Topographia Sueviae: Reichenaw

Topographia Germaniae
Reichenaw (heute: Reichenau)
<<<Vorheriger
Rechberg
Nächster>>>
Reichenbach
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 159.
[[| in Wikisource]]
Kloster Reichenau in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[159]
Reichenaw /

Oder Augia dives, oder Rychow / ein vornehmes Closter / an dem Vntern oder ZellerSee / vnnd gar nahe mitten in demselben / ein halbe Schweitzerische Meil vnder der Statt Costantz / in einer Jnsel / darinn Wein / Korn / vnnd Obst / wächst / gelegen; welche vmbs Jahr Christi 724. S. Pirminius, vnd Carolus Martellus, gestifftet haben; so etwan so reich vnd mächtig gewesen / daß ein Abbt / auff seinem Eigenthumb / vnd Güter / alle Nacht / biß gen Rom / in die Statt / hat mögen Herberg haben; wie Munsterus schreibet / auch meldet / es erfünde sich / daß der H. Pirminius alles Gewürm / Schlangen / Kroten / etc. auß dieser Jnsel / vertrieben / also / daß auff den heutigen Tag / nichts davon da gefunden werde / oder / so man es darein trage / solches Vnziffer sterbe. Es hat aber besagter Pirminius seine Ruhestatt nicht allhie / sondern bey den Jesuitern zu Jnßprugg / wie Raderus in Bavaria sancta, volum. 1. fol. 59 berichtet. Sonsten ligen in dieser Jnsel S. Mainradus / der Einsidler / Käyser Carolus III. oder Crassius, vnnd Hertzog Gerold von Schwaben. So wollen auch Theils / daß S. Marx / der Evangelist / im Closter lige; welches aber nicht geglaubt wird. Deß besagten Käysers Caroli Grabschrifft / in der HauptKirchen / (dann auch sonsten 2. in der Jnsel / als zu S. Peter / vnnd S. Georgen / gezeyget werden / ) so man zu S. Johann nennet / lautet also: Carolus Crassus Rex Sueviae, Pronepos Caroli M. Italiam potenter intravit, eam vi devicit, Imperiumq; Romanum, ubi Caesar coronatus, obtinuit, ac, mortuo Fratre Ludovico, universam Germaniam, & Galliam, jure haereditario acquisivit. Demum animo, mente, & corpore, deficies, ab Imperio, sanèmagno cum Fortunae ludibrio, dejectus, à suis omnibus postpositus, humili hoc in loco sepultus jacet. Obiit anno 888. Idib. Januar. Vnd diese Schrifft hat Johan. Isacius Pontanus selber allhie gesehen / vnd abgeschrieben / vnnd / mit diesen Worten / in sein vierdtes Buch der Dänischen Geschichten / zum 113. Blat / gebracht. Es sollen sich in diesem Closter Anfangs nur Fürsten / Grafen / vnnd Freyherren / Studierens halber / auffgehalten haben. An. 1440 hat der letzte Abbt / Marcus von Knöringen / solche Fürstliche Abbtey / so zuvor frey gewesen war / dem Herrn Bischof zu Costantz / mit Bewilligung deß Papsts / vbergeben / der sich davon einen Herrn schreibt / vnnd dieselbe gegen dem Reich / Monatlich mit 2. zu Roß / vnd 4. zu Fuß / oder 40. fl. vnd gegen dem Cammergericht jährlich 50. fl. vertritt. Der Graf Gualtus sagt / es habe der Herr Bischoff einen gar schönen Pallast allda. Jn den Relationen ist einkommen / es hätte der Herr Commendant auff Hohendwiel / An. 40. im Jenner / etwas / aber vergebens / auff diese Jnsel / tentirt: Hernach Anno 47. hätten solche die Schwedischen einbekommen / vnnd die Oerter darinn außgeplündert; weilen es aber ein weitläuffig Wesen / dieselbe wider verlassen: Aber die Jnsel Meinaw / sampt den Schlössern / Langen Argen / Neuburg / vnd Giessen / hätten sie / bey jhrem Abzug vom Bodensee / besetzt; welche Ort alle aber (ausser Giessen / vnd Neuburg / so wider erobert worden / ) sie Anno 1649. gegen andere / restituirt haben; wie oben vnterschiedlicher Bericht davon geschehen ist. Der gewesten Aebbte in der Reichenaw Register / hat Crusius part. I. Annal. lib. 11. f. 292. seqq.