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Artikel „Albrecht Achilles“ von Willy Böhm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 243–252, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_Achilles&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 12:23 Uhr UTC)
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Albrecht, Kurfürst von Brandenburg, als „der deutsche Achilles“ von Aeneas Sylvius bezeichnet, daher meist Albrecht Achilles genannt, der dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg und der schönen Elisabeth von Baiern, wurde 9. Nov. 1414 zu Tangermünde geboren und † 11. März 1486 zu Frankfurt a. M. Unermüdlich thätig im Reich, um den Glanz seines Hauses unablässig bemüht, als Staatsmann und Diplomat, als Feldherr und Soldat gleich hervorragend, ausgezeichnet durch Schärfe des Urtheils, Kühnheit der Combination, Lebhaftigkeit und Gewandtheit im Ausdruck, nimmt er unter den deutschen Fürsten des 15. Jahrhunderts den ersten Platz ein. Seine erste Jugend verlebte er in der Mark und wurde unter der Aufsicht des Wierich von Truhendingen zu Tangermünde erzogen. Zuweilen hielt er sich wol auch zum Besuch bei seinem Vetter Ludwig von Baiern-Landshut zu Burghausen auf; schon im kindlichen Spiel soll sich die dereinstige Rivalität beider Fürsten bekundet haben. Zur Vollendung seiner Erziehung kam er 1430 an den Hof des Kaisers Sigmund und zog mit seinem Vater, der 1431 zum Reichsfeldherrn gegen die Hussiten ernannt war, unter der Fahne der St. Georgsritterschaft ins Feld. 1432 bekam er den Auftrag, die böhmische Gesandtschaft, die sich unter Rockyzana nach Basel begab, durch die fränkischen Lande zu geleiten. Im Juli 1434 begleitete er seinen Vater auf den Reichstag zu Ulm, wo der Kaiser gegen die Anmaßung des Concils in weltlichen Dingen protestirte. In der Erbtheilung auf der Plassenburg (7. Juni 1437) erhielt A. die fränkischen Lande unterhalb des Gebirgs angewiesen. 1438 wohnte er zu Frankfurt der Wahl des Habsburgers Albrecht zum deutschen Könige als Zeuge bei und erwarb sich die ersten Lorbeeren in dem Kriege gegen die Böhmen, von denen ein Theil dem Bruder des Königs von Polen Kasimir, die Krone zuwenden wollte. Da [244] letzterer versuchte, sich Böhmens mit Gewalt zu bemächtigen, beschloß der Reichstag zu Nürnberg am 24. Aug. 1438, eine starke Heeresmacht aus dem ganzen Reich an den Grenzen Böhmens zusammenzuziehen. Friedrich I., der die Feldherrnwürde ablehnte, hatte vorher unter dem jungen A. Hülfe gesandt. Am 14. Aug. vereinigte er sich mit den Schaaren des Königs, die auf Tabor zogen. Bei den Kämpfen vor dieser Stadt, die vergeblich belagert wurde, zeichnete A. sich aus; am 23. Sept. nahm er an dem siegreichen Gefecht der heimziehenden sächsischen Völker bei Zelenic Theil und begleitete den König Albrecht auf seinem Zuge über Görlitz nach Breslau. Als dieser am 4. März 1439 die Stadt verließ, setzte er A. als Statthalter ein; „von königlicher Gewalt von Böhmen Hauptmann in Schlesien und zu Breslau“, wies er die feindlichen Einfälle in das ihm anvertraute Gebiet energisch zurück und erwiderte sie. So wie A. nach Friedrichs I. Tode (20. Sept. 1440) sein kleines Besitzthum – kaum 6000 fl. brachte es jährlich – übernommen hatte, war er darauf bedacht, seinen Einfluß und seine Macht zu erweitern. Er unterstützte den Bischof Sigismund von Würzburg gegen seine Brüder Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen: nach verschiedenen Erfolgen, aber auch einem mißglückten Angriff auf Ochsenfurt, wurde der Krieg, an dem auch Albrechts Bruder Friedrich theilgenommen hatte, 3. April 1441 durch den hallischen Spruch beendigt. In die bairischen Verhältnisse griff er ein, indem er seinem Schwager, Ludwig dem Höckerigen, gegen dessen Vater Ludwig den Bärtigen von Baiern-Ingolstadt Hülfe gewährte. Größeren Ruhm und Ruf, als durch diese Fehden, erwarb er sich auf Turnieren durch seine ritterliche Persönlichkeit und seine Erfolge: auf einem glänzenden Turnier zu Augsburg 1442 hatte er 17 Mal gesiegt, nur mit dem seidenen Hemd bekleidet, mit Schwert und Schild bewehrt. Jene gelegentlichen Kämpfe mit Sachsen und Baiern treten aber weit