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Artikel „Albrecht Alcibiades“ von Wilhelm Maurenbrecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 252–257, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_Alkibiades&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 02:07 Uhr UTC)
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Albrecht, der später den Beinamen Alcibiades erhalten, war ein Sohn des hohenzollernschen Markgrafen Kasimir, der gemeinsam mit seinen Brüdern die fränkischen Lande ob und unter dem Gebirge besaß, und seiner Frau Susanne, einer Tochter des bairischen Herzogs Albrecht IV. Er war geboren in Ansbach am 28. März 1522. Sein Vater lebte in sehr bedrängten und unbequemen Verhältnissen. Nach dessen frühem Tode (21. Sept. 1527) wurde sein Oheim, Markgraf Georg, Vormund über ihn. Aber auch ein anderer Vatersbruder, Herzog Albrecht von Preußen, bewies ihm fortwährend aufmerksames Interesse und Zuneigung. Da Markgraf Georg ein eifriger Anhänger Luther’s war, ließ er in derselben Richtung seinen Neffen erziehen und heranbilden; derselbe machte allerdings in wissenschaftlicher Ausbildung geringe Fortschritte. Die habsburgischen Brüder, Karl V. sowol als Ferdinand, hatten ihr Auge schon früh auf den jungen Fürsten geworfen; sie wollten ihn 1530 am Hofe Ferdinands erzogen, also in der Gemeinsamkeit der alten Kirche erhalten sehen. Markgraf Georg lehnte die Zumuthung ab. Aber seine eigene Bedürftigkeit, so wie die auf Albrechts Landen ruhende Schuldenlast verhinderten jeden größeren Aufwand. A. lebte meistens auf der Plassenburg bei Kulmbach; bisweilen nahm ihn auch Georg auf Reisen mit sich. Er hatte ein lebhaftes, ja wildes Temperament; Reiten und Jagen und Trinken war seine Lust: zu Excessen hatte er natürliche Begabung und Anlage. Die Idee, auf der Wittenberger Universität ihn studiren zu lassen, gab man auf, „weil es mit dem jungen Herrn doch schon so weit gekommen, daß seines Studirens nicht viel mehr sein wird“. In seinem achtzehnten Lebensjahr 1540 wurde er mündig. Nun stand er bald mit seinem bisherigen Vormunde in ärgerlichen Händeln und Zwistigkeiten; er verlangte eine Landestheilung; nach langwierigen und gereizten Erörterungen fand die Theilung statt, zu Regensburg 23. Juli 1541: Markgraf Georg erhielt das fränkische Land unterhalb des Gebirges (Ansbach), A. das Oberland und Voigtland (Kulmbach, Bayreuth). Die Theilung wurde darauf durchgeführt und A. trat die Regierung seines Gebietes an.

A. selbst hatte sich um die Gunst des Kaisers bemüht, die einst sein Oheim ihm nicht hatte zu Theil werden lassen: im Dienste des Kaisers lag für [253] ihn die Aussicht auf eine Zukunft. So ließ er für das kaiserliche Heer sich anwerben, als Hauptmann über eine Schaar von 400 bis 500 Reisigen (Bestallung vom 22. April 1543, von Karl ratificirt 15. Juni). Er machte den Feldzug Karls im Sommer und Herbst 1543 mit; ohne grade sich Lorbeeren zu erkämpfen, befestigte er sich doch in der Gunst Karls: einen persönlichen Freund erwarb er sich in seinem fürstlichen Kriegsgenossen, dem jungen Herzog Moritz von Sachsen. Ebenso nahm er Theil 1544 an dem französischen Kriege Karls; in Begleitung Karls zog er mit nach Luxemburg, Metz, Commercy, Ligny, S. Dizier, Bitry. Nach dem Friedensschlusse in Crepy ging er nach Hause. Im Winter 1544 auf 1545 machte er eine Reise nach Preußen zu seinem Oheim, Herzog Albrecht. Seine kriegerische Thätigkeit hatte die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt; sich und seinen Freunden schien er den Anfang zu größerer Bedeutung gelegt zu haben.

