ADB:Berthold II. (Bischof von Verden und Hildesheim)

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Artikel „Bertold oder Bartold, (von Landsberg oder Landsbergen)“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 523–524, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold_II._(Bischof_von_Verden_und_Hildesheim)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:12 Uhr UTC)
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Bertold oder Bartold (von Landsberg oder Landsbergen), doctor decretorum, Licenciatus, Bischof von Verden, nachher Bischof von Hildesheim und Administrator von Verden, † 1502 am Tage vor Himmelfahrt, also am 4. Mai. Seit 1464 war er, ein gelehrter Mann, ein umsichtiger Verwalter, eine humane und doch energische, imponirende Erscheinung, wie Alb. Krantz ihn schildert, Domdechant in Verden, seit 1468 wegen der Altersschwäche des Bischofs Johann III. der eigentliche Regent des Stifts als Vorständer oder commissarius; 1470 ließ das Domcapitel den geistesschwachen Johann († 21. Juni 1472) Verzicht erteilen und erwählte B., den Papst Paul II. am 18. Mai 1470 bestätigte; am 28. Oct. wurde er inthronisirt. Verden hat sich unter ihm 32 Jahre einer tüchtigen Regierung erfreut. Als im Stift Hildesheim in zwiespältiger Wahl Bertolds Vetter, der Domdechant Henning von Hus (Haus, de domo), gegen Landgraf Hermann von Hessen, den spätern Erzbischof von Köln, und darauf als dieser resignirte, gegen Balthasar von Mecklenburg, den Administrator von Schwerin, gewählt wurde, eilte B. herbei und weihete und inthronisirte jenen 1472 am 14. April mit Hülfe der Stadt Hildesheim. Eine dreijährige Fehde war die Folge, aus der Henning siegreich hervorging. Da er aber den räuberischen Stiftsadel[WS 1] gegen sich hatte und ebenso den Domprobst Eckhard von Wenden, auch 1479 wieder in schwere Fehde mit Wilhelm von Braunschweig und Landgraf Heinrich von Hessen gerieth, so resignirte er das Bisthum zu Bertolds Gunsten, und der Rath von Hildesheim bat in Rom um Bestätigung, zugleich um Genehmigung der Bedingung, daß B. das Bisthum Verden als Administrator behalte. Der Papst bestätigte ihn 1481. Mit dem Hauptfeinde seines Vorgängers, Herzog Wilhelm von Braunschweig, und dessen Sohne Heinrich schloß er 28. Febr. 1483 einen Schutz- und Trutz-Vertrag auf 20 Jahre; derselbe führte aber nur zu Zerwürfnissen, da Wilhelm gegen den aufsässigen hildesheimer [524] Stiftsadel nicht hinlänglich Hülfe zu leisten schien. Als daher 1492 die Braunschweiger Fehde ausbrach, in welcher alle ringsum wohnenden Fürsten und Herren, sowie der hildesheimische Stiftsadel gegen die Stadt Braunschweig zogen, trat B. mit den Städten auf die Seite Braunschweigs; zum Danke ließ dieses ihn 3. Oct. 1493 durch 2000 Mann gegen einen beabsichtigten Ueberfall nach Alfeld geleiten. Mit der Stadt Hildesheim stand er im Ganzen gut, den Stiftsadel, namentlich die Schwichelt, konnte er nicht zur Ruhe bringen, und einer des letzteren Hauses brachte schließlich 1500 den päpstlichen Bann über die hildesheimer Kirche, nicht über B., überhaupt nicht über Personen, wie der Domdechant Oldekopp direct angibt. Das Stift sollte eine Schuld zahlen, die jener Vasall trotz des über ihn verhängten päpstlichen Bannes nicht zahlen wollte. Wegen der hildesheimer Wirren residirte B. regelmäßig in seinem Schlosse zu Rotenburg im Stifte Verden. Von hier aus nahm er den Plan Johanns III. einer näheren Verbindung zwischen Bremen und Verden in politischer Beziehung wieder auf und schloß 1493 einen Schutzvertrag zunächst auf 20 Jahre mit dem Erzstift Bremen, das von Heinrich von Schwarzburg, Bischof von Münster administrirt wurde; doch konnte er diesen Vertrag dem Nachfolger Heinrichs, Erzbischof Johann Rode, nicht halten, da er in der Hadeler Fehde des Herzogs Magnus von Lauenburg gegen das Erzstift der schwarzen Garde 1500 den Weserübergang zu gestatten gezwungen wurde. – Als gelehrter und kunstliebender Herr hat B. das engere „Chronicon episcop. Verdensium“ (Leibnitz, Script. rer. Brunsv. II. p. 211 ss.), das stecken geblieben war, um acht Bischöfe bis auf seine Zeit vermehren lassen, dasselbe auch mit anderen Nachrichten seinem Freunde Albert Krantz für die „Metropolis“ zu verwerthen gegeben. Er selbst sammelte eine reiche Bibliothek und ließ das „Missale Bartholdi episcopi Verdensis“ oder „Ordinarius ecclesiae Verdensis“ durch Barthol. Ghotan, damals wahrscheinlich in Lüneburg, vielleicht auch Lübeck, 1480–82 in Fol. drucken. Wol auf Bertolds Veranlassung wurden vom Abt Werner (v. Dagförde) die jungen Mönche vom Kloster St. Michaelis zu Lüneburg auf Universitäten geschickt. In Hildesheim im Rittersaale befand sich seit 1483 ein Gemälde des Fegefeuers mit B. knieend zur Seite (als donator?); unter ihm und wahrscheinlich auf seine Veranlassung suchten sich die Antoniusbrüder, die schon lange vorher im Verdischen und Bremischen sammeln ließen, im Stift Verden niederzulassen; wahrscheinlich durch ihn auch versuchte man die in Hildesheim üblichen Passions- und Tafelrundenspiele in Verden einzuführen, freilich vergeblich. Sein Hauptwerk aber ist der Neubau des Schiffes vom herrlichen Verdener Dom, das er 1473–1490 vollendete. Er starb in Rotenburg am 4. Mai 1502 (nicht 5. Mai 1503) und wurde begraben im Schiffe des Domes zu Verden wahrscheinlich am 9. Mai 1502. Alle anderen Daten sind irrig. Das Necrol. Verdense hat den 9. Mai wegen der Stiftung seiner Memorie am Begräbnißtage 1529 durch seinen Verwandten, den Archidiakon, dann Dechanten, Bartold von Landsberg. Seine schöne eherne Grabplatte ist jetzt in der westlichen Vorhalle des Domes in der Wand befestigt; wahrscheinlich goß sie Heinrich Bargmann. Unter B. hatte Verden zum letzten Male selbständige Bedeutung.

Vergl. Lüntzel, Pfannkuche I (auch in der Einl.) und II.; Neues vaterl. Archiv und Zeitschr. des hist. Ver. für Niedersachsen an vielen Stellen; Gebhardi, Gesch. des Kl. St. Michaelis zu Lüneburg. (Pratje) A. und N. 10. S. 253; Martini, Beitr. etc. der Bibl. des Klosters St. Michael. zu Lüneburg S. 95 (wo Ghotan zu lesen); Krause, Archiv des Stader Ver. f. Gesch. 1864 (wo die Grabplatte abgebildet).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stifsadel