in den Hintergrund vor dem principiellen Streit, den A. in den nächsten Jahren mit den Reichsstädten, namentlich mit Nürnberg auszufechten hatte. Ueberall suchte die Fürstenmacht die Freiheit des Bürgers darniederzuhalten. Hatten die Städte sich, 22 an der Zahl, 1441 unter Ulms Führung gegen die Räubereien des Adels verbündet, so schloß A. 11. Nov. 1443 zu Mergentheim mit Kurmainz und Bischof Gottfried von Würzburg ein Bündniß, dessen Spitze gegen die Städte gerichtet war. Der Kaiser schien auf dieser Bahn voranzuschreiten, indem er den Schweizern 1444 die wilden Schaaren der Armagnacs auf den Hals zog. A., der den Eidgenossen mit 43 Grafen und 75 Rittern abgesagt hatte, übernahm auf dem Tage zu Nürnberg die Beschönigung die kaiserlichen Maßregel. Zwar wurde der Reichskrieg gegen den Dauphin, den Führer der „armen Gecken“, erklärt, ein Beobachtungscorps, bei dem sich auch A. befand im Breisgau ausgestellt, doch kam es zu keiner ernstlichen That. Die süddeutschen Städte, in Voraussicht der auch ihnen drohenden Gefahr, verstärkten ihren Bund (Dec. 1444) durch den Beitritt von Nürnberg, dann auch von Windsheim und Weißenburg. A. und die Fürsten erneuerten und erweiterten den Mergentheimer Bund 2. Jan. 1445. Jedoch war die Verbindung nicht derartig, um direct gegen Nürnberg, dessen Macht der Ausdehnung des markgräflichen Besitzes zumeist hinderlich war, benutzt werden zu können. So mußte er die Ausführung seiner Pläne verschieben; einstweilen kämpfte er an der Seite Albrechts von Oesterreich gegen die Eidgenossen. Dann vermittelte er mit Jacob von Baden den Streit über die Vormundschaft des jungen Sigismund von Tirol und erhielt vom Kaiser dafür den Buchauer See zu Lehn. Auf dem Reichstage zu Frankfurt 1446 trat er als kaiserlicher Gesandter gegen die Ränke der von Eugen abgesetzten rheinischen Erzbischöfe auf und nahm den Beschluß des Reichstags entgegen. Mißhelligkeiten zwischen Sachsen und Brandenburg suchte [245] er vergeblich zu vermitteln, erst 29. Sept. zu Erfurt erfolgte der Vergleich. Die ersehnte Gelegenheit zum Bruch mit Nürnberg erhielt er 1448, als sich die Stadt an dem Bergwerksunternehmen des Konrad von Heideck betheiligte, das A. als Eingriff in seine Rechte bezeichnete. Allen Vermittlungsvorschlägen, allen Erbietungen Nürnbergs setzte er unannehmbare Forderungen entgegen: die Feindseligkeiten eröffnete er, als der 1446 und 1447 wesentlich verstärkte Städtebund in der ersten Hälfte des J. 1449 ablief. Den Fürsten verstand A. seine Sache als gemeinsames Standesinteresse darzustellen und fand allseitige Unterstützung. Der Kaiser verhielt sich zweideutig gegen Nürnberg, das von den Städten fast gar nicht unterstützt wurde. Anfangs war A., der in diesem Kriege bei der Eroberung von Gräfenberg Proben persönlicher Tapferkeit ablegte, siegreich: aber am Weiher bei Pillenreut (11. März 1450) geschlagen, sah er sich zur Nachgiebigkeit gezwungen. Am 22. Juni 1450 machte die Bamberger Richtung dem Krieg vorläufig ein Ende. A. focht dann für seinen Verbündeten Wilhelm von Sachsen in dem Bruderkriege, der im Januar 1451 auf dem Naumburger Tage geschlichtet wurde. Die rechtliche Entscheidung des Nürnberger Krieges war dem Kaiser übertragen, wurde aber wegen der beständigen Einwände und Ausflüchte Albrechts von Termin zu Termin verschleppt: erst 27. April 1453 kam durch Herzog Ludwigs Vermittlung ein Vergleich zu Lauff zu Stande. Mußten sich auch die Nürnberger zu einer unbedeutenden Geldleistung verstehen, so feierten sie doch den Ausgang mit Recht als einen Sieg ihrer Sache. A., von der Haltung des Kaisers nicht befriedigt, schloß sich 1453 den Schritten an, welche zur Entlassung des jungen Ladislaus von Böhmen aus der kaiserlichen Vormundschaft geschahen: er begleitete denselben zur Krönung nach Preßburg und Prag. Da aber Böhmen dennoch in der Gewalt des Gubernators Georg Podiebrad blieb, welcher Stellung gegen Sachsen nahm und dadurch auch daß mit diesem erbvereinte Brandenburg bedrohte, so schloß A. mit dem Gubernator 7. Mai 1454 eine Erbeinung und war alsdann unermüdlich thätig, ihn zur Nachgiebigkeit gegen Sachsen, zu entschiedenen Schritten gegen Polen zu veranlassen.

