eleven zählte.

In das J. 1789 fällt H. Cotta’s erste Anstellung (durch Decret vom 17. Decbr.) – als großherzogl. weimar’scher Forstläufer (man lächelt heute über ein solches Glück!) mit einem jährlichen Gehalt von 12 Thalern. Auch hier gab wieder ein Stein die Veranlassung zu diesem Ereigniß. Der Herzog von Weimar bereiste nämlich in dem gedachten Jahr, begleitet von dem Oberforstmeister v. Arnswald, die Enclave Ostheim. C. machte die Reise, von forstlichem Interesse getrieben, zu Fuß mit, hatte aber hierbei das Unglück, zu stolpern und zu fallen. Dieser Unfall, von welchem der Herzog Kenntniß erhielt, veranlaßte diesen, den wackeren Fußläufer durch obige Ernennung zu belohnen.

Cotta’s Sinn war aber in erster Linie auf Forterhaltung seiner Unterrichtsanstalt, bez. Umgestaltung derselben zu einer bleibenden Einrichtung unter landesherrlichem Schutz gerichtet. 1794 legte er dem Herzog einen hierauf gerichteten Plan vor und erhielt dieser im Frühjahr 1795 auch die höchste Genehmigung. C. wurde zugleich zum Nachfolger seines Vaters in Zillbach ernannt und ihm das dortige Jagdschloß nebst einem neu hergerichteten forstbotanischen Garten zu Unterrichtszwecken eingeräumt. 1801 wurde er zum Forstmeister in Eisenach und zugleich zum Mitglied des dort neu errichteten Forstcollegiums ernannt. Man ertheilte ihm jedoch die Erlaubniß, des Institutes halber in Zillbach wohnen bleiben zu dürfen.

Sehr segensreich hatte C. bereits 1½ Jahrzehnte an dieser inzwischen immer bekannter gewordenen Forstlehranstalt des kleinen weimar’schen Ländchens gewaltet, als ein an ihn unerwartet und unbegehrt herantretender Ruf seiner Wirksamkeit ein größeres Feld eröffnete. Der König von Sachsen berief ihn 1810 zum Director der dortigen Forstvermessungsanstalt nach Tharand. Ostern 1811 siedelte C., welchem die Trennung von der Stätte seiner Geburt, den hiermit unzertrennlichen Jugenderinnerungen und von seinem angestammten Fürstenhause, [523] gegen welches er stets das vollste Dankgefühl bewahrt hat, eine schwere Aufgabe war – von Zillbach nach Tharand über und nahm zugleich seine Forstlehranstalt mit, welche mit einer ansehnlichen königl. Subvention bedacht wurde. Mit Frische und Thatkraft griff er in seinen neuen Wirkungskreis ein. 1816 wurde ihm die Freude zu Theil, seine geliebte Anstalt – auf seinen Antrag – in eine Staatsanstalt verwandelt zu sehen, als welche sie noch heutigen Tages blüht. Als Director dieser Anstalt und des Forsteinrichtungswesens wirkte C. – durch seinen Beruf beglückt und durch seine Leistungen nach den verschiedensten Richtungen hin beglückend – im ganzen gegen 33 Jahre, in der zweiten, mehrfach durch Krankheiten getrübten, Hälfte dieses Zeitraums wesentlich von seinen Söhnen Wilhelm (im Forsteinrichtungswesen) und August (im Lehrfach) unterstützt.

Sein Leben war im allgemeinen nicht reich an aufregenden Momenten. Die Grundzüge des Charakters dieses ausgezeichneten Mannes: Humanität, vollendete Herzensgüte, Friedfertigkeit, Milde im Urtheil über Andere, große Liebenswürdigkeit ließen ja kaum einen Feind erstehen.

