Topographia Superioris Saxoniae: Bautzen
Ist die vornembste Statt Ober-Laußnitz / von welcher solche etwan auch Marchia Budissinensis genant worden ist; wiewol / in den Zusammenkunfften / ihr die Statt Löbau / deß Alters halber / vergehet. Dresserus meldet in Beschreibung dieser Statt / man sage / daß ein Hertzog auß Böheimb vmbs Jahr 800. ihr diesen Nahmen / als sie damaln auffkommen / nach seines Sohns / so ihme gebohren worden / Namen geben habe; da vor Zeiten diese Landschafft Nisin, oder Nissana genandt worden / seye / vnd man vor dem Jahr Christi 1466. in den offentlichen Schrifften / von der Außtheilung derselben in die Obere- vnd Nidere Laußnitz / nichts finden thue. Das Schloß zu Bautzen / so gegen vber / vnd jenseit deß Flusses Spree gelegen / Nahmens Brotschenberg / seye älter; welches ob es wol in der Aschen liege / so finde man doch noch altes Gemäwer vnder der Erden / vnd behalte der Berg / auff welchem solches stehe / noch den alten Nahmen. Obbesagtes Wasser die Spree / daran Bautzen liget / entspringet bey 2. Meylen oberhalb dieser Statt / im Dorff Spreuberg / rinnet ferners nach Cotbus, Bescau, Fürstenwald / vnd Berlin / vnnd fält auff zwo Meyl davon / nahend dem Schloß Spandaw / in die Havel / daselbsten es den Nahmen verleurt. Vnd diese Spree wil Iodocus Willichius. mit Gewalt / zu der alten Suevo machen / so aber weder deß Vrsprungs / noch deß Außflusses halber / mit der alten Autorn Beschreibung / vbereinstimmet; wiewol auch gemelter Dresser. solches Wasser Spream, vnd Suevum, nennet; welcher auch saget / [27] daß im Jahr tausendt / der erste Polnische König Boleslaus Chabri, Bautzen erobert / Keyser Heinrich der Ander aber (wiewol mit Lebensgefahr / davon auch Brunnerus lib. 9. part. 2. Annal. Boicor. p. 653. zu lesen) wider einbekommen / vnd dem Reich Zinßbar gemacht habe; folgents seye sie / sampt den Wenden / vom Reich abgefallen / die Keyser Heinrich der Vierte / mit Hülff der Sachsen / vnnd deß Hertzogs / hernach Königs / Uratislai in Böheimb / bezwungen / vnnd dem Böhme solche Statt / sampt der Laußnitz; hergegen Er / der Böhmisch König / Bautzen mit der benachbarten Landschafft / so zwischen Dreßden gelegen / vmbs Jahr 1080. seiner Tochter Judith / deß Graven Viperti zu Groitz Gemahlin / zum Heurahtgut geben; vnd hab / von solcher Zeit an / derselbe Graf / der Statt Bautzen / oder Budissin Wappen / nemblich die gelbe Mawer / mit den Zinnen / in einem Himmelblawen Schilde / geführet. Vnd sey besagte Judith im Jahr 1091. zu Bautzen gestorben / vnd zu Pegau in Meissen / in S. Jacobs-Kirchen / so sie gestifftet hatte / begraben worden. Vnd als deß Viperti Sohn gleiches Nahmens / ohne Kinder verschieden / so seye Bautzen / mit der benachbarten Landschafft / nach deme solche durch fast vnzahlbare Vnfäll / vnnd Vnglück / verwüstet / vnd geschwächt worden / wider an Böheim kommen. Der Domb / oder die Haupt- vnd Stiffts-Kirchen / seye / wie man darfür halte / von den Meißnern gestifftet worden / weilen der Probst derselben auß der Zahl der Meißnischen Dombherren erwöhlet werde / vnd das Budissinisch Capitel / vnd desselben Einkommen / der Meißnischen Kirchen vnderworffen seye; Die Pfarrkirch aber zu Bautzen seye vom Brunone dem Bischoff zu Meissen / An. 1213 (al. 1219.) entweder erbawet / oder wider ernewert worden; Vnd haben vor diesem / in besagter Hauptkirchen / vnnd vielleicht noch / beydes die Römisch-Catholischen / vnd die Lutherischen / ihrer Religionen exercitium gehabt. Carolus Carafa schreibet in seinen Commentariis de Germania sacra restaurata, daß / vermög deß den 9. Hornung 1628. ergangenen Decrets / dem Administratori, Decano, Seniori, Scholastico, vnd andern Capitularibus, der Stifftskirchen zu Bautzen / die Güter / so eingezogen / vnd von solcher Stifftung durch Versatz / hinweg kommen / wider zu erlangen / zwölff tausendt Gülden / auß der Obern-Laußnitz einzunehmen / auß gnaden weren vberlassen worden. Ist auch ein