Das Reich schied sich um diese Zeit in zwei Parteien, die mit Unrecht als conservativ-kaiserliche und Reformpartei bezeichnet werden: nicht Principienfragen, sondern territoriale Interessen sind das scheidende Element. Das Haus Wittelsbach trat an die Spitze derjenigen, welche durch ihr Verlangen nach politischen und kirchlichen Reformen dem Kaiser und Papst Opposition machten und so unter nationaler Maske ihre egoistischen Absichten deckten: A., staatsklug und getreu den Ueberlieferungen seines Hauses, wählte die kaiserliche Partei. Die burggräfliche Würde sollte ihm dazu dienen, auf dem Boden Frankens, wo keine starke Territorialgewalt sich hatte ausbilden können, ein Herzogthum zu gründen. Ausdehnung seines Gerichtssprengels und der Competenz des Landgerichts sollte ihm dazu verhelfen. Im August begab er sich an den kaiserlichen Hof und erhielt ein Privileg, durch welches sein Landgericht dem Hof- und Kammergericht gleichgestellt, alle früheren Exemtionen für null und nichtig erklärt wurden. Am schwersten werden dadurch Würzburg und Ludwig von Baiern-Landshut getroffen, der bisher mit A. im guten Einvernehmen gestanden hatte. Als dieser statt des Kaisers im October 1454 auf dem Reichstag zu Frankfurt erschien, richtete die vom Pfalzgrafen Friedrich und Jacob von Trier geleitete Opposition, der auch die Reichsstädte anhingen, ihre Angriffe nicht minder gegen ihn, als den Kaiser. Auf die Reformvorschläge, die dann in Neustadt übergeben wurden, antwortete A. im Namen des Kaisers mit schneidender Schärfe. 1455 von Friedrich III. zum Hofmeister, Hauptmann und Hofrichter ernannt, kämpfte er in der ersten Hälfte des J. 1456 in Ungarn. [246] Von nun an in amtlicher Eigenschaft Vertreter des kaiserlichen Interesses im Reich, erwarb er sich zahlreiche Vergünstigungen. Als Friedrich III. für bewiesen erklärte, daß das Landgericht auch in Schwaben, Franken, Baiern und am Rhein zu richten habe, schlossen der Pfalzgraf und Herzog Ludwig ein Trutz-und Schutzbündniß. Die Opposition ging in diesem Jahr noch weiter: auf dem Tage zu Nürnberg (Nov. 1456), wo der Pfalzgraf sich schon mit der stolzesten Hoffnung trug, drohte man dem Kaiser bei fortgesetzter Vernachlässigung des Reichs mit einer neuen Königswahl. Ihre Schritte wurden von A. gelähmt; zu Frankfurt lenkte er dann mit Geschick den gegen den Kaiser gerichteten Schlag auf die Curie ab. Das vor der wachsenden Macht Böhmens besorgte Sachsen wurde durch den Eintritt Brandenburgs in die sächsisch-hessische Erbeinigung (29. April 1457) gewonnen, noch enger wurde das Verhältniß der beiden Häuser, als A. nach dem 1457 erfolgten Tode seiner ersten Gemahlin mit Anna, Tochter des Kurfürsten von Sachsen, sich vermählte.

Seine Pläne gingen weiter. Um die Ansprüche der Luxemburger auf Böhmen und Ungarn seinem Hause zu sichern, verlobte er seinen Sohn Johann mit der älteren Tochter Wilhelms von Sachsen, dessen Gemahlin Anna, wenn überhaupt die weibliche Descendenz erbberechtigt war, nähere Ansprüche hatte, als ihre an Kasimir von Polen vermählte jüngere Schwester Elisabeth. Indeß wurde im Januar 1458 in Ungarn Matthias Hunyades, in Böhmen im März Georg Podiebrad zum König gewählt. Gegen die um sich greifende Macht des Landgerichts verbanden sich die Wittelsbacher 24. Febr. Zwischen dem Pfalzgrafen und A., der auch das Gebiet seines Bruders Johann bis auf zwei Aemter erlangt hatte, kam es schon in diesem Jahr zur Fehde; den Herzog Ludwig aber suchte der Markgraf in Sachen des Landgerichts dadurch gefügiger zu machen, daß er ihn bei seinem Ueberfall der Stadt Donauwörth (19. Oct. 1458) unterstützte. Ludwig wohnte sogar der Hochzeit Albrechts im November bei: und wenn auch die antiwittelsbachische Partei Weihnachten 1458 gegen den Pfalzgrafen eventuell ein feindliches Vorgehen beschloß, so hoffte A. doch, Ludwig werde neutral bleiben und ihr Streit sich ausgleichen lassen. Ein Tag zu Ingolstadt (10. März 1459) führte nicht zur Verständigung; die zu Mergentheim versammelten Fürsten ließen den Kaiser auffordern, wegen des Donauwörther Frevels dem Herzog den Reichskrieg zu erklären. Am 4. Juni ernannte Friedrich den Markgrafen, dessen zweideutiges Treiben keine Entschuldigung zuläßt, nebst Wilhelm von Sachsen zu Reichshauptleuten. Zum Kriege jedoch kam es nicht, weil Ludwig, die Schwierigkeit seiner Lage erkennend, nachgab. A. hatte ihm nämlich die Hülfe Georgs abgeschnitten, dessen Einfluß jetzt immer entscheidender