Sein Oheim, Markgraf Georg, war 27. Dec. 1543 gestorben, mit Hinterlassung eines fünfjährigen Erben, Georg Friedrich. Die Vormundschaft über denselben sprach A. für sich an; sie wurde ihm bestritten. Ueber diesen Anspruch sowol als über die noch nicht ganz erledigten Differenzen aus der früheren Vormundschaft Georgs über A. gerieth er in neue Conflicte: in diesen Händeln wurde A. recht mißmuthig gestimmt gegen Kursachsen und Hessen, welche durch Georgs Testament einen Anspruch auf die Obervormundschaft erlangt hatten und geltend machten. Lange schleppte diese Sache sich hin und verwickelte sich mehr und mehr. Eine Vergleichshandlung in Naumburg im October 1545 wurde gehalten, aber ein Ausgleich wurde nicht gewonnen. Die anderen brandenburgischen Fürsten, Kurfürst Joachim, Markgraf Hans, Herzog Albrecht, legten sich ins Mittel, aber in Markgraf A. entstand der Entschluß, aus allen den Widerwärtigkeiten einen Ausweg durch kaiserliche Gunst sich zu bahnen. Denn gleichzeitig mit dem Hader auf dieser Seite lockte ihn unausgesetzt von der anderen Seite die kaiserliche Gunst. Seine Lage und sein Verhalten bilden ein Seitenstück zu den ganz ähnlichen Verhältnissen seines Kriegsgenossen Moritz von Sachsen: durch ihre privaten Angelegenheiten wurden beide von der Gemeinsamkeit mit den protestantischen Führern entfernt, während beiden vom Kaiser her Gunst und Vortheil und Erhöhung winkte.

Schon 1545 warb A. Truppen; er setzte seine Rüstungen 1546 fort. Kursachsen und Hessen fragten bei ihm an, was er im Schilde führte. Man argwöhnte, er beabsichtige einen Handstreich gegen Ansbach; Andere meinten, alles sei zum Dienste des Kaisers bestimmt; ja es hieß, A. würde sich gebrauchen lassen gegen den damals von Kaiser und Papst bedrohten Kurfürsten von Köln. Vor den kaiserlichen Lockungen warnte ihn der preußische Oheim; A. meinte dem Dienst des Kaisers sich hingeben und doch gleichzeitig seinem protestantischen Bekenntniß treu bleiben zu können; er betheuerte wiederholt seine Ueberzeugung, daß Kaiser Karl nichts wider die protestantische Religion vorhabe. Anfangs Mai 1546 ging er zum Kaiser nach Regensburg, am 18. Juni empfing er seine Bestallung als kaiserlicher Kriegsoberster; im Juli zog er ins Feld.

Im Schmalkaldener Kriege diente also A. auf kaiserlicher Seite, zuerst im Gefolge des Kaisers selbst während des Feldzuges an der Donau. Dann im Jan. 1547 eilte er seinem Freunde Moritz zu Hülfe, gegen den sich die Schmalkaldener mit ganzer Macht gewendet hatten. Ende dieses Monates vereinigte er sich mit Moritz bei Zwickau und Chemnitz. Kleine Gefechte folgten ohne Entscheidung. Ende Februar trennte man sich wieder, A. zog nordwärts nach Rochlitz. Hier ließ er sich durch die Herzogin-Wittwe Elisabeth von Rochlitz in Festlichkeiten und Gelagen so beschäftigen, daß er von einem kursächsischen Corps am 2. März überfallen und trotz tapferer Gegenwehr persönlich gefangen wurde. [254] Er wurde in Wittenberg, dann auf der Leuchtenburg bei Kahla, zuletzt in Gotha als Kriegsgefangener gehalten. Seine Freiheit verdankte er dem Siege des Kaisers über den Kurfürsten von Sachsen bei Mühlberg: erst in Folge der Wittenberger Capitulation vom 19. Mai 1547 wurde A. wieder frei. Eine Zeit lang war er nun im Gefolge des siegreichen Kaisers; zuweilen kam er aber auch in sein eigenes Land. Der Dienst des Kaisers hatte ihm einen kleinen Landgewinn eingetragen, Schloß und Amt Königsberg (in Franken). Aber er glaubte auf weiteres in der Zukunft rechnen zu dürfen. Auch seinem preußischen Oheim machte er Aussicht, durch seine Fürsprache beim Kaiser ihm die kaiserliche Anerkennung zu verschaffen.

