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Artikel „Bersman, Gregor“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 507–508, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bersman,_Gregor&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 01:06 Uhr UTC)
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Bersman (so schreibt er, nicht Bersmann): Gregor B., geb. 10. März 1538 in Annaberg, wo sein Vater Vorsteher der Armenkasse war, † 5. Oct. 1611. In der ersten Kindheit verlor er seine Mutter. 1549 kam er auf die Fürstenschule in Meißen, wo Rector G. Fabricius und Hiob Magdeburg das Talent des Knaben bald erkannten und ihn in seinen Studien, besonders in der lateinischen Versification, eifrigst förderten. Nach Ablauf der gesetzlichen sechs Jahre bezog er 1555 die Universität Leipzig, um sich philologischen und medicinischen Studien zu widmen. Eine Empfehlung seines meißnischen Stubengesellen Philipp Camerarius schaffte ihm Eingang in dem Hause von Joachim Camerarius, der besonderen Einfluß auf ihn gewann und ihm Gelegenheit schaffte, auch öffentlich Proben von seiner dichterischen Fertigkeit und seiner lateinischen Beredsamkeit zu geben. Nachdem er Magister geworden war, begab er sich auf Studienreisen zuerst nach Straßburg, dann nach Frankreich, dann nach Italien, wo er in Padua, Ferrara und Bologna den Unterricht der bedeutendsten Humanisten [508] und Aerzte benutzte. Zurückgekehrt im Spätherbst 1564 eilte er nach Wittenberg, von wo er 1565 zu einem Lehramte in Schulpforta berufen wurde. Schon 1568 ging er nach Wittenberg zur professio libelli (von Melanchthon) de anima, wo er durch seine psychologischen Vorlesungen die ersten Angriffe der orthodoxen Lutheraner hervorrief. 1571 folgte er einem Rufe nach Leipzig als Professor der Poetik und rückte 1575 als Professor der alten Sprachen und der Ethik in die Stelle seines Lehrers Camerarius. In demselben Jahre verheirathete er sich mit Magdalene Helborn. Da er sich 1580 weigerte die Concordienformel zu unterschreiben, wurde er zunächst seines Amtes entsetzt und bald nachher durch seine Feinde auch aus seiner Wohnung und der Stadt vertrieben. Aber schon 1581 berief ihn der Rath in Zerbst als Rector an das neu errichtete akademische Gesammtgymnasium, welches Amt er am 30. Jan. 1582 antrat und bis zu seinem Tode verwaltete. Um die Einrichtung der Anstalt hat er sich anfangs wol bemüht und sie zu großer Blüthe gebracht, so wenig ihm auch die Herstellung einer guten Zucht zusagte und die Wahrung eines collegialischen Verhältnisses unter den Lehrern gelang. Allmähliche Ermattung und frühe Taubheit erschwerten ihm die Verwaltung. Von seinen zehn Kindern waren sechs jung gestorben; ein hoffnungsvoller Sohn Gregor Peter starb 1601 als Student in Altdorf. – B. war nicht ohne Reizbarkeit und Heftigkeit und zog sich dadurch viel Feindschaften zu, aber die ungestörte Freundschaft aller seiner Lehrer und der ausgebreitete Verkehr mit den Besten seiner Zeit spricht zu seinen Gunsten. Er hat sich hauptsächlich mit den lateinischen Dichtern beschäftigt, für die Herstellung des Textes ganz gegen die Sitte seiner Zeit auch Handschriften (freilich wenig werthvolle) benutzt und am Rande der Ausgaben scholia d. h. kurze Anmerkungen aus den früheren Werken und eigener Gelehrsamkeit hinzugefügt. So erschien zuerst 1581 Virgil (wiederholt 1588, 1596, 1616 und 1623), 1582 in drei Bänden Ovid’s sämmtliche Dichtungen (dann wieder 1589, 1596, 1607 und eine fünfte ohne Jahr), 1589 Lucan und endlich 1602 Horaz (erweitert 1616). Anderer Art ist das aus seinen Leipziger Vorlesungen hervorgegangene Werk über die Georgica des Virgil, das er auf dem Titel als „Enarratio non contemnenda“ bezeichnet (1586–88, in zwei Bänden) und die „Sammlungen von Commentarien zu 18 Reden des Cicero“ (1611 in zwei Bänden), in der er viel Eigenes hinzugefügt hat. Aus der griechischen Litteratur hat er nur das Gedicht von Manuel Philos Περὶ ξῴων ἰδιότητος. 1596 bearbeitet und in lateinische Verse übersetzt und 1590 die „Fabulae Aesopicae“. Für Schulzwecke sind die nach Melanchthon bearbeiteten „Erotemata rhetorices“ und „Dialectices“ (1593) bestimmt. Leicht und fließend sind seine zahlreichen lateinischen Gedichte auf alle möglichen Gelegenheiten als „Carmina“, „Epithalamia“, „Encomiastica“, „Epicedia“, „Tumuli“, „Elegiae“, „Lusus“, zuerst 1576 gesammelt und dann 1592 zu zwei Bänden vermehrt. Besser ist die dichterische Paraphrase der Psalmen, von denen 62 zuerst 1594 erschienen und 1598 das ganze „Psalterium“ folgte, die er selbst als nicht zu verachten bezeichnet, die aber eifrige Freunde mit Unrecht über die Arbeiten von Buchanan oder Eobanus Hessus gesetzt haben. Mehrere lateinische Festreden sind einzeln gedruckt.

Vgl. Guid. Schubert, De Greg. Bersm. commentatio, Servestae 1853. 8 und Kindscher in dem Zerbster Progr. von 1868.