Von Silberbergwerken im Fürstenthum Eichstätt

Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Von Silberbergwerken im Fürstenthum Eichstätt
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 6, S. 102–109
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VIII.
Von Silberbergwerken im Fürstenthum Eichstätt.
In Fabris Geographie werden dem Fürstenthum Eichstätt Silberbergwerke zugeschrieben. Das ist doch wohl ein Phantom? fragen Sie – Ja freylich, und mehr nicht. Doch muß ich Ihnen auf diese ihre Aufforderung sagen, daß man in Eichstätt selbst schon dergleichen Bergwerke entdeckt zu haben geglaubt, daß man schon manche Versuche darüber angestellet, und daß Fabris Erdbeschreibung nicht das einzige Buch| sey, in welchem von Eichstättischen Silberbergwerken Meldung geschieht. In Ioannis Iacobi Baieri Oryctographia Norica (Norimbergae 1758.) p. 47. steht folgende Stelle:

 „Neque vero Metalla nobiliora aurum puto et Argentum, in Norico nostro se prodiderunt, quamvis enim subinde oborta fuerit suspicio venarum argenti, noluit tamen ex voto res succedere. Sic nostra memoria in Dioecesi Eystettensi ad oppidum Berngriess Minera quaedam, ut ferebatur, Lunae coeperat erui, sed non respondit sumtui labor. Meliori cum fructu hodieque argentum audio fodi, ad Pagum Sandsee, non procul ab oppido Pleynfeld eiusdem dioecesis, cuius alia quoque loca ferrum suppeditare copiosum dicuntur.“

 Alle diese Versuche fallen nur in die Regierungsjahre Fürstbischoffs Johann Anton des ersten, eines Knebels von Katzenellenbogen, und die jüngere in die Zeiten Johann Antons des Dritten, eines Freyherrn von Zehmen, welcher, wie in der Regierung, auch in Versuchen dieser Art seines Onkels würdiger Nachfolger war.

|  Johann Anton der erste erhielt im Jahre 1705 die Eichstättische Inful, und brachte einen ganz besondern Hang zur Alchymie, und eine zu große Leichtglaubigkeit in Betreff verborgener Schätze und unterirrdischer Reichthümer schon mit zur Regierung. Deswegen fing er dieselbe mit Sondirung der Berge an, und zwar gleich in den ersten zwey Jahren an fünf Orten des Unterlandes zu gleicher Zeit, nämlich an zwey Orten zu Beilngries, an zwey Orten zu Arnsperg, und an einem Orte zu Plankstetten. Den ganzen Hergang und den Erfolg davon theile ich Ihnen hier aus den officiellen Berichten mit, welche Johann Christoph Bleyer darüber an den Fürsten erstattete, und von welchem ich alle technischen Ausdrücke, so wie auch das Wesentliche der Erzählungen, so wenig bergmännisch sie auch hie und da sind, getreulich beybehalte.
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  Zu Beilngries, einem Municipalstädtchen im Oberamte Hirsberg, wurde an zwey Orten einem streichenden Zinngange nachgegraben. Allein, obwohl der Schurf 41/2 Lachter tief hinunter kam, zeigte sich doch noch keine Sohle, sondern der Stein noch immer ganz mild. Man setzte daher auf dieser Seite mit dem Bergbau aus, und fing dafür in| Plankstetten, einem Benedictinerkloster und Dorfe gleichen Namens, 11/2 Stunde von Beilengries, damit an, weil dort die Gänge schon entblößt und wirklich vor Augen lagen. Nachdem nun der Ruthengänger den Arbeitern den Platz unter der Schleifmühl-Radstube des dortigen Wagners angewiesen hatte, arbeiteten sie in den Letten hinein, welcher sich daselbst zeigte und in welchem sich schöne artige Kiese fanden. Wie sie aber ein Stück hinter dem Rad hinauf dem Berge zu kamen, und der Letten den Berg immer mehr und mehr einnahm, hielt sich derselbe nicht mehr; und als zu Nachts noch unvermuthet ein Regen dazu kam, so ging auf beyden Seiten sowohl an hangenden als liegenden wieder viel ein. Man verwahrte indessen alles mit Holz und führte, wie die Gänge tiefer wurden, einen ordentlichen Stollenbau. Dieses Senken war um so nothwendiger, als der Letten ziemlich mächtig wurde, und wohl über 1/2 Lachter hoch stand, auch vom Dache nieder sich weniger Kiesstufen als in der Tiefe zeigten. Deßwegen wurde die Arbeit beständig in die Tiefe und zugleich in das Feld fortgesetzt.
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  Zu gleicher Zeit wurde zu Arnsperg, einem in das Pfleg- und Kastenamt Kipfenberg| gehörigen Schloße, und darunter liegenden Marktflecken, an zwey Orten, Silbergänge zu entdecken versuchet. Da brachen zwar hie und da schöne Arten und Drusen mit ein, aber die Veste des Steines hielt, so viel auch immer geschossen und gesprengt wurde, doch stets fort so an, daß sich solche im obern Schurfe sowohl, als in dem untern Schachte selbst in einer Tiefe, in welcher nicht mehr anders als beym Lichte gearbeitet werden konnte, noch immer ganz gleich blieb.
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  Bleyer verstand die Kunst vollkommen, die Erwartungen des schon zu sehr dafür eingenommenen Fürsten immer wieder neu zu spannen, zeigte von Zeit zu Zeit, wie ein Versuch mißlang, gleich wieder neue glänzende Aussichten, schickte, wenn dem Fürsten der Glauben ganz sinken wollte, Muster von entdeckten Stufen, welche aber untergeschoben waren, und machte alle bergmännische Hoffnungen auf eine überaus gute Ausbeute, wenn anders, wie er ganz vorsichtig dazu setzte, der Herr unser Gott sein kräftiges Gedeihen dazu geben sollte. Durchaus führte er eine andächtige, Betrügern seiner Art meist eigne Sprache, und wünschte in jedem Berichte: der oberste Bergherr Christus Jesus möchte die Klüften und Gänge| segnen – oder: der höchste segensvolle Gott wolle Klüfte und Gänge unter der Erden durch seine kräftige Wirkung veredlen, die Klüften öffnen, Erz und köstliches Metall darein triefen lassen, ja er wolle die fürstliche Lande und Berge von seinen Fußstapfen fett und lustig machen, zu allen ein fröhliches Amen sprechen; und dergleichen Weidsprüche mehr. Allein dieß waren und blieben auch nur lauter fromme Wünsche, die Schuld lag natürlich nicht an Bleyer, sondern an Gott, der halt kein fröhliches Amen dazu sprechen mochte.