Auf dem Augsburger Reichstage 1547 und 1548 führte A. ein recht ungebundenes und liederliches Leben. Die Wildheit seiner Anlagen hatte sich völlig entwickelt: dem niederen Volke, besonders auch den Söldnern mochte ein solcher Raufbold und virtuoser Zecher Gefallen erregen, in den unteren Massen immer Anhang und Beifall zu finden im Stande sein; unter den maßgebenden fürstlichen und politischen Personen zählte er wenig. Daß die Knappheit seiner Mittel und die Verschuldung seines Besitzes bei dieser Charakterbeschaffenheit ihn gewaltig verdrießen und ärgern mußte, liegt auf der Hand. Natürlich war er Protestant, aber ohne Religion und ohne Sittlichkeit. Das protestantische Bekenntniß war ihm etwas äußerliches, gleichgültiges. A. war mit einem Worte ein Kriegsknecht, der für jede Partei und jede Sache um Lohn zu haben war, der keiner Partei und keiner Sache zur Zierde gereichte, wenn er auch durch seine kriegerischen Eigenschaften ab und zu seiner Partei sich nützlich zu erweisen im Stande war. Es scheint, als ob der Boden beim Kaiser doch für Albrechts Wünsche nicht so günstig war, als er gehofft hatte. Er entfremdete sich dieser Richtung. 1549 und 1550 warb er in größerem Umfange Truppen, um mit ihnen den Engländern im Kriege gegen Frankreich zu dienen. Ehe es dazu gekommen, hatte sein Freund, der neue Kurfürst Moritz von Sachsen, für seine Pläne und seine Politik ihn gewonnen. A. half Moritz den antikaiserlichen Fürstenbund zusammenzubringen. Seit den ersten Monaten des Jahres 1550 war auch A. thätig, das herbeizuführen und vorzubereiten, was im Frühjahr 1552 ans Tageslicht trat.

Die Aufzählung der einzelnen Schritte zu diesem Ziele gehört mehr in eine Geschichte des sächsischen Moritz als hierhin. Markgraf A. betheiligte 1550 sich persönlich an der Belagerung und dem Kriege gegen Magdeburg, im Frühling und im Sommer 1551 führte er als Stellvertreter von Moritz den obersten Befehl im Lager vor Magdeburg. Als die geheimen Vergleichsverhandlungen mit den Magdeburgern in Zug kamen, ging er in sein fränkisches Land zurück. Zuletzt erhielt er von den protestantischen Verbündeten den Auftrag, die Sache mit Frankreich ins Reine zu bringen. A. war nicht sebst Glied des eigentlichen Bündnisses; an seiner wüsten und unreligiösen Natur hatte man sich vielfach gestoßen; er war zur Cooperation mit dem Fürstenbunde geneigt, aber „unverpflichtet“. Nichtsdestoweniger war er es, der das Bündniß mit Frankreich in Chambord am 15. Jan. 1552 zum Abschluß brachte und im Februar schon mitten in eifrigen Rüstungen und Werbungen stand.

