Topographia Sueviae: Liechtenstain

Topographia Germaniae
Liechtenstain (heute: Lichtenstein)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 120.
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Liechtenstain /

Ein Schloß / nicht gar weit vom Closter Gnadenzell oder Offenhausen / im Würtemberger Land / vnd auff einem lautern Felsen gelegen / also / daß seine vndere Gemächer in den Felsen eingehawen seyn. Ist nicht groß / vnnd von andern Felsen abgesondert / zu welchen man aber vber eine lange Brücke kommen kan / darunder ein sehr tieffer Graben ist / vnnd auff beyden Seiten Felsen / auff welche zugelangen / man langer Laitern von nöthen hat. Auff dem äussersten Felsen ligt das Schloß selbsten / so ein Tieffe in den Felsen eingehawen Cistern; ausserhalb aber; ein tieffen Schöpffbrunnen; vnnd vnten / da man hinab steiget / ein herrliches Wasser / so auß dem Felsen herfür quillet / hat. Man kan im Schloß durch einen Schnecken vom höchsten / zum vndersten Boden herab gehen. Vnder diesen harten Felsen / ligt gar tieff vnten der Fleck Honau / nach welchem / auff einen Pfeil Schuß weit / auß dem Felsen / der sehr schöne Bach Echetz entspringet / so hernach durch Pfulingen / vnnd bey Reutlingen vorüber fliesset. Gegen Mittag ligen die Dörffer Hausen / vnd Oberhausen / zwischen welchen ein langes Thal ist daselbsten auch hohe Berg / vnd Felsen / zu finden: Sonderlich aber ist vnder andern Felsen einer / durch welchen sich eine Höle gar weit hinein zichet / in die offtmals die Leuthe mit Liechtern gangen seyn / aber deren kein Ende haben finden können. Man kompt gleichwol zu einem gefährlichen Bühel / allda es wider liecht: Vnnd tieff darunder ein sehr lauters Wasser ist / dardurch man biß auff den Boden sehen kan. Es wird diese Höle das Nebelloch genennet. Dann wann darauß / bey heiterem Wetter / Nebel gehet / so folget darauff Regen / vnd Vngewitter; in massen die Leuthe solches auß langer Erfahrenheit wissen: Wie Crusius libro Paralip. rerum Suevic. cap. 12. fol. 46. berichtet.