 Deswegen hielten auch alle diese fünffach mißlungene Bemühungen den Fürsten von Anstellung weiterer Versuche dieser Art nicht ab, so daß er, als alle günstige Aussichten im Unterlande ganz verschwunden waren, in der Folge seiner Regierung, nicht nur allein im mittlern, sondern auch im obern Stifte neuerdings sein Glück damit versuchte.

 Im mittlern Stifte wurde gleich bey der Residenzstadt selbst, ausser der Westen-Vorstadt ober dem Handlischen Garten, unweit des sogenannten Weißenburger Loches, damit angefangen. Man fand aber gar nichts anders als Letten daselbst, und in die ausgebrochene Höhle setzte sich ein Eremit.

|  Endlich hoffte man, im Oberlande wenigstens glücklicher zu seyn, und diese Hoffnung gründete sich darauf, daß bey Kleinweingärtl im Amte Sandsee-Pleinfeld bey Grabung eines Brunnen Silberstufen entdeckt worden seyn sollen. Allein bey weitern Nachgraben und näherer Untersuchung wird es damahls diesem Fürsten eben so wie vor einigen Jahren erst seinem Nachfolger dem Fürsten Johann Anton dem Dritten in einem ähnlichen Falle bey Untermässing Amts Greding gegangen seyn. Da kam man, als man eben auch am Rande des Berges einen Keller auszugraben anfing, auf blauen, im Mergel aufgelösten Schiefer. Man fand in solchem verschiedene Nieren von Markasit, und einige mit Markasit eingesprengte, braune, leichtflüßige und eisenhaltige Geschiebe, die so großes Aufsehen machten, daß man den Ort sogar mit Soldaten bewachen ließ. Allein ungeachtet die Wünschelruthe recht viel versprach, und auch ein gewisser Gürtler mit einem durchreisenden Komödianten solarische und lunarische Proben lieferten, so wollten doch Bergverständige in Leipzig und Nürnberg nichts dergleichen erkennen, fanden weiter nichts als Vitriol, Schwefelkieß und Gipscrystallen darin, und so fiel die schöne| solarische und lunarische Hoffnung auch hier wieder in den gegrabenen Brunnen.