Von Schicksalsschlägen traf ihn am härtesten der am 12. Decbr. 1819 eingetretene Tod seiner treuen Gattin, der ältesten Tochter des Superintendenten Ortmann zu Kaltennordheim, mit welcher er seit dem 12. Mai 1795 in glücklicher Gemeinschaft gelebt hatte und der frühzeitige Verlust von drei Kindern. Er hatte jedoch andererseits auch das Glück, sich bis zum letzten Augenblick seines Lebens noch von vier Söhnen umringt zu sehen, lauter ehrenwerthen Männern in ehrenvollen Stellungen, einer sogar (Bernhard) von namhaftem Ruf im Gebiet der Geologie. Cotta’s Grabstätte liegt auf der Burghöhe „Heinrichseck“ (ihm zu Ehren so genannt) bei Tharand, inmitten der 80 bekannten Eichen, welche ihm ein Jahr zuvor an seinem 80. Geburtstage (am 30. Octbr. 1843) seine treuen Schüler und Freunde in höchst sinniger Weise zur Erinnerung gepflanzt hatten.

Alljährlich und zwar am Geburtstage des großen Todten wandern die Tharander Lehrer und Akademiker zu diesem Eichwald hinauf, um den Resten, die jener Grabhügel birgt, im Namen der deutschen Forstwissenschaft immer und immer wieder den Tribut der Verehrung darzubringen. Zu einer besonders großartigen Ovation gab die Säcularfeier des Geburtsfestes (30. Octbr. 1863) Veranlassung. An diesem Tage zeugte auch die Anwesenheit mehrerer 100 fremder Forstmänner, zeugten die im Tharander Festsaal und an der Grabstätte gesprochenen Worte davon, wie tief die Erinnerung an den Mann, dessen fachliche Bedeutung nunmehr näher gewürdigt werden soll, noch in der heutigen Generation lebt.

Heinrich C. war nach drei Richtungen hin von großer, ja vielleicht eminenter Bedeutung, zunächst als Lehrer (seine Hauptaufgabe), sodann als Praktiker, endlich als Forscher und Schriftsteller.

Alle, welche sein Institut in Zillbach oder Tharand besucht haben, erkennen voll freudiger Erinnerung an, wie tief ihnen des Meisters Wort s. Z. in die Seele gedrungen. Cotta’s Vorträge waren klar, reich an Ideen, voller Leben! Sie wirkten anregend, weil sie aus der Fülle des Waldes schöpften, sie waren durch und durch praktisch – keine bloße Kathederweisheit –, indem sie immer die Ausführbarkeit der entwickelten Grundsätze im Walde als Ziel ins Auge faßten. Dabei mußte die warme Berufsliebe und die innige Herzensneigung, welche C. seinen jungen akademischen Freunden während seiner ganzen Lehrthätigkeit bewahrte, Eigenschaften, welche sich unwillkürlich in den Vorträgen selbst immer und immer wieder kundgaben, auch den Schlaffsten mit fortreißen und anfeuern!

[524] Als Forstwirth und Autor steht C. hauptsächlich in den Gebieten des Waldbaues und der Forstbetriebsregulirung groß da. Er bahnte in beiden Gebieten nicht nur neue allgemeine Grundsätze und leitende Ideen an, welche ihn zum Meister deutscher Forstwissenschaft stempelten, sondern erwarb sich auch durch praktische Verwirklichung dieser Ideen (wenigstens eines Theiles derselben) in seinem späteren Vaterlande (Sachsen) zumal um das Forstvermessungs- und Forsteinrichtungswesen die hervorragendsten Verdienste.

Cotta’s Vorliebe für den „Waldbau“ erklärt sich aus dem vorwiegend naturwissenschaftlichen Sinne, den er von Jugend auf an den Tag gelegt. Er hatte nicht nur Naturproducte des Besitzes halber gesammelt, sondern hierbei hauptsächlich und zwar wiederholt beobachtet, d. h. Erfahrungen gesammelt und eine Fülle von Einzelkenntnissen in Bezug auf Formen, Wesen, Eigenschaften, System etc. erlangt. Seine Petrefactensammlung z. B. hatte während seines Lebens eine solche Ausdehnung angenommen, daß sie nach seinem Tode für 3000 Thlr. für das Berliner Cabinet erworben wurde.

