Topographia Superioris Saxoniae: Pirn

Topographia Germaniae
Pirn (heute: Pirna)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 151–152.
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Pirn / Pirna.

Eine bekante Statt / im Meißnischen Craisse / an der Elb / 2. Meylen oberhalb Dresden gelegen / vnd dem Herren Churfürsten zu Sachsen / zusambt der Landvogtey / gehörig. Ist vor diesem deß Stiffts Meissen gewesen / von welchem Sie an Böheim / vnnd dann an Meissen kommen ist. Besiehe Dresserum, von den Bischoffen zu Meissen part. 4. Isag. Hist. Es schreibet Lorentz Peccenstein part. 2. Theatri Saxon. fol. 10. daß das Schloß allhie nach der Höhe gerichtet / vnnd noch Anno 1340. der Cron Böheimb zuständig gewesen / aber Anno 1408. wider an Meissen kommen: werde noch in ziemblichem Bauwesen erhalten. Vnd von der Statt Pirna sagt Er part. 3. Theatri fol. 56. daß sie ein weil beym Bistumb Meissen / vnd Böhmisch Lehen; aber Anno 1237. Marggraff Heinrichen dem Erleuchten / vnterworffen gewesen; hernach wider an Böheimb kommen / vnnd darbey biß auffs Jahr 1384. geblieben / biß sie vom Marggraff Wilhelmen dem Einäugigen wider an Meissen gebracht worden. Der berühmbte / vnnd vnverschambte Ablaßkrämer / D. Iohan. Teccelius, oder Detzel / ist von hier bürtig gewesen. Es hat einen herrlich schönen weissen Steinbruch allda / so weit geführet wird. Vnd daher kompt es / daß so viel Schlösser / vnnd schöne Gebäw / in Meissen zu sehen. Er Peccenstein meldet auch / daß Anno 1429. Die Hussiten allhie vbel gehauset. Hergegen stehet in der geschriebenen Thüringischen Chronic / daß die Böhmen Anno 1430. Pirn belagert / aber nicht haben gewinnen können: Gleiches sagt auch Boregk / daß in Anno 1429. Sie der Statt Pirna / so von Natur fest / vnd das Schloß Sonnenstein daselbst / so besetzt / vnnd wol befestigt war / nichts angewinnen kunten. Als Anno 1639. die Schwedisch-Bannerischen vor die Statt Pirna / vmb die mitten deß Aprilis / kommen / war sie mit doppelter Mawer / einem Wall / vnd entzwischen mit einem Wassergraben / auff alte Manier / die von keiner rechten Fortifications Kunst gewust / oder wissen wollen / versehen. In werender Belagerung / ist die Elb- vnd Kuttelgassen in Brand gerathen / vnd haben die Schwedischen den 23. (al. 24.) Aprilis / Nachmittag vmb 2. Vhr / die Statt mit Sturm einbekommen / zwey Fähnlein darinnen erobert / was sie im Gewähr befunden / nidergemacht / viel in die Elb gejagt / die Statt geplündert / vnd die Arme Burgers Leuthe vbel tractiret. Der Commendant hat sich mit theils Volck auffs Schloß allhie / Sonnenstein genant / gemacht / daß man ihme nichts anhaben mögen; sondern Er hat noch darzu einen Außfall gethan / die Schwedische beschädiget / vnnd ihnen ein Werck nidergerissen. Es seynd in wenig [152] Tagen / von gebliebenen Soldaten / vnnd Burgern / bey 500. begraben worden. Der Herr Churfürst hat hernach nichts erwinden lassen / ob er diese Statt wider erobern möchte. Daher der Schwedisch Feld-Marschall Banner vervrsacht worden / die Werck / vnnd Schantzen in Pirna einzureissen / vnd die Statt in Brand zu stecken; wie er dann auch die Inwohner deßwegen herauß zu schaffen befohlen; vnnd hat alsdann den Orth / den 5. Octobris dieses 39. Jahrs / Newen Cal. mit Ruinir- vnd Verbrennung der Thürne / vnd Pforten / verlassen / vnd sich widerumb nacher Böheim / von dannen er zum Entsatz der Seinigen kommen war / begeben. Damit nun der Nachtrab sich nicht zu ruck in die Statt wenden / vnnd darinnen anstecken möchte / hat sich obgedachter Commandant / Johann Sigismund von Liebenaw / auß dem gemelten Schloß Sonnenstein / so ziemblich vest / vnd wie gesagt / in der Höhe gelegen / mit etwas Volck herunder gelassen / vnnd dardurch den Vberrest vor volligen Brandschaden errettet; wie hievon außführlich in Tom. 4. Theatri Europ. fol. 105. seqq. vnd ins Melch. Nehels Chronographia Decennali, pag. 163. seqq. zu lesen. Anno 1643. den 15. 25. Julii / hat sich allhie / bey einem Burger / ein Zuber mit Wasser / in eytel Blut verwandelt. Tom. 5. Theatri Europ. fol. 127. b.

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