ward. Während ihm gelang, Sachsen, Brandenburg und Böhmen durch wechselseitige Verlöbnisse zu einen (25. April 1459), hatten sich Ludwig und Georg über territoriale Streitigkeiten (25. Mai) nicht verständigen können. So willigte Ludwig in einen Tag zu Nürnberg (Juli 1459), der in Sachen des Landgerichts ihm günstigen Entscheid brachte, ihn aber verpflichtete, auch den Pfalzgrafen zur Unterwerfung unter den diesem ungünstigen Spruch des Schiedsgerichts zu bringen. Gegen Ende des Jahres begab sich A. auf den Congreß nach Mantua, wurde von Papst Pius II. mit größter Auszeichnung empfangen und als „Herzog von Franken“ begrüßt. Da nun der Pfalzgraf den „blinden Spruch“ von Nürnberg verwarf, kam es im Beginn des J. 1460 doch zum Kriege, den A. mehr aus Privatinteresse übernommen hatte und vergeblich zum Reichskriege, ja fast zu einer europäischen Angelegenheit zu machen sich mühte. Ludwig unterwarf den Bischof von Eichstädt und zwang die von ihm eroberten Plätze des Markgrafen zur Erbhuldigung; ein Theilungsvertrag zwischen ihm und dem Bischof von Würzburg lehrt, daß es sich in diesem Kriege um das Bestehen der [247] hohenzollern’schen Herrschaft in Franken handelte. Die Entscheidung führte König Georg von Böhmen herbei. Im Herbst 1459 waren auch die Wittelsbacher bei ihm wieder thätig gewesen und (Oct.) mit ihm in Einung getreten; A. dagegen hatte seine Hoffnung auf Unterstützung bei seiner Bewerbung um die römische Königskrone getäuscht. Von Kaiser und Reich schlecht unterstützt, erlag A. der böhmisch-bairischen Allianz und ermächtigte Wilhelm von Sachsen zu Verhandlungen, die zu der ungünstigen Richtung von Roth (6. Juli 1460) führten. Ludwig forderte die weitgehendste Genugthuung, das Endurtheil wurde Georg anheimgestellt. Als dieser, von dem ränkevollen Martin Mayer berathen, im Herbst 1460 und Anfang 1461 ernstliche Anstrengungen machte, die römische Königswürde zu erringen und den Wittelsbachern die wichtigsten Reichsämter versprach, war es ihm wichtig auch das Haus Brandenburg zu gewinnen, von dessen Zustimmung Mainz und sogar der Pfalzgraf ihren Entschluß abhängig machten. Dem Markgrafen bot Georg jedes beliebige Reichsamt, A. die günstigste Richtung mit Ludwig. A., der allen Grund hatte, sich mit Georg gut zu stellen, fand sich zwar im November 1460 zu Prag, im Februar 1461 zu Eger ein, verhielt sich aber in der Wahlangelegenheit sehr reservirt. Immer inniger ward dagegen das Einverständniß zwischen Georg und Ludwig, der im Anschluß an die Rother Richtung A. Bedingungen stellte, die ihn verderben mußten. Schon entwarf Martin Mayer einen Plan, Georg durch Gewalt zum Reichsoberhaupt zu machen. A. theilte dem Kaiser die Umtriebe mit und rieth ihm, durch einlenkende Maßregeln der Bewegung gegen Kaiser und Papst zu begegnen. So wurde der Frankfurter Tag 1461 vereitelt; dem gegen die Curie gerichteten Plan brach A. die Spitze ab, indem er 31. Mai zu Mainz Diether von der Gegenpartei abzog. So erwarb er von neuem den Dank des Papstes. Vergebens hatte der Kaiser im Frühling des Jahres mit Ludwig Fühlung gesucht; er mißtraute dem Markgrafen, den die Wittelsbacher als Urheber der böhmischen Umtriebe darstellten. Allein Ludwig spannte seine Forderungen zu hoch und schloß sich dann sogar dem Erzherzog Albrecht gegen Friedrich an. Am 13. Juli erklärte dieser gegen ihn den Reichskrieg, berief 15. Juli A. nebst Ulrich von Würtemberg zu Reichshauptleuten und bot 18. Juli die Städte auf. Ein seltsames Schwanken der Situation veranlaßte die wechselnde Haltung des ränkevollen Georg, der den Kaiser verpflichten, den Markgrafen nur züchtigen, nicht vernichten wollte. Er zwang den Erzherzog 6. Sept. 1461, die Waffen ruhen zu lassen, sagte aber 1. Sept. dem Markgrafen ab; 9. Sept. kamen 6000 Mann böhmische Hülfsvölker. Aber im December zwang er den Herzog Ludwig zum Waffenstillstand bis zum 24. April 1462. Trotzdem warf sich A. erst auf den Pfalzgrafen, dann auf Ludwig, dem bis zum Januar 1462 auch 32 Städte, dann sogar die Herzöge von Mecklenburg und Stettin, der Kurfürst von Brandenburg und der König von Dänemark absagten. A., anfangs im Vortheil, gerieth in eine üble Lage, als endlich Georg aus seiner abwartenden Stellung trat und (5. März 1462) die böhmische Kriegserklärung erfolgte. Als 30. Juni Ulrich von Würtemberg, Karl von Baden und viele Edle bei Seckenheim in pfälzische Gefangenschaft geriethen und A. 19. Juli bei Giengen völlig geschlagen war, kam es 