ADB:Dietrichstein, Franz Fürst von

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Artikel „Dietrichstein, Franz Fürst von“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 199–203, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dietrichstein,_Franz_F%C3%BCrst_von&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 10:36 Uhr UTC)
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Dietrichstein: Franz, Fürst v. D., Cardinal und Bischof von Olmütz, Sohn Adams Freih. v. D. und der Margaretha, Herzogin von Cordona (nicht Cardona), geb. 22. Aug. 1570 zu Madrid, † 1636, studirte zu Wien und Prag, dann (seit 1588) im collegium germanicum zu Rom, erhielt bereits 1591 (Februar) ein Canonicat zu Olmütz, ward 1593 auch Domherr in Breslau und Passau (nicht Salzburg), päpstlicher Kämmerer, 1594 Probst zu Leitmeritz und las 1597, zum Priester geweiht, in der St. Salvatorkirche der Jesuiten in der Altstadt Prag seine erste Messe. Von Clemens VIII., der als Cardinal auf einer Reise durch Mähren den jungen D. kennen und schätzen gelernt hatte, nach Rom berufen, wo er auch mit dem heiligen Philipp Neri verkehrte, begleitete er diesen Papst nach Ferrara und begrüßte hier in dessen Namen die Erzherzogin Margaretha auf ihrer Brautreise nach Spanien. Im Alter von 29 Jahren (3. Mai 1599) wurde er zum Cardinalpriester mit dem Titel zum h. Sylvester (den er nachmals mit jenem von S. Maria trans Tiberim vertauschte) erhoben und am 26. Mai 1599 auf dringenden Wunsch des Papstes und des Kaisers von dem anfangs widerstrebenden Capitel zum Bischof von Olmütz gewählt, in Rom, wo er lebte, sogleich bestätigt und consecrirt (October). Nachdem er als Legat a latere den Erzherzog Albrecht und dessen Gemahlin auf ihrer Reise aus Spanien über Italien nach den Niederlanden im Namen des Papstes zu Genua begrüßt und 23. April 1600 zu Graz die Ehe des Erzh. Ferdinand mit Maria Anna von Baiern eingesegnet hatte, hielt er am 9. Juni seinen Einzug in Olmütz. Sein Wirken in Olmütz wurde anfangs durch den Umstand erschwert, daß der Cardinal vermöge seines fast ununterbrochenen Aufenthaltes in der Fremde der böhmischen Sprache nicht ganz mächtig war. Als er bei den Sitzungen des Landrechtes sich der deutschen Sprache bedienen wollte, wurde ihm dies auf Antrag Karls v. Zierotin untersagt. Durch die Sprachenfrage wollte man den Cardinal thatsächlich zur Unthätigkeit verdammen. Doch D., obgleich dadurch verletzt, widmete sich dem Studium der böhmischen Sprache mit solchem Eifer, daß er sich ihrer in kurzer Zeit mit Sicherheit und Geläufigkeit bediente. Nicht minder thätig war er für die Gegenreformation, ein Unternehmen, welches bei der unabhängigen Stellung des Adels und bei der ins Blut des Volkes übergegangenen Hinneigung zum Protestantismus geradezu undurchführbar erschien. Er hielt die Frohnleichnamsprocession persönlich, am 25. Mai 1606 zu Brünn sogar barfuß ab, predigte Nachmittags, was bis dahin noch kein Bischof gethan, trieb Teufel aus, saß im Beichtstuhl ununterbrochen durch die ganze Char- und Osterwoche. Solcher Eifer war auch von Erfolg gekrönt. Seinen Predigten wohnte gewöhnlich die ganze Landschaft, auch die Sectirer bei. Herren und Ritter mit ihren Damen folgten ihm bei den Processionen mit brennenden Lichtern. Vor dieser glänzenden Gemeinde communicirte der Cardinal Hunderte von Personen und weihte Priester. So groß war sein Einfluß, daß er einen ansehnlichen Theil des protestantischen Adels bei einem Gastmal überredete, Beiträge zum Bau eines Jesuitenconvents in Brünn zu geben. Aehnliche Veränderungen bewirkte D. im Landrecht. Er setzte den Beschluß durch, daß kein Bewohner aufgenommen werde, der nicht zur Mutter Gottes und allen Heiligen schwöre, und bewirkte die Ausschließung Zierotin’s aus demselben, sowie bei der Brünner Stadterneuerung die Entsetzung aller Unkatholischen von ihren Aemtern.

