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Artikel „Cotta, Johann Friedrich“ von Christian Palmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 526–527, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cotta,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:02 Uhr UTC)
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Cotta: Johann Friedrich C., geb. 1701, † als Kanzler und Professor primarius der Theologie in Tübingen 1779, gehörte zu den besten namhafteren Vertretern jener Species lutherischer Theologen, die am orthodox-kirchlichen System festhaltend der pietistischen Strömung fern blieben, jedoch auch nicht feindselig gegen den Pietismus auftraten. Ein rationalistischer Anflug kommt nur hin und wieder in aller Unschuld zum Vorschein, z. B. in der Vorlesung, die C. bei einem Besuche, mit dem der Herzog Karl die Hochschule beehrte, in dessen Gegenwart über die legio fulminatrix hielt; er reducirte darin die Tradition auf höchst einfache natürliche Vorgänge, die aber immerhin von providentieller Bedeutung gewesen seien. Bezeichnend für den Mann und die Zeit ist das eigentliche Resultat der Untersuchung, nämlich ein Lob auf die Kraft des Gebets, wovon er am Schlusse die Application macht, daß er auch für den Herzog nie aufhören werde zu beten. In seinen Dissertationen (z. B. „De angelis“; „De sede inferni“ etc.) ist eine Masse gelehrten Stoffes aufgehäuft, die Resultate sind aber mager. Man begreift in unsern Tagen kaum, daß sich ein so gelehrter [527] Mann mit solchem Ernst abmühen mochte, zu untersuchen, an welchem der sechs Schöpfungstage die Engel erschaffen seien, oder die Meinung zu widerlegen, der Höllenraum befinde sich in der Sonne. Er hat über eine große Anzahl der verschiedensten philosophischen und theologischen Fächer Vorlesungen gehalten; im Lectionskatalog von 1734 bietet er sich an, in Philosophie, hebräischer Sprache und Kirchengeschichte alles vorzutragen, wozu etwa die Wünsche der Studenten suam provocabunt industriam. Litterarisch hat er sich außer einem nicht vollendeten Werk über „Kirchengeschichte des Neuen Testaments“, das übrigens für die Wissenschaft nicht epochemachend war, durch eine mit großer Sorgfalt veranstaltete, mit Erläuterungen und Ergänzungen versehene Ausgabe von Gerhard’s „Loci theologici“ verdient gemacht. Von seinen vielen Dissertationen geben die „Tübingischen Anzeigen von gelehrten Sachen“ der Welt Nachricht. Sein erstes Amt war 1733 die Professur der Philosophie in Tübingen. 1735 ging er als Professor der Theologie nach Göttingen, 1739 wieder nach Tübingen zurück als außerordentlicher Professor der Theologie und ordentlicher Professor der Geschichte, Poesie und Beredsamkeit; erst von 1741 an bekleidete er das ordentliche Lehramt der Theologie daselbst.