24. Aug. 1462 zum Waffenstillstand, der bis Michaelis 1463 dauern sollte. Wieder wurde der Ausgleich Georg übertragen. Wie nun der Kaiser nur vermittelst der Hülfe Georgs, der sich damit den Rücken gegen den Papst decken wollte, aus der Gewalt seines Bruders gerettet wurde, so sah auch A. jetzt nur in einer engen Verbindung mit Böhmen sein Heil. Am 14. Febr. 1463 traten sie in Einung. A. trug sich damals mit einem Plan, der zugleich die Wittelsbacher schwer treffen und Georg verpflichten sollte. Am 30. März legte er dem Kanzler des Kaisers nahe, ob nicht etwa Burgund mit dem [248] Reichsvicariat jenseit des Rheines, Georg mit dem diesseit desselben zu betrauen sei. Zu Neustadt kam der Plan zur Sprache, wurde aber vom Kaiser übel vermerkt. Der Entscheid Georgs über den Zwist mit Ludwig fiel unter diesen Umständen ziemlich günstig für A. aus: nur hinsichtlich des Landgerichtes blieb es beim Rother Abkommen, durch das Ludwigs Unterthanen auf ewige Zeit den Uebergriffen des Landgerichts entzogen werden sollten. Je mehr sich nun A. an Georg anschloß, desto mehr neigte der Kaiser zu Ludwig, obwol A. fortwährend gegen denselben intriguirte. So gewann der Kanzler Martin Mayer den Kaiser auch für sein Reformproject, welches sich von den früheren nur dadurch unterschied, daß es dem Kaiser und dem Erfinder erhebliche Einnahmen, dem Herzog Ludwig die erbliche Reichshauptmannschaft verschaffen sollte. Aus dem Project wurde ebenso wenig etwas, wie aus dem Gegenvorschlage Albrechts, der auf eine Vereinigung von je zwei Fürsten der fünf vornehmsten Häuser im Reich zielte. Während die Curie immer energischer gegen Georg vorging, hielt A. treu zu ihm, auch als 15. Dec. 1465 der Bann gegen denselben ausgesprochen und 23. Dec. 1466 erneut wurde. Ihn selbst traf die gleiche Strafe (15. Oct. 1466), weil er trotz aller Abmahnungen die Verlobung seiner Tochter Ursula mit Georgs Sohn, Heinrich von Münsterberg, nicht lösen wollte; das Beilager wurde vielmehr im Februar 1467 zu Eger vollzogen. Während er seine Treue gegen den Kaiser, gleich als bemerke er dessen Mißstimmung nicht, geflissentlich zur Schau trug, wollte er doch in keine Einung treten, die möglicher Weise gegen Georg benutzt werden konnte; dagegen versuchte er sowol 1466 auf dem Tag zu Nürnberg, als auch 1467 die päpstlichen Angriffe von Georg abzuwehren. Andererseits aber ließ er sich nicht bewegen, die Appellation Georgs an ein Concil mit zu unterzeichnen. Obwol nach wie vor bemüht, durch die Vermählung seines Sohnes Johann den polnischen Ansprüchen gegenüber seinem Hause das nähere Erbrecht in Böhmen zu sichern, rieth er dennoch seinem Bruder zur Ablehnung dieser Krone, mit welcher der Kaiser, durch Georgs Sohn Victorin aufs äußerste bedrängt, das Haus Brandenburg gewinnen und zugleich mit Böhmen entzweien wollte. Auch während des ganzen Jahres 1469 sehen wir A. in vertrauter Correspondenz mit Georgs Rath, seinem alten politischen Gegner Gregor Heimburg. Vergebens zwar suchte Georg durch die lockendsten Anerbietungen A. mit seiner Politik zu befreunden, als er durch die Wahl Karls des Kühnen zum römischen König sich einen Rückhalt zu schaffen beabsichtigte, doch war der Markgraf beim Kaiser für ihn thätig. Schon der Congreß von Villach fand Friedrich III. nicht abgeneigt, mit Georg gütlich zu verhandeln, A., der im October 1470 dazu kam, brachte die Unterhandlungen zur Reife. Auf dem Regensburger Reichstag sollte (Frühjahr 1471) die Versöhnung erfolgen, da nahm (22. März) der Tod den König hinweg. Er befreite A. aus der schiefen Stellung zum Kaiser, in die er durch seine Verbindung mit Georg gerathen war. Es war dies für ihn um so wichtiger, als er eben durch freiwilligen Verzicht seines Bruders Friedrich auch die Regierung der Mark erlangt hatte. Die kaiserliche Bestätigung war 20. Dec. 1470 erfolgt. Aus politischen Gründen war es ihm auch wichtig, vom Banne gelöst zu sein; schon seinen Bruder hatte er deswegen zu geheimen Verhandlungen ermächtigt. Die päpstliche Absolution, die ihm der Kaiser erwirkte, traf ihn (21. Mai 1471) auf dem Regensburger Tage, dem glänzendsten seit Menschengedenken. A. war wieder im Interesse des Kaisers thätig. In seinen Verhandlungen mit den zähen Reichsstädten fand sein alter Groll neue Nahrung. An ihrem Widerspruch zumeist scheiterte die Bewilligung der vom Kaiser geforderten Türkenhülfe. A. für seine Person sandte dem Kaiser sein Contingent, das von Michaelis 1471–72 für