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Artikel „Christgau, Martin“ von Rudolf Schwarze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 144–145, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Christgau,_Martin&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 07:54 Uhr UTC)
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Christgau: Martin Ch., einer der letzten Rectoren des 1813 aufgelösten städtischen Lyceums zu Frankfurt a. d. Oder, geb. den 18. Febr. 1697 unweit Mark-Erlbach im ehemal. Fürstenthum Baireuth, seit 1722 in Berlin als Privat-Informator, dann seit 1727 als Lehrer am Gymnasium zum grauen Kloster [145] thätig, ward 1739 als Rector nach Frankfurt berufen, zog sich 1775 in den Ruhestand zurück und starb den 28. August 1776. Unter ihm hat die Frankfurter Schule, deren Anfänge sich bis in das 14. Jahrh. zurück verfolgen lassen, deren Flor aber vielfach durch ungünstige Verhältnisse beeinträchtigt worden war, den Höhepunkt ihrer Blüthe erreicht, bis die Drangsale des siebenjährigen Krieges, besonders nach der Schlacht bei Kunersdorf, dieselbe wieder erschütterten. Christgau’s schriftstellerische Thätigkeit beschränkte sich zwar nur auf Abfassung von einigen zwanzig Gelegenheitsschriften meist in lateinischer Sprache; doch zeigen diese des Verfassers große Belesenheit, besonders auf dem Gebiete der Gelehrtengeschichte, sowie die Gewandtheit, mit der er das fremde Idiom sowol in gebundener als ungebundener Rede, wenn auch nicht immer in streng classischer Form zu handhaben verstand. Noch heute von Interesse sind besonders: das Programm über das „Fatum scholasticum“ 1760, eine launige Schilderung der Leiden und Freuden eines Schulmanns; die „Florum sparsio ad historiam Cartusiae Viadricae“ 1764, Betrachtungen über die Schicksale des 1396 gestifteten, 1540 säcularisirten Karthäuser-Klosters; die „Elogia illustrium praesentis aevi scriptorum elucubrationibus dicata“ 1766, eine Sammlung von 45 kürzeren Gedichten in den verschiedensten Metris über neue Erscheinungen des Büchermarktes, zu denen damals u. a. Winckelmann’s Geschichte der Kunst des Alterthums und Lessing’s Laokoon gehörten. Aus seiner reichhaltigen Bibliothek ist die mit vielen Malereien verzierte Handschrift einer deutschen Historienbibel Alten Testaments, dem 14. oder 15. Jahrhundert entstammend, in die Hamburger Stadtbibliothek übergegangen.

F. L. Hoffmann im Serapeum Jahrg. XXX, Nr. 21. – Schwarze, Geschichte des Lyceums zu Frankfurt a. O. 1873. S. 40–56.