ADB:Christian I. (Fürst von Anhalt-Bernburg)
Fürsten Joachim Ernst aus dessen erster Ehe mit der Gräfin Agnes von Barby und am 11. Mai 1568 zu Bernburg geboren, † 1630. Gleich allen seinen Geschwistern genoß er eine treffliche und sorgfältige Erziehung, welche durch den Verkehr mit der großen Welt und früh unternommene vielfache Reisen vervollständigt wurde. Lateinisch, Französisch und Italienisch sprach und schrieb er wie seine Muttersprache, und in der Kriegskunst der damaligen Zeit ward er ebenso gründlich unterwiesen wie in den ritterlichen Künsten, die damals noch immer ein Ruhm und eine Zierde der Fürsten und des hohen Adels waren. Im 9. Jahre seines Alters nahm ihn sein Vater mit nach Breslau, wo er der Huldigung beiwohnte, welche die schlesischen Stände 1577 dem Kaiser Rudolf II. leisteten, und kaum 14 Jahre alt, ging er zu demselben Kaiser nach Wien, um sich einer Gesandtschaft desselben an den türkischen Sultan Soliman anzuschließen. Kaiser Rudolf fand großes Gefallen an dem jungen Fürsten, „der sich beides in Gebehrden und Worten also wohl und bescheiden wußte zu schicken“, und als Ch. damals von den Kinderpocken befallen wurde, verzögerte der Kaiser um seinetwillen den Abgang der Gesandtschaft bis nach seiner Genesung. Ueber Komorn, Ofen, Wardein, Belgrad, Sophia und Adrianopel ging die Reise nach Konstantinopel, der Fürst wie seine Begleiter in ungarischer Tracht. Ch. hatte nicht nur bei dem Sultan Audienz, sondern dieser zeigte ihm auch in eigener Person die kaiserlichen Schätze und führte ihn in den großherrlichen Gärten umher. Am 18. October 1583 war Ch. wohlbehalten wieder in Dessau. In den folgenden Jahren hielt er sich meistentheils an dem kursächsischen Hofe auf, wo es damals unter dem Kurfürsten Christian I. toll genug herging. Aber in der Seele des jungen Fürsten war zu viel elastischer Stahl, als daß sie in dem wüsten Zecherthum, welches den Dresdener Hof weit und breit verrufen machte, hätte untergehen können. [146] Schon eine kurze Reise, die er 1588 nach Italien unternahm, riß ihn daraus empor. Dann aber ward er, kaum 23 Jahre alt, durch den Kurfürsten von Sachsen und die Königin Elisabeth von England dem Könige Heinrich von Navarra zum Führer des Heeres empfohlen, welches für letzteren damals in Deutschland geworben wurde. An der Spitze von etwa 16000 Mann zog er i. J. 1591 dem Könige zu Hülfe. Diese Unternehmung war für seine Zukunft entscheidend. Zwar der Kriegsruhm war mäßig, obgleich sich Ch. bei verschiedenen Gelegenheiten durch persönliche Tapferkeit hervorthat: ja Heinrich war nicht einmal im Stande, dem Fürsten die bedeutenden Werbekosten zurückzuerstatten, so daß von dieser Zeit her das Haus Anhalt an die Krone Frankreich eine ab und zu vergebens geltend gemachte Schuldforderung (ursprünglich von 1073449 Kronen) hatte. Aber Fürst Ch. trat hier zuerst mit dem Navarrer in persönlichen Verkehr und wurde von dessen Persönlichkeit für alle Zeiten gewonnen. Heinrich soll daran gedacht haben, ihn mit seiner einzigen Schwester, der geistreichen und hochgebildeten Katharina von Bourbon, zu vermählen. Wie dem auch sei, jedenfalls kam der anhaltische Fürst auf diesem Feldzuge mit französischer Sitte, Politik und dem Hugenottenthum in so nahe Berührung, daß er ganz und gar für die in diesen Kreisen herrschenden Ansichten eingenommen wurde. Er trat zum Calvinismus über, und ihm folgte in diesem Abfall von der lutherischen Kirche alsbald sein ganzes Haus. Von der französischen Heerfahrt nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm er in der Straßburger