denselben thätig war. Dann begab er sich 1472 in die Mark; der Kampf zwischen [249] Polen-Böhmen und Ungarn drohte auch ihm schwere Verwicklungen, die er durch die Verlobung seiner Tochter Barbara mit Heinrich von Glogau (9. Juli) noch vermehrte. Die Pommern, welche Friedrich III. bis 1470 je nach Belieben bald für brandenburgische Lehnsleute, bald für reichsunmittelbar erklärt hatte, nöthigte er zum Vertrage von Prenzlau (31. Mai), gegen die ständische und städtische Libertät schloß er ein Bündniß mit dem gleichgesinnten Christian von Dänemark. Dem 24. Febr. 1473 verdankte die berühmte „Dispositio Achillea“ ihre Entstehung. Zweck dieses Hausgesetzes war, die Besitzthümer der Hohenzollern bei einander- und damit die Bedeutung der Familie aufrecht zu erhalten. Während es sich von selbst verstand, daß falls nur ein männlicher Sproß des Stammes vorhanden war, die fränkischen Territorien und die Mark ihm zufielen, sollte bei zwei Erbberechtigten der ältere die Mark, der jüngere den fränkischen Besitz erhalten, bei drei Erben die fränkischen Lande getheilt werden. Eine weitere Theilung war nicht gestattet, namentlich die Mark sollte ein untheilbares Ganzes bilden. Nichts von Land und Leuten, Schlössern und Städten, die A. hinterließe, solle je verpfändet oder verkauft werden dürfen: für die jüngeren Söhne, soweit sie nicht in Stiften versorgt wären, und für die Töchter zur Ausstattung wurden angemessene Summen in baarem Gelde ausgemacht. – Dann begab er sich 10. März nach Franken zurück, wo sich wieder Territorialstreitigkeiten mit Ludwig erhoben hatten: schon war von einem Kriege zwischen ihnen die Rede, bei dem Nürnberg von neuem dem Markgrafen gegenübertreten sollte. Auf dem Reichstag im April wurde keine Verständigung erzielt, ebenso wenig die Forderungen des Kaisers erledigt. Mit unglaublicher Sorglosigkeit verschob derselbe den Reichstag und begab sich nach Trier, um die reiche Erbtochter von Burgund für seinen Sohn zu gewinnen. Während er mit Karl dem Kühnen vom 29. Sept. bis 25. Nov. erfolglos verhandelte, schloß A. 11. Nov. mit den polnisch-böhmischen Gesandten, die vergeblich auf den Kaiser und den Reichstag warteten, ein Bündniß ab. Im folgenden Jahre war A. außerordentlich thätig, um vereint mit dem Dänenkönig die Widerstandsfähigkeit des dritten Standes zu lähmen. Auf dem Augsburger Reichstag, auf dem der Landfriede auf 6 Jahr verlängert wurde, übernahm A. die Mittheilung an die Städte, in Angelegenheit der Türkensteuer war er der Sprecher der Fürsten und Kurfürsten. Auch saß er hier dem Gericht vor, das über den Pfalzgrafen erkennen sollte; da aber A. Anstand nahm, den Angeklagten ohne Verhör zu verurtheilen, nahm ihm der Kaiser den Richterstab aus der Hand und sprach, dem Recht entgegen, 27. Mai selbst die Acht aus. Auf diesen Reichstag drangen auch die Hülferufe der Kölner, die sich von Karl dem Kühnen bedrängt sahen. Der burgundische Herzog hatte sich des von ihnen vertriebenen Erzbischofs Rupprecht angenommen; um sich am Kaiser zu rächen, der nicht im Stande gewesen war, die Forderungen seines unersättlichen Ehrgeizes zu erfüllen, brach Karl in das Erzstift ein. Der Kaiser, dem die Kölner eine erhebliche Summe boten, ließ an Burgund den Reichskrieg erklären und ernannte A. zum Feldhauptmann. Obwol er in Karl einen rechten Vorkämpfer der fürstlichen Herrlichkeit sah, übernahm er die Anführung in dem nationalen Kampfe, schickte auch seine Hülfe zum Reichsheer. Gelegenheit freilich, sein Feldherrntalent zu zeigen, ward ihm in diesem Kriege nicht, vielmehr erntete er nur Unehre aus demselben. Anfangs machte der Kaiser große Anstalten zum Kampf; 31. Dec. 1474 schloß er sogar zu Andernach nebst Sachsen, Brandenburg, Mainz und Trier ein Bündniß mit Frankreich, bald aber erlahmte sein Eifer wieder. Den Markgrafen suchte Karl vergeblich durch die Aussicht auf die römische Königskrone zu ködern, aber zu entscheidenden Schritten ließ es die kaiserliche Politik der es weniger um die Reichsinteressen zu thun war, als um die burgundische Erbtochter, nicht kommen. Einer geheimen Zusammenkunft [250] des Kaisers und Herzogs am 21. Mai folgte am 15. Juni der Friede, dessen Preis die Verlobung Maximilians mit Maria von Burgund war. Welche Rolle A. in diesen Verhandlungen, an denen er theilnahm, spielte, steht actenmäßig nicht fest; nur soviel ist gewiß, daß er nicht, wie namentlich rheinische Berichte schrieben, mit burgundischem Gold bestochen wurde.