D., der eine so gewaltige Aenderung in so kurzer Zeit bewirkte, stand nun an der Spitze der Geschäfte. Er wurde Landeshauptmanns-Stellvertreter, doch bekleidete er diesen Posten nur bis 1602, denn die Prager Hofpartei war ihm damals abhold, zumal Liechtenstein, da der Cardinal dem Ansinnen desselben an den Kaiser, die Abtei Raygern zu Gunsten eines Jesuitencollegiums aufzulösen, [200] mit Erfolg entgegengetreten war. Zwischen 1600 und 1606 treffen wir D. wiederholt in Rom (Rechnungen über Dietrichstein’s Ausgaben und Einnahmen in Rom 1600–1606 in der Hs. 595 des geh. Arch. in Wien): so 1600, um vom Papst Türkenhülfe zu erwirken und 1605 bei der Wahl der Päpste Leo XI. und Paul V. 1602 gerieth D. in Streit mit der Stadt Troppau, welche trotz kaiserlichen Befehles nicht den lutherischen Pfarrer beseitigen und einen katholischen präsentiren wollte. In dieser Sache kam D. selbst (8. Mai 1603) nach Troppau, wurde aber, als er einfuhr, von einem Volkshaufen umringt und mußte endlich froh sein, mit dem Leben aus der Stadt zu entkommen. 1605 befehligte er mit päpstlicher Erlaubniß das mährische Kriegsvolk gegen Boczkai, nahm Skalitz ein und schlug daselbst sein Hauptquartier auf. Auch gab er, als die verwittwete Erzherzogin Maria, die Mutter Kaiser Ferdinands II., aus Polen zurückkehrte, wohin sie ihre Tochter Constantia als Braut des Königs Sigismund III. 1605 gebracht hatte, derselben durch Mähren persönlich bewaffnetes Geleite, um sie vor Boczkai’s Anschlägen zu schützen.

Während in dem bald darnach beginnenden habsburgischen Bruderkriege Zierotin und Liechtenstein die Sache des Matthias ergriffen, verkettete D. jetzt fester als je sein Schicksal mit jenem des Kaisers, der ihn nach Liechtenstein’s Abgang (Ende 1607) zum Präsidenten des geheimen Rathes ernannte. In einer so trostlosen Angelegenheit, wie es der Streit zwischen Rudolf und Matthias war, war D. der vielgeplagte Unterhändler. Wiederholt reiste er in Rudolfs Auftrage nach Wien, dann nach Znaim, um Matthias durch das Anerbieten der Ratification des Wiener Friedens von dem beabsichtigten Marsche nach Böhmen abzubringen. Doch ließ sich Matthias weder hiedurch, noch durch eine vierte und fünfte Botschaft, die D. in Iglau und Czaslau überbrachte, umstimmen, obgleich außer der Anwartschaft auf Böhmen und der Uebertragung der Verwaltung von Oesterreich und Ungarn, die Rudolf seinem Bruder öffentlich anbot, D. zu Czaslau in geheimer Audienz auch das Anerbieten hinzufügen konnte, Matthias die Kaiserkrone zu verschaffen. Während Matthias nach Kolin zog (14. Mai), eilte der Cardinal nach Prag, um über die Forderung der Unirten und des Erzherzogs die kaiserliche Antwort abzuholen. Aber weder die Instruction, welche er vom Kaiser am 16. Mai erhielt und worin dem Erzherzog die ungarische Krone angetragen wurde, noch eine spätere, mit welcher der Cardinal am 21. Mai eine neue diplomatische Sendung, die siebente, unternahm, hielt Matthias von weiterem Vorrücken ab. D. befand sich sodann unter den Commissären bei den Verhandlungen zu Dubeč (11. Juni) und zu Liben (18. ff. Juni), denen zu Folge auch Mähren von Böhmen getrennt und an den Erzherzog abgetreten werden sollte. Nach der Unterzeichnung des Vertrages durch den Kaiser überbrachte D. als kaiserlicher Commissär dem Erzherzog Matthias die ungarischen Reichsinsignien in das Lager von Štěrbohol (27. Juni). Mit der Uebergabe Mährens an Matthias kam auch das Bisthum Olmütz unter dessen Scepter. Bei dem Einzuge des letzteren in Brünn (25. Aug.) empfing ihn D. auf dem letzten Stiegenabsatze der erzherzoglichen Wohnung und bei der Huldigung (30. August) celebrirte derselbe in der Jakobskirche das Hochamt. Tags darauf gab der Cardinal eine Tafel, bei welcher Matthias erschien und eine außerordentliche Pracht entfaltet wurde. 