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Artikel „Dagobert II.“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 610–611, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dagobert_II.&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 12:07 Uhr UTC)
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Dagobert II., merovingischer Frankenkönig, a. 673–678, Sohn Sigibert’s III. Als dieser a. 656 starb, schloß dessen Hausmeier Grimoald, Sohn Pippin’s des Aelteren (s. diese Artikel) das Knäblein D. von dem ihm gebührenden Thron aus, indem er seinen Sohn Childibert zum König erhob, den echten Erben aber zum Mönch scheeren und durch Bischof Dedo von Poitiers in ein Kloster nach Irland (Scotia) bringen ließ. Zwar endete dieser Staatsstreich mit dem Untergange Grimoald’s: noch war das Ansehen des Königshauses nicht so tief erschüttert, das des Arnulfingischen Hauses nicht so ruhmvoll erhöht wie hundert Jahre später zur Zeit König Pippin’s: auch mochten sich die andern austrasischen Adelsgeschlechter nicht ohne weiteres den Arnulfingen fügen; Grimoald ward von seinen Feinden durch List gefangen und dem neustrischen Merovingen zu Paris Chlodovech II. (s. den Artikel), Dagobert’s Stiefoheim, ausgeliefert, der ihn hinrichten ließ; Childibert verschwindet aus der Geschichte (zwischen a. 656 und 658 [?]). Allein noch war der Platz auf dem Thron Austrasiens für den rechten Erben nicht frei, vielmehr herrschte nun Chlodovech II. von Paris aus auch über das Ostreich und nach dessen frühem Tod waltete die Wittwe, Sancta Bathildis, ursprünglich eine angelsächsische Unfreie, als Regentin für ihr Knäblein Chlothachar III. (a. 656–670) neben den Hausmeiern Erchinoald und (nach dessen Tode) Ebroin. Die Abneigung der nicht romanisirten Austrasier, sich von den stark romanisirten Neustriern von Paris aus beherrschen zu lassen, die schon unter Chlothachar II. (a. 622) und Dagobert I. (a. 632) dem Gesammtkönig die Bestellung eines Sonderkönigs zu Metz abgedrängt hatte, erzwang [611] auch jetzt – gewiß sehr gegen den Wunsch des gewaltigen Ebroin – die Einsetzung von Chlothachar’s III. Bruder Childerich II. (s. den Artikel) zum König von Austrasien a. 660–673, mit einem besondern Hausmeier, Wulfoald.

Als Chlothachar III. a. 670 starb, gelang es einer Adelspartie am Hofe zu Paris, geführt von dem begabten, aber ränkereichen Bischof Leodigar von Autun, den nun ohne Zweifel zur Folge berufenen dritten Bruder Theuderich III. auszuschließen, in wie Ebroin in ein Kloster zu stecken und Childerich II. von Austrasien zum König auch von Neustrien (und Burgund) zu erheben, für den thatsächlich Leodigar herrschte. Nach drei Jahren wildesten Parteiregiments ward dieser aber gestürzt (a. 673), gleichzeitig Childerich II. ermordet, Wulfoald floh nach Austrasien zurück, erinnerte sich nun endlich des in seinem irischen Kloster verschollenen D., holte ihn zurück und erhob ihn zum König von Austrasien a. 674–678. Wir erfahren sehr wenig von ihm und seinem Walten; nur die Lebensbeschreibung des heiligen Wilfrid, Erzbischofs von York, der die Heimkehr des Jünglings durch Geld und Begleiter beförderte, wirft spärliches Licht auf ihn: von den ihm zugeschriebenen Urkunden ist nur eine Schenkungsbestätigung (vom 1. VIII. 677) echt. Schon a. 678 ward er ermordet, vielleicht von austrasischen Anhängern Ebroin’s, der einstweilen Leodigar und dessen Anhang vernichtet, Theuderich III. wieder zum König von Neustrien erhoben hatte, und nun auch Austrasien in dessen Namen zu beherrschen sich anschickte: noch vor dem Sieg Ebroin’s bei Laon und Wulfoald’s Ermordung (a. 678) ward der junge König getödtet; erst Pippin der Mittlere stellte durch seinen Sieg über den neustrischen Hausmeier Berthar bei Tertri (a. 687) den Frieden im ganzen Frankenreiche her.

Quellen und Litteratur: Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker III, 1883, S. 660–703; – Deutsche Geschichte I b, 1888, S. 199–209.