ADB:Dereser, Thaddaeus a Sancto Adamo

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Artikel „Dereser, Anton“ von Konrad Varrentrapp in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 60, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dereser,_Thaddaeus_a_Sancto_Adamo&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 16:05 Uhr UTC)
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Dereser: Anton D., zu Fahr im Würzburgischen am 9. Februar 1757 geboren, † 1827, trat in den Orden der unbeschuhten Karmeliten und empfing hier den Namen Thaddäus a S. Adamo. Nachdem er in Würzburg und Heidelberg Theologie und Philosophie studirt, an letzterem Ort auch selbst bereits unterrichtet hatte, wurde er 1788 an der Bonner Akademie als Docent für Orientalia und Exegese des alten Testaments angestellt. Bei der Erhebung der Akademie zur Universität (1786), deren „Einweihungsgeschichte“ er selbst beschrieben hat, forderte er in der von ihm gehaltenen Einleitungsrede zur theologischen Disputation, daß die katholische Theologie „auf Hermeneutik gegründet, mit Geschichte verbunden und in der Volkssprache vorgetragen“ werde. Seine von solchen Anschauungen getragene akademische und litterarische Thätigkeit erregte mannigfache Aufmerksamkeit, Beifall im liberalen katholischen wie im protestantischen Deutschland, veranlaßte andererseits heftige Angriffe von Seiten des Kölner Domcapitels. Der Bonner Aufenthalt wurde D. verleidet; so ging er 1791, von Kurfürst Max Franz ehrenvoll entlassen, nach Straßburg, als Professor der Theologie und zugleich als Prediger an der Domkirche und Superior am bischöflichen Seminar. In dieser Stellung fand ihn die Priesterverfolgung der französischen Revolution. D. wurde zur Deportation, dann zur Guillotine bestimmt und eingekerkert. Nach 10monatlicher Haft befreit, erhielt er 1796 die Erlaubniß zur Rückkehr nach Deutschland; seit 1797 hielt er in Heidelberg Vorlesungen über Orientalia. 1799 zum Ordinarius für dieses Fach ernannt, las er außerdem Katechetik, Homiletik und Pastoraltheologie. 1807 wurde er nach Freiburg versetzt, 1810 aber als Stadtpfarrer in Karlsruhe angestellt. Als solcher hielt er 1811 eine Gedächtnißrede auf Karl Friedrich, die Anstoß bei Hof erregte (vgl. darüber die in Benkert’s Athanasia [Würzburg 1827], 1–70 abgedruckte, 1814 verfaßte Schrift über Dereser’s „Mißhandlung und Vertreibung“ und die Gegenbemerkungen in der Zeitschrift für die Geistlichkeit des Erzbisthums Freiburg 1828, 252 ff.); D. verlor seine Stelle und wanderte aus Baden nach der Schweiz, wo er Lycealprofessor und Regens des bischöflichen Seminars in Luzern wurde. Bald erfolgten Anklagen seines „Indifferentismus“, die der päpstliche Nuntius unterstützte; Wessenberg und Dalberg erklärten indeß die D. gemachten Vorwürfe für unbegründet. Die 1814 neu eingesetzte Regierung beschloß aber schon am 26. Februar seine Entlassung. So fand er eine ruhigere Wirkungsstätte erst in seinen letzten Lebensjahren in Breslau; freilich gerieth er auch hier 1824 in einen Conflict mit Altenstein. 1815 an die Breslauer Universität berufen, deren Rector er 1819/20 wurde, las er hier seit 1816 Dogmatik, theologische Encyklopädie und Exegese des alten und neuen Testaments und bekleidete daneben die Würde eines Canonicus am Dom, bis er in der Nacht vom 15. auf 16. Juni 1827 starb. Von seinen zahlreichen Schriften sind die meisten der Erklärung des alten Testaments gewidmet; wol am weitesten verbreitet wurde das „deutsche Brevier“, das zuerst 1791 und noch bei Dereser’s Lebzeiten in 8. Auflage erschien.

Verzeichnisse s. bei Felder, Gelehrten- und Schriftstellerlexikon der deutschen kathol. Geistl. 1, 163 ff.; Monatsschrift von und für Schlesien, herausgegeben von Hoffmann, 1829, 270 ff.; Nowack, Schlesisches Schriftstellerlexikon 1, 32 ff; Varrentrapp, Kurkölnische Universität Bonn, 44 ff. Außer diesen und den dort angeführten Schriften vgl. über Dereser’s Leben noch Pfyffer, Gesch. der Stadt und des Kantons Luzern 2, 220 ff.; Movers, Denkschrift über die katholisch-theologische Facultät in Breslau (Leipzig 1845) 18 ff.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 60. Z. 4 v. u.: Seit Abfass. des Artikels erschien F. Kößing’s Biogr. Dereser’s in den Bad. Biogr. I, 173 ff., der namentlich sein Wirken und sein Geschick in Baden behandelt. Vgl. ferner Hug’s Zeitschr. f. d. Erzbisth. Freiburg I, 252. II, 274. Freiburger Diöcesanarchiv 304. [Bd. 5, S. 796]