Die von ihm veröffentlichten Naturbeobachtungen über die Saftbewegung in den Holzpflanzen (1806) bezeichnet Ratzeburg als eine wahre Fundgrube der interessantesten Beobachtungen, für Physiologie, wie für Holzzucht gleich wichtig. „Es ist“, fährt Ratzeburg fort, „eine Schande für die Physiologen, die es (jene Beobachtungen nämlich) nicht erwähnen und nicht schätzen und die wol neben dem Franzosen Mirbel auch unserem C. ein Plätzchen hätten gönnen können, da er mit jenem gleichzeitig (für Deutschland also zuerst) die Saftbewegung experiendo richtig gefunden hat und darin weiter gekommen ist, als z. B. ein halbes Jahrhundert später Schleiden.“

In systematischer Beziehung steht zwar der Cotta’sche Waldbau offenbar hinter den scharf gegliederten Systemen eines Hundeshagen oder Karl Heyer zurück; auch vermögen wir weder der von C. erfundenen Graben- und Muldencultur, noch den von ihm entwickelten Durchforstungsgrundsätzen beizustimmen, aber das Werk enthält doch viel Beachtung verdienende, originelle Anschauungen und es ist ferner – Hauptsache – im großen Ganzen doch aus dem Walde heraus und wieder für diesen geschrieben. Von echt volkswirthschaftlichem Geiste zeugen namentlich die Entwickelungen des Autors in Betreff der Baumfeldwirthschaft (1819–22), welche viel Anfeindungen – insbesondere von Seiten Hundeshagen’s und Pfeil’s – zu erdulden hatten. C. ging bei Empfehlung dieses Wirthschaftssystems (seines wahren Schoßkindes) von den drei Thesen aus: 1) Durch Lockerung (Umbruch) wird der Boden fruchtbarer. 2) Der frei erwachsene Stamm legt binnen gleicher Zeit mehr Massen auf, als der geschlossen erwachsene. 3) Die Abwechselung mit den Gewächsen bringt bessere Ernten.

Gestützt auf diese drei, einzeln für sich betrachtet, wol unanfechtbaren Erfahrungssätze, welche er eingehend erörtert, empfiehlt er eine eigenthümliche, gleichzeitige Vereinigung von Holz- und Feldbau auf derselben Fläche unter dem Namen Baumfeldwirthschaft. Das Gerippe ist etwa folgendes: Eintheilung einer zum Feldbau schicklichen Waldung in eine Anzahl von Schläge (30–80, der Umtriebszeit entsprechend); alljährliche Ausstockung eines Schlags; Benutzung der betreffenden Fläche als Ackerland einige Jahre lang; alsdann Bestockung mit Laub- oder Nadelholzpflanzen in Reihen von engem (2,5–4') Pflanzen-, aber von weitem (1–4 Rth.) Reihenabstand; Fortsetzung der Fruchtzucht zwischen den Bäumen; Aushieb der Hälfte der Stämme, sobald deren Beschirmung und Wurzelverbreitung dem Fruchtbau Gefahr bringt; endlich vollständige Räumung im Haubarkeitsalter und Begründung des vorstehend in Kürze dargelegten Nutzungsganges von neuem – nur mit dem Unterschied, daß die folgende Baumpflanzung nicht in den früheren Linien, sondern zwischen denselben vorgenommen [525] werde. Die Art der Feldwirthschaft (ob eigentlich Ackerbau, Wiesencultur oder Weide) soll vom Beschattungsgrad bedingt werden.