300 Speisen wurden aufgetragen und die Gäste von 18 Baronen und Vasallen des Bisthums bedient. Es war corte aperta. Jeder Fremde, der darum ansprach, erhielt Speisen und Getränke. Das Gefolge des Cardinals bestand aus 300 Reitern und Wagen. Auf dem am 26. August eröffneten Landtage widersetzte sich D. mit Erfolg dem Begehren Karls v. Zierotin und der protestantischen Stände nach unbedingter Glaubensfreiheit. Auch wurde D. in die Commission zur Redaction einer neuen Landesordnung gewählt. [201] Die Stellung Dietrichstein’s in jener Zeit war eine eigenthümliche. Während sein Name überall unter den verfänglichsten Schriften der mährischen Stände zu Gunsten der österreichischen Protestanten zu lesen war, genoß er das höchste Vertrauen des Papstes Paul V., der ihm seine Absichten offenbarte, Matthias von allen Concessionen an die Protestanten zurückzuhalten. In ähnlicher Doppelstellung erscheint D. in dem sogenannten Sarkander’schen Processe. Die Troppauer waren endlich durch Achtserkärung und durch Einlagerung von Truppen gezwungen worden, Nikolaus Sarkander, Bruder des 1860 selig gesprochenen Johann Sarkander, als katholischen Pfarrer (Dechant) anzunehmen (1608). 1609 aber wurden von den Troppauern Briefe desselben aufgefangen, welche auf ein Complott hinzudeuten schienen, durch welches Mähren dem Kaiser wieder in die Hände gespielt und dem Katholicismus im Lande zum Siege verholfen werden sollte. Der Dechant mußte sich hierüber auf Verlangen der Troppauer Stände bei der bischöflichen Behörde in Olmütz zur Verantwortung stellen. Der Cardinal ließ ihn auf Ansuchen des mährischen Landeshauptmanns Karl v. Zierotin verhaften. Als aber Sarkander (24./25. Dec.) entkam, gerieth D., obwol er hierüber einen Schmerz offenbarte, daß Zierotin spottend meinte, es sei zu besorgen, der Cardinal werde in eine Trauerweide verwandelt werden, obwol er ferner alle, welche bei der Flucht thätig gewesen, mit dem Banne belegte, mehrere verdächtige Personen sogar ins Gefängniß werfen ließ, wo einige starben, doch in Verdacht, um so mehr, weil man wußte, daß er im verflossenen Jahre nur sehr ungern auf die Seite des Königs Matthias getreten war (vgl. Trampler, Correspondenz des Cardinals Franz Fürsten v. D. 1609–1611 im Archiv für österreich. Gesch. XLV.). D. krönte am Pfingstsonntag 1611 Matthias zum Könige von Böhmen. Anfangs December segnete er, zum päpstlichen Legaten für diesen Fall ernannt, zu Wien die Ehe des Matthias mit der Erzherzogin Anna von Tirol ein. 1612 reiste D. mit Karl v. Zierotin nach Prag, um eine Entscheidung in Frage der Annexion Troppau’s an Mähren oder Schlesien bei dem Kaiser herbeizuführen (Sept. 1612). 1615 nahm er an dem Prager Generallandtage als Mitglied der mährischen Deputation theil, nachdem er zuvor im Auftrage des Kaisers eine auf diese Versammlung bezügliche Denkschrift Khlesl’s begutachtet hatte. Auch bei dem Streite der Böhmen mit den Schlesiern wegen der Kanzlei (Gindely, Rudolf II. Anhang) fungirte D. als Obmann der kaiserlichen Commission zu Prag (Juni 1616). 19. Juni 1617 nahmen D. und Khlesl an der Krönung Ferdinands II. zum böhmischen Könige theil, wobei sie, eifersüchtig auf den Vorsitz, sich dahin einigten, bei der Ceremonie mehrmal die Sitze zu wechseln. 1618 nahm D. theil an der von den mährischen Ständen abgesendeten Deputation, welche dem Kaiser zur Wahl friedlicher Maßregeln bei der Bekämpfung des böhmischen Aufstandes rathen sollte, obgleich D. selbst nicht zu den Männern gehörte, die sich um einen Ausgleich sonderlich bekümmerten. D. war es auch, der, als die Stimmung gegen Matthias feindlich wurde, dem König (später Kaiser) Ferdinand II. abrieth, den Brünner Landtag von 1618, wie er die Absicht hatte, persönlich zu besuchen.