Bischofsfehde (1592) den ihm angetragenen Oberbefehl über das Heer der protestantischen Partei. Auch in diesem Kriege zeichnete er sich durch persönlichen Muth aus. In einem Treffen bei Molzheim gerieth er in große persönliche Gefahr; ein feindlicher Obrist schoß sein Pistol in nächster Nähe auf ihn ab. Mit den Worten „er müsse näher herzukommen, wenn er ihn treffen wolle“ streckte ihn der Fürst durch einen glücklichen Schuß todt zu Boden. Nach der Beendigung des Krieges lebte er dann einige Zeit unthätig zu Hause: den Antrag des Kaiser Rudolf, in seine Dienste zu treten, um sich gegen die Türken verwenden zu lassen, lehnte er ab. Vielmehr wurde er, schon längst mit den calvinistischen Fürsten und Herren in Deutschland, den Pfälzern, dem Landgrafen Moritz von Hessen, den Dohna’s und Wittgenstein’s, im engsten Verkehr, jetzt durch den Kurfürsten Friedrich IV. für pfälzische Dienste gewonnen. Im J. 1595 ward ihm die Statthalterschaft in der Oberpfalz übertragen, und in demselben Jahre vermählte er sich (2. Juli) mit Anna, der Tochter des Grafen Arnold von Bentheim, welche ihn noch mehr in den Kreis der französisch-oranischen Bildung und Geistesrichtung hineinzog. Von nun an wurde er der Mittelpunkt der pfälzischen Politik und der Leiter der ganzen reformirten Partei. Ehrgeizig, gewandt, von unermüdlicher Arbeitskraft und reich an geistigen Hülfsmitteln, war er ein vollendeter Diplomat der damaligen Zeit. Seine ausgedehnten verwandtschaftlichen Verbindungen mit fast allen protestantischen Fürstenfamilien Deutschlands, die Stellung seines Hauses, die nahen Beziehungen desselben zu dem französischen Könige schienen ihn kaum weniger als seine persönlichen Eigenschaften zu einer großen politischen Rolle zu bestimmen. Der Kurfürst schenkte ihm ein unbedingtes Vertrauen, die geheimsten Verhandlungen gingen durch seine Hände: in seiner Kanzlei zu Amberg – kann man sagen – liefen die Fäden zusammen, an denen damals das Geschick Europa’s gesponnen wurde. Um die Beziehungen zu Frankreich zu erhalten und zu pflegen, gab es keine passendere Persönlichkeit als ihn, dem der König so sehr zu Danke verpflichtet war; mit den Häusern Brandenburg, Sachsen, Holstein, Hessen und Schlesien erleichterten die verwandtschaftlichen Bande, durch die er mit ihnen verknüpft war, den Verkehr. Mit den Niederländern, den Protestanten in Oesterreich, Ungarn, Böhmen und Mähren [147] stand er im vertrautesten Briefwechsel. Die Tschernemble, Zirotin, Budowa versorgten ihn aufs reichlichste mit Nachrichten über alles, was am Hofe der österreichischen Fürsten geschah und was sich in den von ihnen beherrschten Ländern zutrug oder vorbereitete. Zu Wien, Prag, Venedig und Turin hatte er seine geheimen Agenten. Eine Correspondenz von ungeheurer Ausdehnung ward von ihm geführt: sie gewährt einen Blick in die geheimsten Beweggründe, die den damaligen politischen Constellationen zu Grunde lagen. Im J. 1606 kam zum ersten Male der Plan, eine Union der protestantischen Fürsten zu bilden, um bei etwaigen Vorkommnissen gerüstet zu sein, zur Sprache. Die Verhandlungen leitete Fürst Ch. von Anhalt. Im Sommer 1606 ging er im Auftrage des Kurfürsten von der Pfalz nach Paris, um hier persönlich mit Heinrich IV. zu verhandeln. Diese Besprechungen drehten sich hauptsächlich um die Gründung eines Bundes der reformirten und lutherischen Fürsten zum Zweck eines, wenn es sein müßte, bewaffneten Widerstandes im Falle von Uebergriffen der katholischen Partei. Heinrich erbot sich, zur Durchführung des gemeinsamen Zweckes in die künftige Bundescasse