Führte die Wendung der Politik jetzt den Kaiser dem Hause Wittelsbach näher, so machte auch A. Frieden mit seinem alten Gegner Ludwig. Auf der Hochzeit Herzog Georgs von Baiern mit der polnischen Hedwig, einem glänzenden Feste, dem auch der Kaiser beiwohnte, erschien A. nicht nur mit ausnehmender Pracht, sondern übernahm auch für den durch Alter und Krankheit schwerfälligen Ludwig die Pflichten der Gastfreundschaft. Das nächste Jahr rief den Markgrafen, der am 30. April 1476 seinem Sohne Johann die Statthalterschaft der Mark förmlich übergeben hatte, in dieses Land, weil nach dem Tode seines Schwiegersohnes Heinrich von Glogau ein Krieg mit Ungarn drohte. Um den Angriff der Ungarn abzulenken, ward die verwittwete Barbara mit Wladislaus von Böhmen verlobt: der Ehecontract wurde 26. Aug. in Frankfurt ausgefertigt, im Februar 1477 sollte das Beilager gefeiert werden. Da aber Hans von Sagan mit Matthias’ Hülfe des ganzen Landes sich bemächtigt hatte, verweigerte Wladislaus die Vollziehung der Ehe, die denn auch trotz aller Bemühungen Albrechts nie zu Stande kam. Im J. 1478 hatte A., der Ende Juni’s persönlich in die Mark kam, die combinirten Angriffe der Pommern und des Königs Matthias abzuwehren. Zuerst zwang er die Pommern zur Unterwerfung; 14 Schlösser und Städte mußten sie abtreten. Schwieriger war die Lösung der Glogauer Erbschaftssache. Die bisherigen Nebenbuhler Matthias und Wladislaus hatten 7. Dec. 1478 die engste Freundschafts- und Erbeinung geschlossen, ihre vereinigte Macht bedrohte den Markgrafen doppelt. Erst als die Venetianer (26. Jan. 1479) mit den Türken Frieden schlossen und sich dadurch von dorther die Gefahr für Ungarn mehrte, kam es (10. Aug.) zu einem Vergleich, in dem die Ansprüche der Barbara abgefunden wurden. Im September kehrte A. nach Franken zurück.

Im nächsten Jahr bemühte sich Wladislaus, durch Aussichten auf die römische Königskrone und Ueberlassung der böhmischen Ansprüche auf Luxemburg, A. vom Kaiser abzuziehen. A. wies das Anerbieten ab: „er wolle keinen Krieg kaufen, er habe davon mehr gehabt, als ihm nütze sei“. Das Anerbieten Wladislaus’ paßte auch in der That wenig zu der Stellung, die A. jetzt wieder im Reiche einnahm. Nach dem Tode Ludwigs von Baiern und des Pfalzgrafen behauptet er auf den Reichstagen zu Nürnberg 1480 und 1481 als „der Fürsten Haupt“ die erste Stelle. Wenn er auch, durch Erfahrung belehrt, nicht mehr so lebhaft wie früher den Kaiser unterstützt, der trotz der nachdrücklichsten Mahnungen der Fürsten dem Reiche fern bleibt, nimmt er doch das Reichsinteresse getreulich wahr. Der Nürnberger Anschlag zur Türkenhülfe auf 20000 Mann und 60000 fl. ging von ihm aus. Freilich kam hier sein Privatvortheil ins Spiel: wurde die Reichshülfe, wie wahrscheinlich, gegen Matthias, statt gegen die Türken gewendet, so war das auch ihm sehr erwünscht. So trieb er die Reichskriegssteuer seit 1480 eifrig ein; dabei verschonte er selbst die Geistlichen nicht und kümmerte sich weder um die Einsprüche der Bischöfe von Bamberg und Würzburg, noch um die Gewissensscrupel seiner Amtleute, machte vielmehr sein landesfürstliches Recht mit solchem Nachdruck geltend, daß er 1482 aufs neue gebannt wurde. Die Hoffnungen aber, die er an die Beschlüsse des Reichstages und die Reichskriegssteuer geknüpft haben mochte, scheiterten wiederum an der Zerfahrenheit der reichständischen Verhältnisse und der Inconsequenz des Kaisers. Die Ohnmacht, in der sich Friedrich III. Matthias gegenüber befand, [251] nöthigte auch A., einem sehr ungünstigen Vergleich seine Zustimmung zu geben, durch welchen sein Sohn Johann (Camenz, 16. Sept. 1482) für die Ansprüche Barbara’s nur die Städte Crossen, Schwiebus und Züllichau von Matthias erlangt hatte.