D. hatte so sehr im Vordergrunde der Restaurationspolitik gestanden, daß es nur natürlich war, wenn sich das 1619 in Mähren sammelnde Gewitter vor allem über ihn entlud. D. wurde in seiner Wohnung zu Brünn von einer Reitercompagnie bewacht, später auf dem Christi-Verklärungstage des Landes verwiesen und seiner Güter verlustig erklärt, worauf er sich auf seinem Schlosse Nikolsburg verborgen hielt und endlich nach Wien begab. Da änderte mit einem Schlage die Schlacht am weißen Berge die Situation. Im Stephansdome zu Wien feierte der Cardinal in einer begeisterten Dankpredigt diesen Sieg. D. wurde jetzt für jene Herren Mährens, die sich um die Gnade des Kaisers bewarben, [202] die Mittelsperson. Dieser ernannte D. zu seinem General-Commissarius, Statthalter (Gubernator) und Landeshauptmann in Mähren (1621–1636). Ueberdies wurde D. mit der Stellvertretung des Oberstlandkämmereramtes betraut. Als General-Commissar führte D. den Vorsitz in der Confiscations-, später in der General-Crida- (1623–1624), endlich (1628–29) in der Revisions- und Tractations-Commission. Hand in Hand mit den politischen Maßregeln, welche der Kaiser zur Pacification Mährens ergriff, ging die Religionsreform, deren Seele gleichfalls D. war (vgl. Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften, II. 207 und Ulmann, Die Vertreibung der Akatholiken aus Mähren 1623. 1624. 1625 in den Schriften der historisch-statistischen Section der mährischen Gesellschaft IX.). Ferdinand II. schenkte D. die Herrschaften Leipnik und Weißkirchen und erhob ihn (26. März 1624) in den Reichsfürstenstand. Am 8. Nov. 1629 wurde die dem Cardinal ertheilte Reichsfürstenwürde auf seinen Neffen und Erben Grafen Maximilian v. D. und jedesmal auf den Erstgeborenen dieses Geschlechtes ausgedehnt. Auch kaufte D. eine Anzahl confiscirter Rebellengüter an (Demuth, Landtafel 171 ff.). Aus dieser Zeit datirt der große Reichthum des Cardinals, dem Schmeichler eine Medaille prägen ließen mit dem Motto: Copia me inopem fecit, eine Anspielung auf seine vielen den Klöstern gemachten Stiftungen. 1621 wohnte D. dem Conclave bei, aus welchem 9. Februar Gregor XV. hervorging. Am 6. August 1623 war er bei der Wahl des Papstes Urban VIII. zugegen. Neben Pazmany schreibt man D. das Zustandekommen des Nikolsburger Friedens zwischen dem Kaiser und Bethlen Gabor zu (1621/22). Vgl. Firnhaber, Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen VIII. 1628 (5. April) wohnte D. der Grundsteinlegung der zur Erinnerung des Sieges am weißen Berge gegründeten Kirche S. Maria de Victoria bei Prag bei. Am 18. Juni 1630 übernahm D. zu Genua aus Herzog Alba’s Händen die spanische Infantin Donna Maria und geleitete dieselbe nebst Graf Chr. Khevenhüller nach Wien zu ihrem Bräutigam Ferdinand (III.), mit welchem er sie 1631 in der Augustinerkirche zu Wien vermählte. Desgleichen taufte er die Kinder aus dieser Ehe, (1633) Erzherzog Ferdinand (IV.) und (1635) Erzherzogin Maria Anna und segnete 15. Juni 1635 die Ehe der Erzherzogin Maria Anna, der Schwester Ferdinands III., mit Maximilian I. von Baiern ein. 1635 wurde D. zum Protector Germaniae ernannt. Die Kaiserin Maria, welche ihren Bruder Ferdinand, Infanten von Spanien, zu sehen wünschte, begleitete D. nach Passau. 