zwei Drittheile von dem zu zahlen, was die übrigen Bundesglieder zusammen aufbringen würden. Der Bund oder, wie man die Vereinigung von Anfang an nannte, die Union sollte vor allen die beiden Kurfürsten von Pfalz und Brandenburg, den Herzog von Würtemberg, den Landgrafen von Hessen und sonst so viele Fürsten umfassen, wie zu gewinnen sein würden. Nach seiner Zurückkunft gewann Fürst Ch. zunächst den Herzog von Würtemberg für seine Ideen und Pläne, welche bei der notorischen Unfähigkeit Rudolfs II. die Ersetzung desselben durch den damaligen Hoch- und Deutschmeister, den Erzherzog Maximilian, in Aussicht nahmen. Zugleich verhandelte er eifrigst theils mit den deutschen Kurfürsten, theils mit den österreichischen Ständen, namentlich dem protestantischen Theile derselben. Mit dem letzten Sprossen des reichen und hochberühmten Geschlechtes der Rosenberge in Böhmen, Peter Wok, der zum Protestantismus übergetreten war, unterhielt er von Amberg aus einen steten und lebhaften Verkehr, welcher unter dem Scheine alchymistischer und genealogischer Liebhabereien sehr ernste und weitschauende Ziele verfolgte. Dennoch kam damals die angestrebte Union nicht zu Stande. Erst als sich später die zwischen dem Kaiser Rudolf und seinem Bruder Matthias ausgebrochenen Mißhelligkeiten zu einem förmlichen Bruche erweiterten, gelang es dem Fürsten, seine lange gehegten Pläne ins Leben zu rufen. Schon drohten die Dinge in Oesterreich einen Verlauf zu nehmen, welcher die Intervention des deutschen Reiches nöthig machen konnte, und durch die Hinweisung auf diese Eventualität glückte es dem Fürsten Ch. endlich, das unter dem Namen der Union bekannte Bündniß der protestantischen Stände zu Stande zu bringen. Die Vergewaltigung, welche gerade damals die Reichsstadt Donauwörth von Seiten des katholischen Herzogs Maximilian von Baiern erfuhr, beschleunigte den Abschluß der dahin zielenden Verhandlungen. Am 11. Mai 1608 kamen zu Ahausen bei Nördlingen der Herzog von Würtemberg, die Pfalzgrafen Philipp Ludwig und Wolfgang Wilhelm von Neuburg, die Markgrafen von Ansbach, Kulmbach und Baden, endlich Fürst Ch. von Anhalt, welcher auch Kur-Pfalz vertrat, mit ihren vertrautesten Räthen zusammen und unterzeichneten wenige Tage später (15. Mai) das merkwürdige Bündniß, welches auf die Geschicke Deutschlands und Europa’s einen so tief greifenden Einfluß ausüben sollte. Wie Ch. zu diesem Bunde die eigentliche treibende Kraft, die „Sirene“ gewesen, der die Anderen folgten, wie er alle Verhandlungen zum Zweck seines Abschlusses geführt und die Verfassung desselben eigenhändig entworfen hatte, so war er es auch, der, sobald der Abschluß zu Stande gekommen, ein Einschreiten seitens der Union in Oesterreich betrieb. Er berechnete die dazu nöthige Streitmacht [148] auf 10000 Mann zu Fuß und 2500 Reiter. Es ist einleuchtend, daß, wenn es damals zu einer derartigen Unternehmung gekommen wäre, der Protestantismus nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Mitteleuropa einen leichten und vielleicht für alle Zeiten entscheidenden Sieg erfochten haben würde. Allein der Friedensschluß, der alsbald zwischen Rudolf und Matthias erfolgte, vereitelte die Ausführung dieser weit blickenden und klug berechneten politischen Pläne. In den folgenden Jahren finden wir Ch. in ununterbrochener rastloser Thätigkeit, die Union, das Kind seiner politischen Anstrengungen, großzuziehen, sie zu befestigen und zu erweitern. Venetianische Dienste, welche ihm damals angeboten wurden, schlug er aus. Fast auf allen Unionstagen war er zugegen und leitete