Wenn der Fürstenbund und sein Haupt, der Kurfürst Moritz, zu ihrer Erhebung durch allgemeine politische Motive ebensowol als durch persönliche Verhältnisse geführt waren, so kann man von A. nur sagen, daß ihn der eigene Erwerb, die Lust zu Beute und Eroberung allein angetrieben haben. Von dem zu machenden Gewinn hatte er von vornherein geredet, die geistlichen Fürsten ganz besonders bedroht und von ihnen finanzielle und territoriale Erpressungen ins Auge gefaßt, ebensowol aus Würzburg und Bamberg, als auf die Reichsstadt [255] Nürnberg, „das trutzige Krämervolk“, hatte A. es abgesehen. Natürlich verkündigte sein Manifest, das er am 1. April ausgehen ließ zur Rechtfertigung seiner Erhebung, nicht diese seine privaten Absichten, sondern vielmehr eine Reihe allgemeiner Klagepunkte und Beschwerden wider den Kaiser. Eine Drohung allerdings gegen die Geistlichen unterließ er nicht seinerseits hinzuzufügen. Sein Verhältniß zum gemeinsamen Unternehmen des Fürstenbundes war ein loses: er war nicht im Bunde, aber er half den Absichten des Bundes; er hatte damit freie Hand, auch seine eigenen Absichten zu verfolgen. A. hatte seine Haufen mit den Heeren der anderen Fürsten vereinigt, war mit denselben am 5. April in Augsburg eingezogen, hatte mit ihnen vor Ulm sich gelagert; hier hatte er seine Methode der Kriegführung vor der der anderen ausgezeichnet; er hatte geplündert und verwüstet, während Kurfürst Moritz sehr bald schon die militärische durch eine diplomatische Action unterstützt hatte. A. trennte sich bald wieder von den Genossen und zog durch Franken, brandschatzend und raubend. Es galt den Bisthümern Würzburg und Bamberg und ganz besonders der Stadt Nürnberg. Es gelang ihm, von ihnen einiges zu erpressen; er sagte von der Mäßigung des Fürstenbundes sich los, rücksichtslos und durchgreifend bestand er auf seinen persönlichen Absichten. Und er erzwang auch am 19. Mai einen Vertrag mit Bamberg, am 21. Mai mit Würzburg, am 19. Juni mit Nürnberg, durch welche Urkunden ihm Landabtretungen nicht unbeträchlichen Umfanges und Geldzahlungen zugesichert wurden. Ende Juni wendete er sich darauf den Main hinab ins Gebiet des Kurfürsten von Mainz: ihm drohte ein ähnliches Loos. Vor Frankfurt gesellte sich aber auch Moritz zu ihm: da die Friedensverhandlungen in Passau stockten, galt es, einen neuen Waffengang zu thun. Der Erfolg aber entsprach nicht den Erwartungen; und so entschloß sich Moritz, auch einen nicht ganz seinen Ideen entsprechenden Frieden anzunehmen.[WS 1] A. dagegen wollte von dem Passauer Stillstande nichts wissen: die von ihm vorgelegten Friedensbedingungen, welche eine förmliche Garantie der fränkischen Verträge Albrechts vom Mai und Juni enthielten, erschienen zu „exorbitant“, der Kaiser wollte darüber gar nicht verhandeln. Während nun die anderen Bundesfürsten ihren Frieden in Passau schlossen, setzte A. auf eigene Faust seinen Krieg fort, er fiel über die rheinischen Bisthümer her, zuerst über Mainz, dann auch über Trier: er gedachte mit französischer Hülfe seinen Protest gegen den Passauer Vertrag aufrecht zu erhalten und die errungenen Vortheile zu schützen, ja noch durch neuen Gewinn zu vermehren. Von beiden Parteien isolirt und jeder Rücksicht ledig, meinte A. mit verwegenem Trotze durch kriegerische Wildheit und persönliche Tapferkeit seine persönlichen Ziele erreichen zu sollen. Scharfen Wechsel des Glückes machte er in kurzer Zeit durch. Kaiser Karl hatte zuerst Albrechts fränkische Verträge cassirt, den Bischöfen geboten, sie nicht auszuführen und A. selbst in die Reichsacht gethan (29. Aug. 1552). Dann aber, als A. der französischen Grenze mit seinen Schaaren sich genähert und als die Franzosen nicht so schnell wie er wünschte auf seine Bedingungen zur Regelung des neuen Verhältnisses eingingen, da wurde er ganz plötzlich bewogen, in kaiserlichen Dienst zu treten. Nach einem heftigen Zusammenstoß mit den Franzosen begab im Glanze eines Siegers A. (12. Nov.) sich persönlich zum Kaiser. Der Preis, den Karl zahlte, war die Zurücknahme der Maßregeln gegen A., die Aufhebung der früheren Cassation und die kaiserliche Confirmation der fränkischen Verträge. A. ertheilte sofort die Anweisung, daß nun in Franken das, was ihm zugestanden, auch wirklich ihm eingeräumt würde. Dort war das Entsetzen der Betroffenen groß über diese Wendung. Laute Klage erscholl über den Kaiser; und nicht sich zu fügen entschloß man sich um so mehr, als die Fürsten, die den Passauer Vertrag vermittelt und den Frieden zu schützen bereit waren, ihrerseits diese Dinge [256] nicht guthießen. Im Jan. 1553 kehrte A. in sein fränkisches Land heim, selbst die Erledigung seiner Angelegenheit zu betreiben. Vorwaltend war in Süddeutschland die Neigung, Ruhe und Frieden zu schützen. Die größeren Territorien vereinigten sich zu diesem Ende im sogenannten Heidelberger Bunde. Man nahm nun zunächst zwischen A. und seinen fränkischen Gegnern eine vermittelnde Haltung ein; eine Abfindung Albrechts schlug man vor. Er aber lehnte dies Compromiß ab; und da schlugen sich die Vermittler auf die Seite der durch ihn Bedrohten. Auch eine gütliche Beilegung, die Karl darauf seinerseits versuchen ließ, hatte kein Ergebniß. A. wollte endlich mit Gewalt sein vermeintliches Recht sich erzwingen. Im April 1553 brach ein neuer Krieg in Franken aus. Es war Kurfürst Moritz, sein alter Genosse, der sich seinem Beginnen in den Weg warf, Moritz als Beschützer des durch ihn gewonnenen Friedens gegen den neue Unruhen aufregenden Revolutionär. In dem Treffen bei Sievershausen am 9. Juli 1553 wurde Moritz auf den Tod verwundet, aber A. hatte eine gründliche Niederlage erfahren. Nichtsdestoweniger war er zur Fortsetzung des Krieges entschlossen. Mochten verwandte und befreundete Füsten sich ins Mittel zu legen versuchen, A. bestand auf voller Erfüllung seiner Forderungen; und so zerrann jede Aussicht auf friedlichen Austrag. König Ferdinand auf der anderen Seite war der Ansicht, daß eine wirkliche Beruhigung des Reiches nur dann zu erreichen, wenn man den Markgrafen A. unschädlich gemacht; er bemühte sich, die anderen Fürsten zu dieser Auffassung der Lage zu gewinnen. Nachdem A. bei Braunschweig am 12. Sept. eine neue Niederlage erlitten, kam es im Herbst dazu, daß im Norden und im Süden Deutschlands Albrechts Widersacher sich vereinigten. Er mußte nach Franken zurückkehren, seine Erblande gegen die Angriffe zu vertheidigen. Immer bedenklicher wurde in diesem fränkischen Kriege seine Lage; Kulmbach wurde eingeäschert, die Plassenburg selbst belagert; am 1. Dec. wurde die Acht über A. verhängt. Nun war es so weit gekommen, daß alle Versuche seiner brandenburgischen Verwandten das Unheil von ihm nicht mehr abwehrten. Von einer Stadt wurde er zur andern getrieben. Die Vergleichstage in Rotenburg machten ihm nicht Luft, seine kriegerischen Versuche hielten ihn nicht aufrecht; einzelne kleine Erfolge nützten ihm auf die Dauer nicht mehr; am 22. Juni 1554 fiel sogar die Plassenburg in die Hand seiner Feinde und wurde gründlich zerstört; im Juli wurde sein ganzes Gebiet von den fränkischen Gegnern occupirt.