Lassen sich auch gegen die allgemeine Durchführung einer solchen Composition principielle Bedenken sehr gewichtiger Art erheben, so steht doch außer Zweifel, daß dieselbe für manche Verhältnisse und bei gewissen Voraussetzungen recht zweckmäßig ist. Thatsächlich existiren noch heute in verschiedenen Theilen Deutschlands (Hessen) und Oesterreichs (Böhmen, z. B. bei Pisek) ähnliche Compositionsbetriebe, zu welchen durch C. die Anregung gegeben worden sein dürfte. Unverkennbar ist endlich – Alles in Allem – der große Culturfortschritt, welcher sich von dem Erscheinen des Cotta’schen Waldbaues ab in Sachsen vollzog, dessen Wälder noch zu Anfang dieses Jahrhunderts arg darniederlagen und welche jetzt wie ein blühender Garten prangen (s. Judeich a. a. O.).

Im Gebiete der Forsteinrichtung muß C. als Schöpfer der Flächenfachwerksmethode (Ausstattung der einzelnen Wirthschaftsperioden oder Fache der Umtriebszeit mit gleichgroßen, bez. gleichwerthigen Flächen) bezeichnet werden. Hierbei ging der Begründer dieser Idee von der richtigen Anschauung aus, daß auf eine gute Forsteinrichtung ein größeres Gewicht zu legen sei, als auf einen gleichgroßen jährlichen Etat (Hiebssatz), da letzterer – der minutiösesten Berechnungen ungeachtet – im Laufe des langen Umtriebs doch unvermeidlichen Schwankungen (Windbrüche, Insectencalamitäten etc.) unterliegen müsse. Er suchte zugleich das ganze Einrichtungselaborat möglichst beweglich, der leichten und fortwährenden Verbesserung, bez. Selbstentwickelung zugänglich zu machen und erblickte in den periodisch wiederkehrenden Waldstandsrevisionen, auf welche er großes Gewicht legte, das geeignete Mittel hierzu. Die noch heute in Uebung stehende Regel des Zuwachszuschlags für die disponirten Bestände bis zur Hälfte der betreffenden Abtriebsperiode rührt gleichfalls von C. her. So legte dieser Mann den Grund zu dem namentlich in Sachsen so hoch entwickelten Forsteinrichtungswesen, unterstützt von seinem früheren Schüler Berlepsch, später Chef der sächsischen Forstverwaltung (s. o. Bd. II. S. 401), dessen diesfallsige Verdienste ebenso im Munde jedes sächsischen Forstwirths leben.

Durch seine Waldwerthrechnung (1818) regte er auch zur Behandlung dieses Zweiges forstlicher Wissenschaft an. Allein die fruchtbare Entwickelung desselben fällt doch erst in eine spätere Zeit. C. fehlte namentlich durch Verlassung des früher von ihm richtig angegebenen Weges der Zinseszinsrechnung für Waldwerthrechnungen und die willkürliche Annahme der sogenannten arithmetisch-mittleren Zinsen, welche heutzutage als ein überwundener Standpunkt gelten.

Daß ein Mann, welcher nach so vielen Richtungen hin wahrhaft bahnbrechend wirkte und trotz aller Verdienste eine so unendliche Bescheidenheit sein ganzes Leben hindurch bewahrte (gibt sich namentlich in beinahe ergreifender Weise in der Vorrede zum „Waldbau“ kund, wo C. von sich sagt: „Vor 30 J. bildete ich mir ein, die Forstwissenschaft gut zu verstehen … Es hat mir seitdem nicht an Gelegenheit gefehlt, meine Ansichten vielseitig zu erweitern und in dem langen Zeitraume habe ich es nun dahin gebracht, recht klar einzusehen, daß ich von dem Innern dieser Wissenschaft noch wenig weiß“ …), schon im Leben die vielseitigste Anerkennung fand, kann wol nicht Wunder nehmen. Zahlreiche Orden schmückten ihn; durch die Huld seines Landesherrn wurde ihm der Oberforstrathtitel verliehen; wiederholte Feste gaben lauten Ausdruck für die Verehrung, welche ihm schon die – eigentlich ja immer neidische – Mitwelt zollte.

