Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Blaul, Friedrich“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 14–15, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blaul,_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Blau, Otto
Nächster>>>
Bleek, Wilhelm
Band 47 (1903), S. 14–15 (Quelle).
Georg Friedrich Blaul bei Wikisource
Georg Friedrich Blaul in der Wikipedia
Georg Friedrich Blaul in Wikidata
GND-Nummer 116200855
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|14|15|Blaul, Friedrich|Ludwig Julius Fränkel|ADB:Blaul, Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116200855}}    

Blaul: Friedrich B., Dichter und Schriftsteller, wurde am 30. Januar 1809 als der Sohn eines Schmieds zu Speyer geboren. Er besuchte das Gymnasium der Vaterstadt 1819–27, wo der bekannte Philolog Anselm Feuerbach, des Malers Vater, und der ihm zeitlebens freundschaftlich zugethane spätere Bischof von Speyer und Kölner Erzbischof Joh. v. Geissel besondern Einfluß auf ihn ausübten, dann ein Jahr lang das Lyceum daselbst und studirte seit 1828 an der Universität zu Heidelberg evangelische Theologie, Geschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und neuere Sprachen, seit Herbst 1830, vorzugsweise die erstere in Erlangen, auch in München sprachliche und historische Studien erledigend. Im Herbste 1831 kehrte er an die Heidelberger Hochschule, wohin ihn besonders Umbreit zog, der B. gern der Universität gewonnen hätte, zurück und legte 1832 zu Speyer die Prüfung fürs geistliche Amt ab. Bis 1835 war er Hauslehrer in der Familie des kgl. Regierungspräsidenten v. Stengel zu Speyer, wurde im Frühling 1836 zweiter Prediger in Otterberg und blieb seitdem im evangelisch-unirten Kirchendienste der bairischen Rheinpfalz: seit 1846 als Pfarrer in Frankenthal, seit 1856 als Decan in Germersheim. Dort starb er am 1. April 1863. Verheirathet war B. mit Henriette Herf in gesegneter Ehe: von den zahlreichen Kindern starb der älteste Sohn einige Wochen vor dem Vater als dessen Amtsgehülfe, ein andrer, Hermann, um die Herausgabe von Blaul’s Schriften glücklich bemüht, in frühem Alter als Pfarrer in Frankfurt a. M., von den zwei noch lebenden ist Julius Oberregierungsrath im bair. Cultusministerium, der andere Major in Neu-Ulm – aufrichtige Genugthuung würde B. empfunden haben, hätte er seine Söhne so in Amt und Würden gesehen.

B. ist als Dichter verschiedentlich, mit bestem, theilweise lange anhaltendem Erfolge thätig gewesen. Seinem priesterlichen Berufe liegen die „Geistlichen Lieder“ (1838) am nächsten – diese fanden später Aufnahme in den von seinem Sohne Hermann herausgegebenen Gedichten „Heimwärts“ (1887) – sodann das „Andachtsbuch für evangelische Christen“ (1836), während „Das Reformationswerk in der Pfalz. Historische Denkschrift“ (1846) gleichsam den Uebergang zu den geschichtlichen und auf die engere Heimath bezüglichen Schriften bildet. Mit der letzteren beschäftigen sich auch „Der Führer vom Haardtgebirge“ (1840), „Bad Gleisweiler, das obere Haardtgebirge und die pfälzische Schweiz“ (1857), „Der Kaiserdom zu Speier“ (1860), endlich „Träume und Schäume vom Rhein“, eine buntfarbige Serie Reisebilder, 1839–40 zweibändig hervorgetreten, in „2., vermehrter Auflage“ 1883. Außer einer gründlichen Kenntniß von Land und Leuten (die ein so feiner Fachmann wie W. H. Riehl warm gewürdigt hat) sowie der Geschichte befähigte ihn zu solchen Arbeiten sein Kunstverständniß. Mehr oder weniger unmittelbare Niederschläge seines Studienaufenthalts in Isar-Athen stellen sich in den Schriften „Der ewige Jude und sein Liebling in München“ (1831) und „Bilder aus München“ (1834) vor; dazu stellen wir wol am richtigsten das Humoristicum „Der neue Albrecht Dürer“ (1842). Ins lyrische Gebiet gehören: „Die drei Fürstensöhne Napoleon II., Heinrich V., Otto I.“, als „lyrische Trilogie“ bezeichnet, und „Die Julinacht auf St. Helena“, beide 1835 gedruckt. In dichterischer Prosa und zwar auf [15] epischem Felde war B. ungemein fruchtbar. Zu nennen sind hier die Novelle „Das Musikfest“ (1832) sowie die Volkserzählungen „Die Rache ist mein, ich will vergelten“ (1840; neue Ausg. 1882), „Robert Blank. der verlorne Sohn“ (1840; neue Ausg. 1883), die beide den geistlichen Verfasser ahnen lassen. Die Thatsache, daß diese und andere Arbeiten Blaul’s zwei Decennien nach dem Tode des Verfassers, vier nach dem Erscheinen, erneut werden konnten, spricht für sein litterarisch-poetisches Talent. Auch die Volks- und Jugenderzählungen „Aza“, „Der Stiefsohn“, „Glaubenstreue“ konnten neuerdings frisch aufgelegt werden. Nach Blaul’s Tode erschienen „Alte und neue Geschichten“ und „Das Kreuz, eine spanische Geschichte“. Speciell der Jugend gewidmet ist das Buch „Der Jugend Lust und Lehre. In neuen Fabeln, Märchen und Erzählungen“ (1846), von namhaften Pädagogen zu dem Gediegensten und Brauchbarsten seiner Art gezählt. B. besaß eine ausgezeichnete Darstellungsgabe und war auch ein fesselnder Erzähler. Er verwerthete dies sein Talent in heimathlichen und anderen Blättern: aus den in verschiedenen Blättern verstreuten Erzählungen sammelte Blaul’s Sohn Hermann einen „Novellenkranz“ (1885). Auch war er beliebter Mitarbeiter politischer Tageszeitungeu, z. B. der (Augsb.) Allg. Ztg.

Kurze Biographien in: Pfälzisches Memorabile. Gabe des evangel. Vereins f. d. protestant. Pfalz (hsg. v. Pfarrer Johs. Schiller in Westkirch) I (1873), S. 86, und ersichtlich danach bei Brümmer, Lex. dtsch. Dicht. u. Prof. des 19. Jhs.4 I., 133 f.; vgl. auch Pfälz. Schulbote für 1867. – Freundliche Controlle und vielseitige Ergänzung meines Materials durch Hrn. Pfarrer Schneider in Neckar-Steinach, Blaul’s Schwiegersohn.