A. selbst, „der Aechter“, war flüchtig geworden nach Frankreich. Es hieß, König Heinrich II. habe ihn in seinen Dienst genommen, auf Rache sinne A. und würde einen neuen Einfall in Deutschland versuchen. Jetzt hatte A. auch wiederholt erklärt, durch unparteiische Schiedsrichter seine Sache entscheiden zu lassen; aber man war gewitzigt und ließ sich jetzt nicht mehr darauf ein. Anfangs 1556 kehrte A. zurück, über Simmern nach Koburg. Auf dem Regensburger Reichstage war noch einmal eine Verhandlung angesetzt worden; sie hatte keinen besseren Erfolg als alle die früheren. Mittlerweile plante A. neue Erhebung, suchte zu einem neuen Bündnisse gegen den damaligen Zustand Bundesgenossen zu gewinnen. In dieser Zeit aber war die Gesundheit Albrechts schon ernstlich erschüttert; bald sah man, daß es mit ihm zu Ende ging. Bei seinem Schwager, Markgraf Karl von Baden in Pforzheim, verschied er am 8. Jan. 1557.

Das Andenken, das er hinterlassen, ist weder das eines fürstlichen Politikers noch eines frommen Beschützers der Reformation. Eine frische aber wilde realistisch zugreifende Natur war er, – dem Kriegsvolke ein Abgott, dem ruhigen Bürger ein Schrecken. Wie ein Gewitter zog er verwüstend und vernichtend einher; bleibende Spuren seines Daseins ließ er nicht hinter sich zurück. Unsere Litteratur besitzt über ihn die sorgfältige und gewissenhafte Monographie [257] von Joh. Voigt, Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach. Berlin 1852, in 2 Bänden.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Punkt ist im Scan nicht zu erkennen.