Machte sich nun auch das nahende Alter mit seiner körperlichen Schwäche bei dem Fürsten bemerklich, sein Geist blieb frisch und lebendig. Energisch machte er 1483 in der Mark Fürstenrecht geltend, als die altmärkischen Städte zu den aus dem ungarischen Krieg erwachsenen Kosten nicht beisteuern wollten. Die ausgedehnteste Correspondenz aus den letzten vier Jahren zeugt von seiner rüstigen Thätigkeit im Reich und für das Reich. Obwol selbst unzufrieden mit der Schlaffheit des Kaisers, fuhr er fort für ihn zu wirken. Als Friedrich III., 1484 von Matthias hart bedrängt, zum 20. Jan. 1485 einen Tag nach Frankfurt berief, setzte A. allen Groll bei Seite und allen Einfluß daran, Fürsten und Kurfürsten zum Besuch des Tages zu vermögen. Er selbst begab sich dahin und verfaßte eine Denkschrift über die nothwendigen Reformen in Gericht, Münze und Landfrieden. Dem kaiserlichen Plan, einen Hauptmann von Reichs wegen zu bestellen, versagte er seine Zustimmung, da er diese Stelle weder selbst einnehmen, noch einem andern überlassen mochte. Trotzdem war der Tag mangelhaft besucht, der Kaiser lässig und zweideutig. Er näherte sich sogar wieder dem bairischen Hause, das doch die ganze Zeit still gesessen oder bei Matthias gegen ihn intriguirt hatte. Vergebens rieth A. dem Kaiser, dessen Residenz Matthias (1. Juni) einnahm, in seinen Erblanden zu bleiben; er kam für seinen Sohn die Königswahl zu erbetteln. Nach einer Zusammenkunft mit Maximilian (Sept. 1485) in Straßburg begab er sich im October nach Franken, um mit A. persönlich zu unterhandeln. Da Friedrich den Vorschlägen des Markgrafen, die theils das Reich, theils das Interesse des Kaisers und des Markgrafen berührten, kein Gehör schenkte, verließ A. unmuthig das kaiserliche Hoflager und betraute seinen Sohn Friedrich und seine Räthe mit der Fortsetzung der Unterhandlung. Sie konnten nicht einmal erreichen, daß der Kaiser die Verlängerung der dem Markgrafen unbequemen Einung, welche Baiern mit Nürnberg und andern Städten (9. April 1470) auf 15 Jahre geschlossen hatte, untersagte. Der Kaiser erwiderte, es sei zur Zeit noch schwer, „Herzog Georg vor den Kopf zu schlagen“. A. rief auch seinen Sohn ab, plante aber gleichwol noch mit Mainz und Sachsen einen Krieg gegen Ungarn. Daß er dann auch den Würzburger Tag (Spätherbst 1485) nicht besuchen wollte, nahm ihm Friedrich sehr übel. Der Tag kam jedoch nicht zu Stande, sondern wurde auf Febr. 1486 nach Frankfurt verlegt. Für die dort (16. Febr.) erfolgte Wahl Maximilians wurde A. vielleicht durch die Aussicht einer Verlobung des römischen Königs mit seiner Tochter Dorothea gewonnen. Den Forderungen des Kaisers stellte er das Verlangen nach Friede, rechtem Gericht und Münzreformen gegenüber. Seinen Anschlag zur Reichskriegssteuer mit 24000 fl. erklärte er sich bereit zu zahlen, lehnte es aber ab, auch die unter ihm gesessene Ritterschaft zu verpflichten. Als er mit den Vorbereitungen zur Heimkehr beschäftigt war, endete ein sanfter Tod sein bewegtes Leben. – A. war zwei Mal vermählt, 1445 mit Margaretha von Baden, 1458 mit Anna von Sachsen, und hatte aus erster Ehe sechs, aus der zweiten dreizehn Kinder. Seinem Nachfolger Johann hinterließ er ein fast schuldenfreies Erbe und 400000 fl. an baarem Gelde, Kostbarkeiten und Getreidevorräthen. Er war ein guter Haushalter, aber freigebig, wo die Ehre des Hauses oder politische Rücksicht es gebot.

A. war von imponirender Gestalt und einnehmenden Gesichtszügen, wenngleich sein Antlitz, wie fast sein ganzer übriger Körper, mit Narben überdeckt war. Ueber seinen Charakter und seine politische Thätigkeit geht das Urtheil [252] der Nachwelt weit auseinander. Von einigen übertrieben verherrlicht, ward er von andern wegen seiner diplomatischen Kreuz- und Querzüge, wegen seines Bestrebens, durch Festhalten am Kaiser die eigene Hausmacht zu erweitern, hart angegriffen. Ganz unhaltbar ist die Ansicht, durch seine Gewaltthätigkeiten habe er die mit ihm so oft verbundene kaiserliche Autorität geschädigt. Auf immer graden Wegen konnte unter Friedrich III. schwerlich ein Fürst seine doppelte Pflicht gegen das Reich und das eigene Haus erfüllen. Die Unlauterkeit seiner mannigfachen Aeußerungen von Loyalität ist nicht bewiesen: Treue gegen Kaiser und Reich ist das bewußte System seines Hauses, das A. in den Worten aussprach: „Wir wollen den Fußstapfen unsrer Eltern als fromme Fürsten nachgehn und sind getrost, es gehe uns nimmer übel ohne Zweifel. Den Gott uns zum Herrn giebt hie auf Erden, an den wollen wir uns halten und alle Phantasie ausschlagen.“ Hätte ein mächtiger Fürst oder eine große Idee das Reich damals beherrscht, so wäre er ein rechter Nationalheld geworden, wäre ihm die Krone zu Theil geworden, so würde er ohne Zweifel versucht haben, der Begründer einer straffen und geordneten Herrschaft zu sein.

Eine genaue Uebersicht des bis 1861 bekannten Materials findet sich bei K. Kletke, Quellenkunde der Gesch. d. preuß. Staates II. S. 631. – Droysen, Geschichte der preußischen Politik. 2. Auflage. Vgl. dazu O. Franklin, Albrecht Achills Streit mit den Nürnbergern, bei Riedel, Zeitschrift für preußische Geschichte 1867.