Als einer besonders großartigen und erhebenden Feier muß noch – abgesehen von der bereits hervorgehobenen Begehung des 80. Geburtstages – des 50jährigen Jubelfestes am 20. Aug. 1836 gedacht werden. Eine genaue Schilderung [526] beider Feste bringt das sogenannte Cotta-Album, welches ihm 4. Octbr. 1843 von dem preußischen Oberforstmeister v. Pannewitz in Gegenwart zahlreicher Verehrer des Gefeierten als Tribut der Anerkennung des ganzen forstlichen Deutschlands überreicht wurde. Cotta’s Tod war ein glücklicher, ein sanftes Entschlummern ins Jenseits; der Friede, der sein Leben umgeben hatte, verklärte sich auch auf dem Antlitz, als in früher Morgenstunde am 25. Octbr. 1844 die Seele, dem ewigen Naturgesetz folgend, der sterblichen Hülle entwichen war.

Die Hauptschriften Heinrich v. Cotta’s sind, in chronologischer Reihenfolge, die nachstehenden: „Systematische Anleitung zur Taxation der Waldungen“, 2 Theile (1804); „Naturbeobachtungen über die Bewegung und Function des Saftes in den Gewächsen, mit vorzüglicher Hinsicht auf Holzpflanzen“ (1806); „Abriß einer Anweisung zur Vermessung, Beschreibung, Schätzung und forstwirthschaftlichen Eintheilung der Waldungen“ (1815); „Tafeln zur Bestimmung des Inhalts der runden Hölzer, Klafterhölzer etc.“ (1816); Nachtrag hierzu (1824); „Anweisung zum Waldbau“ (1817; in demselben Jahr erschien noch eine zweite Auflage; bis 1835 noch drei weitere; ist in viele europäische Sprachen übersetzt worden); „Anweisung zur Waldwerthberechnung“ (1818; 2. Aufl. 1819; 3. Aufl. 1840 etc.); „Tafeln zur Bestimmung des Inhalts und Zuwachses der vorzüglichen deutschen Holzarten“ (1819; nicht im Buchhandel); „Die Verbindung des Feldbaues mit dem Waldbau oder die Baumfeldwirthschaft“ (4 Hefte 1819–1822); „Anweisung zur Forsteinrichtung und Abschätzung“ (I. Thl. 1820; der II. Thl.: die Erläuterung durch ein ausgeführtes Beispiel, ist als Zugabe zum „Grundriß der Forstwirthschaft“ 1832 erschienen); „Hilfstafeln für Forstwirthe und Taxatoren“ (1821; 2. Aufl. 1841); „Grundriß der Forstwissenschaft“ (1. Abthl. 1832; 2. Aufl. 1836; 2. Abthl. 1838) etc.

Die Werke über Waldbau, Waldwerthrechnung, der Grundriß, die Tafeln etc. erlebten noch weitere Auflagen nach Cotta’s Tod, veranstaltet von dessen Söhnen etc.

Laurop und Fischer, Sylvan 1819, S. 3 (die Selbstbiographie enthaltend). Allgemeine Forst- und Jagdztg. 1836, S. 226, 524 (Cotta’s Jubelfeier). 1837, S. 105 (Nachtrag hierzu). 1844, S. 460 (Cotta’s Tod). Tharander Jahrbb. 2, S. 144 u. 162. 16, S. 1 (Cottafest am 30. Octbr. 1863). 17 (Jubelschrift). Gwinner, Forstl. Mitthlg. II. 5, S. 3. Fraas, Gesch., S. 590. v. Loeffelholz-Colberg, Chrest. II. S. 357. III. 1. S. 654. Ratzeburg, Schriftstellerlex. S. 114. Würtemberg. Monatschr. VII. S. 153. Monatschr. für d. F. u. J. 1863, S. 441 (Cottafest am 30. Octbr. 1863). Judeich, Forstkal. 1874, II. S. 5. Bernhardt, Gesch. II. S. 313.