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Artikel „David, Ferdinand“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 784–785, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:David,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 14:02 Uhr UTC)
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David: Ferdinand D., geb. den 19. Jan. 1810 in Hamburg, † den 19. Juli 1873 in Klosters (Schweiz) auf einer Erholungsreise, ist als einer der bedeutendsten Vertreter der Spohr’schen Geigenschule zu bezeichnen, der er jedoch durch die der Jetztzeit eigene eklektische Richtung alle Einseitigkeit benahm. Nach beendeten dreijährigen Studien in Cassel (1823–26) machte er mit seiner Schwester, der bekannten Pianistin Louise Dulken, einige Concertreisen, trat dann als Geiger drei Jahre lang in das Orchester des Königstädter Theaters zu Berlin und übernahm hierauf in Dorpat bei einem livländischen Kunstmäcen, Namens Liphardt, dessen Schwiegersohn er in der Folge wurde, die Führung eines Streichquartetts. Im J. 1836 erhielt er die Concertmeisterstelle am Leipziger Stadt-, Gewandhaus- und Opernorchester und trat damit als nicht unbedeutendes Mitglied in jenen hervorragenden schöpferischen und bahnbrechenden Musikerkreis ein, dem Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann als Führer dienten und dem sich später Moritz Hauptmann, Ignaz Moscheles, Julius Rietz und viele andere wackere Künstler einreihten. D. hat in Leipzig eine unermüdliche, nie rastende Thätigkeit entwickelt, die ihren Einfluß auf die weitesten musikalischen Kreise ausübte. Musterhaft als Führer der Geigen im Leipziger Gewandhaus- und Opernorchester, entfaltete er eine nicht minder segensreiche Thätigkeit als erster Lehrer des Violinspiels an dem seit 1844 bestehenden Leipziger Conservatorium für Musik. Daneben trat er bis zu seinem Tode in- und außerhalb seiner Berufssphäre mit immer gleich günstigem Erfolge als Solo- und Quartettspieler auf. Consequent vertrat er in dieser Beziehung eine gediegene echt künstlerische Richtung, gegenüber dem absoluten Virtuosenthum. Seine zahlreichen Compositionen für Violine (Concerte, Variationen, Etuden etc.) haben sich viel Freunde erworben. Auch für andere Instrumente (Bratsche, Violoncell, Clarinette, Posaune) schrieb er wirkungsvolle Concertstücke; ferner componirte er ein Sextett, mehrere Quartette, Sinfonien etc. Eine von ihm herausgegebene treffliche Violinschule zeichnet sich durch vorzügliche systematisch geordnete Notenbeispiele aus. Ein großes Verdienst erwarb sich D. ferner durch die Herausgabe älterer, theils vergessener, theils ungedruckter Violincompositionen von Bach, Händel, Mozart, Viotti, Rode etc. Sein Hauptwerk in dieser Beziehung ist die, bei Breitkopf und Härtel in Leipzig erschienene „Hohe Schule des Violinspieles“, welche Violinsonaten der besten Meister des 17. und 18. Jahrhunderts enthält. Mit außerordentlichem Geschick und mit seinem Geschmack verstand es D., diese Sachen den Ausführenden spielgerecht zu machen, wenn es auch nicht geleugnet werden darf, daß er in Betreff der freien geistreichen Bearbeitung mitunter zu weit ging. D. war ein universell gebildeter Künstler, der sein Talent, sein Können und Wissen mit unermüdlichem Feuereifer dem Besten seiner Kunst geweiht hat. Während seiner 37jährigen Thätigkeit in Leipzig hat er fast allen Geigern von irgend einer Bedeutung die Pforten des Gewandhaussaales geöffnet und damit ihre fernere Laufbahn unterstützt. Als Lehrer hat er Hunderten durch [785] sein treffendes Urtheil, durch seine reiche Erfahrung, durch seinen freundlichen Rath geholfen. Von seinen Schülern mögen hier erwähnt werden: Hugo Zahn (Concertmeister in Schwerin), Engelbert Röntgen (Leipzig), Jacobsohn (Bremen), Abel (München), Wehrle (Stuttgart), Japha (Cöln), Franz Seiß (Barmen), August Wilhelmj (Wiesbaden). Auch Joseph Joachim ward während seines Aufenthaltes in Leipzig D. ein fördernder Berather.

Vgl. Wasielewski, Die Violine und ihre Meister, Leipzig 1869, S. 389.