er die Geschäfte. Er war unablässig bemüht, dem Bunde in Deutschland neue Theilnehmer zu gewinnen, ihn über Oesterreich, Ungarn und Mähren auszudehnen und sogar Venedig in ihn hineinzuziehen. Durch die fortdauernden österreichischen Wirren und dann durch den ausbrechenden jülichschen Erbfolgestreit ward er außerdem in beständiger politischer und diplomatischer Thätigkeit erhalten. In Bezug auf jene und, veranlaßt durch die vielfältigen Klagen über des Kaisers Unthätigkeit in Sachen des Reiches, übernahm er i. J. 1609 im Auftrage der zu Schwäbisch-Hall versammelten Unionsfürsten eine Gesandtschaft an Rudolf II., bei welcher Gelegenheit er diesen durch sein schroffes Auftreten und seine offen ausgesprochene Drohung, „daß, wenn der Kaiser seine Pflichten gegen das Reich nicht besser erfülle, man mit dem Degen in der Faust auf jeden Unterdrücker ohne weitere Umstände losgehen werde“, in nicht geringen Schrecken versetzte. Diese Drohung sollte bald bis zu einem gewissen Grade zur Wahrheit werden. Der Streit um das jülichsche Erbe, zu einer brennenden politischen Frage herangewachsen, schien ganz Europa in einen großen Krieg stürzen zu müssen. Fürst Ch. eilte im Auftrage der unionistischen Fürsten nach Frankreich, um sich und seinen Verbündeten die Hülfe Heinrichs IV. zu sichern. Dann verhandelte er mit Moritz von Oranien und übernahm als Generallieutenant der Union den Oberbefehl über das Heer der verbündeten Fürsten, während Heinrich IV. sich anschickte, die spanischen Niederlande von Frankreich her anzugreifen. Allein durch des Königs gewaltsamen und plötzlichen Tod sank die jülichsche Angelegenheit, die einen Augenblick eine allgemeine Conflagration herbeizuführen gedroht hatte, alsbald wieder zu einer ausschließlich deutschen Angelegenheit herab. Ch. von Anhalt, seit dem Tode Friedrichs IV. von der Pfalz (9. Sept. 1610) und der Nachfolge des jungen eitelen und unerfahrenen Friedrichs V. mehr noch als zuvor der eigentliche Leiter der pfälzischen Politik, kehrte nach einigen über den Erzherzog Leopold von Oesterreich erfochtenen Waffenerfolgen, da der Krieg sich bald in unbedeutende Unternehmungen auflöste und zuletzt ganz einschlief, zu seiner gewohnten Thätigkeit nach Amberg zurück, wo er in den folgenden Jahren vergleichsweise ruhig lebte, aber fortwährend für die Interessen der Union nach Kräften wirkte. Den Oberbefehl über 12000 Mann zu Fuß und 4000 Reiter in Deutschland zu werbender Truppen, den ihm i. J. 1617 Ludwig XIII. von Frankreich anbot, schlug er in Erinnerung seiner früheren in französischem Dienste gemachten bösen Erfahrungen aus.
Christian I., Fürst von Anhalt, war der zweite Sohn desErst die böhmische Erhebung, mit welcher der große deutsche Krieg begann, sollte ihm wieder ein ausgedehnteres Feld der Thätigkeit eröffnen. Noch einmal war ihm bestimmt, eine hervorragende Rolle in den Angelegenheiten Deutschlands und Europa’s zu spielen. Aber er scheiterte auch hier, trotz aller diplomatischen und militärischen Begabung, an der Ungunst der Verhältnisse und der Ueberlegenheit der Gegner. Durch die Unfähigkeit des Königs, die Eifersucht und Widersetzlichkeit der böhmischen Generale, endlich durch den Mangel an Geld in seinen Operationen vielfach durchkreuzt und gehindert, sah sich Ch., welchem man [149] den Oberbefehl über das böhmische Heer übertragen hatte, auf den Höhen vor Prag zu einer Entscheidungsschlacht gedrängt, welche mit einem Schlage allen hochfliegenden Plänen der pfälzischen Politik und seinem eigenen langjährigen und unermüdlichen Streben ein Ziel setzte.