1636, als der Kaiser auf dem Reichstage zu Regensburg war, führte D. das Directorium über alle öffentlichen Geschäfte auch in Unter- und Ober-Oesterreich und die Aufsicht über die Kinder Ferdinands III. Er begleitete sodann die Königin nach Regensburg und beging auf eigene Kosten deren Geburtstag glänzend. Sodann hielt er in Brünn den Landtag ab. Während des Mittagsmahles (15. Sept. 1636) fühlte er sich plötzlich unwohl, empfing Tags darauf die Sterbesacramente und starb zu Brünn am 19. Sept. 1636 als Senior der Cardinäle im 67. Jahre seines Alters, im 37. seines Bisthums. Sein (letztes) Testament (abgedruckt in den Schriften der historisch-statistischen Section der mährisch-schlesischen Gesellschaft des Ackerbaues u. s. f. IX.) ist datirt: Oedenburg 29. Dec. 1634. Zum Erben des von ihm 29. Dec. 1634 errichteten Fideicommisses ernannte er seinen Neffen Maximilian, den er adoptirte. D. wurde in der Domkirche zu Olmütz, die er mehrfach verschönert hatte, beigesetzt. Die werthvolle Bibliothek, die er zu Nikolsburg gegründet, wurde 1645 von den Schweden vollständig ausgeplündert (Dudik, Forsch. in Schweden 38 ff.) und nur der 1631 von dem Jesuiten G. Dingenauer im Auftrag Dietrichstein’s verfaßte Katalog derselben wird noch im Landesarchiv zu Brünn aufbewahrt (vgl. Dudik, Archiv für österreichische Geschichte XXXIX). Auch legte D. zu Nikolsburg eine Druckerei an und ließ sich gerne gelehrte Schriften zueignen. Von ihm selbst [203] besitzt man Predigten, die im Druck erschienen sind: die eine, gehalten in der Stephanskirche zu Wien „in wehrenden Jubilaeo“, 1617; „Zwo Predigten, deren Eine am Hochheil. Fest Unser lieben Frawen Verkündigung, die Andere am Sonntag Lätare gehalten zu Brünn in Mähren. Im J. MDCXXVIII. Vnd gedruckt zu Olmütz bey Nikolaum Hradetzky.“ Zu Nikolsburg erbaute er eine der Loretto’schen nachgebildete Capelle (später Kirche) sowie eine Kirche auf dem h. (früher Tanz-) Berge. 1624 stiftete er eine Collegiate an der Wenzelskirche zu Nikolsburg mit einem dazu gehörigen Seminar, dessen Leitung er den Piaristen übergab. Für letztere stiftete er zu Leipnik ein Probehaus. Außer den Piaristen und Kapuzinern, die er nach Mähren kommen ließ, begünstigte D. auch die Jesuiten. Er trug das meiste dazu bei, daß letzteren ein Probehaus zu Brünn gestiftet wurde. Für die Franciscaner erbaute er zu Kremsier 1620, für die Kapuziner zu Brünn 1606, zu Nikolsburg 1611 und Wischau 1617 Klöster. Einen guten Ueberblick seines Wirkens für die Gegenreform gibt D. selbst in dem Bericht über die Diöcese Olmütz aus dem J. 1634 (von Dudik veröffentlicht im Archiv für österr. Gesch. XLII).

Leider fehlt es bisher an einer erschöpfenden, quellenmäßig behandelten Biographie Dietrichstein’s. Die Quelle, auf welche die Angaben über ihn zurückzugehen pflegen, ist das seltene Buch: Rerum gestarum gentis Dietrichsteinianae T. I. Olomucii 1621. typis Schrammii. Auf ihr beruht Adam Voigt, Leben Franz Fürsten und Cardinals v. D. Leipzig 1792 (der Anhang handelt von den Münzen Dietrichstein’s, denn Olmütz besaß damals noch das Münzrecht, das sich D. für Kremsier erneuern ließ. Eingehender hingegen: E. Edler v. Mayer, Des fürstl. Hochstifts Olmütz Münzen und Medaillen S. 4 ff.; vgl. auch Archiv f. k. österr. Gq. 1849. II.). Vgl. ferner: F. R. Edler v. Benedikt, Die Fürsten v. D. in den Schriften des hist. Vereins für Innerösterreich. 1. Heft. Graz 1848. Wolny, Kirchl. Topogr. von Mähren I, 87 ff. Werthvolles Material enthalten über D. Chlumetzky’s Karl v. Zierotin, Gindely’s verschiedene Schriften und d’Elvert, Beiträge zur Geschichte der Rebellion, Reformation, des 30jährigen Krieges und der Neugestaltung Mährens (8. Bd. der Schriften der mähr.-schles. Gesellschaft). Sehr gehaltvoll ist auch die „Correspondenz des Cardinals D. mit dem Hofkriegsrathspräsidenten Collalto“, herausgegeben von R. Trampler, Wien 1873 (umfassend die J. 1623–30).