feine Schul allhie / vor dem Krieg / benebenst dem Consistorio, gewesen. Vnnd wohnet allda der Landvogt / zu welcher Dignität Anno 1637. der Herr Churfürst zu Sachsen / als deme diese Statt / vnd Land / nunmehr erblich zustehet / Herren Dieterich Taube auff Franckthal / etc. befördert hat; an dessen statt / An. 1645. der von Callenberg kommen; wie oben im Eingang / vnnd Beschreibung Laußnitz / gesagt worden. Im vbrigen ist kein zweiffel / es werde / wegen der Regierung in dem alten Stande / in deme das Land von einem Praesidenten / vnd Landts-Hauptmann / oder Land-Vogt / regiert worden / vnnd die Herren / Praelaten / vnd Ritterschafft / so mit den 6. Haupt- vnd Confoederirten Stätten / Löbau / Bautzen (welche die Schreiben / so die 6. Stätte lauten / eröffnen mögen /) Görlitz / Sittau / oder Zittau / Lauben / vnd Camiz / oder Camentz / ein Corpus machten / ihre Stimmen besonders: Item ihr ordentlich Gericht hatten / darinnen die von Adel / vnd Abgeordnete auß den Stätten / sassen; vnd dahin die appellationes auß dem Lande giengen; von welchem Gerichte aber / man an den König in Böheimb appelliren kunte / (ausser der jetztgedachten Appellation) verblieben seyn. Es war vnter dem besagten Praesidenten / vnd Ordinari Gericht / auch der Hauptmann im Görlitzischen Gebiethe / wegen der Ehre deß Hertzogthumbs / so solchem vom Keyser Carolo IV. ist zugeeygnet worden. So war auch da ein Advocatus der Königlichen Cammergefällen; darfür dann jetzt ausser zweiffel / ein Chur-Sächsischer seyn / vnnd die appellationes nach Dreßden gehen werden. Anno 1469. hat König Matthias auß Vngarn die Statt Bautzen begabt / das sie mit rohtem Wachs [28] siglen möge; wie Besold. in Thes. pract. voc. Wachs / p. 831. der ersten Edition, schreibet. Anno 1620. ist sie / von höchstgedachtem Herren Churfürsten zu Sachsen / Iohanne Georgio, im Nahmen Keysers Ferdinandi II. belagert / vnd endlich mit Accord eingenommen worden. Vnd schätzte man den Schaden / so damalen der Statt / sonderlich mit den eingeworffenen Fewerballen / geschehen / auff 40. Tonnen Goldes. Anno 1621. ward das Schloß / durch Verwahrlosung der Soldaten / außgebrant. Folgends / als sich der Herr Churfürst mit dem König auß Schweden confoederirte / vnd die Keyserischen vnder dessen Anno 33. die Statt eingenommen / sie aber in derselben An. 1634. von den Chur-Sächsischen belagert werden wolten / so haben sie / die Keyserischen / im Aprili, die Vorstätte in Brand gesteckt / die dann bey dem grossem Winde das Fewer die Statt selbsten ergriffen / vnd solche also in die Aschen gelegt / daß nicht ein einiges Hauß stehen blieben / worüber auch etlich 100. Manns- vnnd Weibs-Personen / neben vielen vnschuldigen Kindern / vmbkommen / biß die Keyserische hierauff das vbrige / sampt dem Schloß / den 22. Aprilis / vbergeben haben; wie in der Herbst-Relation deß Latomi, selbigen Jahrs / am 40. Blat / stehet. Folgends wurde Chur-Sachsen / mit den Schweden vneins / die diese Statt innen hatten; daher selbige Anno 39. den 20. 30. Octobris / von den Chur-Sächsischen erstiegen / aber die Schweden / so sich in die alte Burg salvirt / vnnd darauß wider die Sächsische gewöhrt / von den ihrigen entsetzt / die Statt wider belagert / vnd gestürmt worden; also daß die Sächsischen den 30. Novembris sich vff gnad vnnd vngnad ergeben musten. Es haben darauff die Schweden die Thürne / vnnd Thor allhie außgebrant / auch theils gesprengt; hat auch zum theil die Statt- vnnd Schloß Mawer herhalten müssen: weil den Schwedischen etlich hundert Mann allda im stich geblieben seyn / wie weitleufftig hievon in tomo 4. Theatri Europaei fol. 124. seq. vnd bey andern / zu lesen.
[T10]1. Das Schloss. 2. S. Nicolaus. 3. Schuster thor. 4. Schlossbrunen. 5. Gerbergassen. 6. Haupt Kirch. 7. Das Rahthauss. 8. Reichenthor. 9. Mühlthor. 10. Alte Wasserkunst. 11. Die grose Mühl. 12. Lauwenthor. 13. Die Newe Wasserkunst. 14. Spreefluss. 15. Stein-Brucken. 16. Die Vorstatt.