Seine politische Rolle war damit ausgespielt. Mit zerschossenen Kleidern und ohne Hut hatte er sich am Tage der Schlacht nach Prag gerettet, schon am folgenden Morgen verließ er mit dem Könige die Stadt. Vom Kaiser am 22. Januar 1621 geächtet, begab er sich anfangs nach Stade und ging später, während seine Brüder den von ihm besessenen Theil des anhaltischen Landes in Verwaltung nahmen, zu dem Könige Gustav Adolf von Schweden. Aber auch hier war seines Bleibens nicht lange. Endlich fand er in Dänemark eine Zuflucht bei dem Könige Christian IV., der ihm gestattete, in Flensburg so lange mit seiner Familie in stiller Zurückgezogenheit zu leben, bis die Schritte, die man von verschiedenen Seiten zu seinen Gunsten beim Kaiser gethan, zu einem für ihn glücklichen Ergebniß geführt haben würden. Ch. verdankte die Zurücknahme der kaiserlichen Acht und die Gewährung sicheren Geleites vorzüglich den Bemühungen seines gleichnamigen Sohnes, welcher bei Prag in spanische Gefangenschaft gerathen war und sich des Kaisers Gunst in hohem Maße erworben hatte. Zu Anfang d. J. 1624 eilte er jetzt nach Wien, wo am 16. Juni seine völlige Aussöhnung mit dem Kaiser erfolgte. Seit dieser Zeit hat er sich völlig aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und ausschließlich der Verwaltung des Bernburger Landestheiles gelebt, welcher ihm bei der im J. 1603 stattgehabten Erbtheilung mit seinen Brüdern zugefallen war. So lange er in pfälzischen Diensten stand, hatte er das Land durch seinen Amtmann Curt von Börstell, mit welchem er von Amberg aus in lebhaftem Briefwechsel stand, verwalten lassen. Jetzt nahm er dessen Regierung selbst in die Hand, zumal er seit dem Tode seines älteren Bruders Johann Georg von Dessau (14. Mai 1618) Senior des Hauses geworden war. Während des niedersächsischen Krieges, der bekanntlich auch Anhalt in furchtbarer Weise heimsuchte, bemühte er sich nicht ohne Erfolg, dem schwer geprüften Lande die Drangsale und das Elend, welches die kämpfenden Heere über dasselbe verhängten, zu erleichtern. Bei seinen alten Verbindungen gelang es ihm mehr als einmal, namentlich die Forderungen der kaiserlichen Generale zu ermäßigen. Besonders stand er mit dem gefürchteten Wallenstein auf einem freundschaftlichen Fuße. Dieser bot ihm i. J. 1629 sogar kaiserliche Dienste an, allein Ch. lehnte höflich ab und ließ sich von dem allmächtigen Manne nur ein Empfehlungsschreiben an den Kaiser geben, welches ihm eine Kammerherrnstelle mit nicht unbedeutendem Gehalte eintrug. So sehr hatten sich die Verhältnisse seit jenem Versuche, dem österreichischen Erzherzoge die Krone von Böhmen zu entreißen, geändert. Es war eine schlagende Illustration zu Christians Wahlspruch: „Perenne sub polo nil“. Längere Zeit schon kränkelnd, erlag Ch. von Anhalt am 17. April 1630 einer Brustkrankheit. Von den 6 Söhnen und 10 Töchtern, die ihm seine in Glück und Trübsal erprobte Gattin geboren hatte, überlebten ihn nur zwei Töchter und drei Söhne, von denen der älteste, wie der Vater Christian geheißen, ihm in der Regierung des Bernburger Landes folgte. In dem Erbbegräbnisse der von ihm gestifteten älteren Bernburger Linie, in der Schloßkirche zu Bernburg, liegt er begraben. Seine Bedeutung als Staatsmann, Diplomat und Militär kann hier nicht eingehend gewürdigt werden: jedenfalls gehört er zu den hervorragendsten Erscheinungen seiner Zeit, freilich mehr hervorragend durch das, was er erstrebt, als durch das, was er vollbracht hat.
- Aeltere Litteratur: Beckmann, Historie des Fürstenthums Anhalt; Lenz, Becmannus enucleatus; Bertram-Krause, Gesch. des Fürstenth. Anhalt. – [150] Neuere: Gindely, Rudolf II.; Ritter, Gesch. der deutschen Union; derselbe, Briefe und Actenstücke zur Gesch. des 30jährigen Krieges I; Krebs, Christian von Anhalt und die kurpfälzische Politik.