Topographia Germaniae
Baden (heute: Baden-Baden)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 27–28.
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Baden /

Ligt in der Mordnaw / oder Ortenaw / welche an einem Gebürg hergehet / vnd den Fluß Kintzig hat. Ist ein kleines / aber an Wein / Korn / vnd Hanff / ein sehr fruchtbares Ländlein. Es ist Baden die Hauptstatt deß Marggraffthumb Baden: Welche sich in der besagten Mordnaw anfahet / vnd gegen Occident an dem Rhein / vnd gegen Orient an dem Schwartzwald endet / wiewol sie sich zum guten Theil hinein in den Schwartzwald ziehet. Es ligt diese Statt in der Höhe / vnnd gar vneben / vnnd hat fast vmb / vnd vmb Berge: So aber von Reben / vnnd Wießwachs / lustig seyn / 5. Meil von Straßburg / vier von Durlach / vnd 1. Meil vom Rhein. Der Nahme kompt jhr von den warmen Bädern allda / welche zu de Kranckheiten / so von kalten Flüssen herkommen / wider den Krampff / sonderlich das Podagra / vnd den bosen Magen / dienen. Der HauptOrth / oder Kessel / darauß das Wasser in grosser Menge quillet / ist sonderlich zu sehen. Vnd solches Wasser / so Schwefel / Saltz / vnd Alaun führet / siedheiß. Es seyn sonsten noch eylff Quellen / welche alle hell / vnd eines Geschmacks / aber doch an jhrer würcklichen Hitz vnd Wärme / sehr vngleich seyn. Wird nicht allein in die gemeine Bäder / vnd Brunnenkästen / durch Teuchel vnd Röhren / sondern auch in die Wirts- vnd meiste Häuser / geleytet. Hergegen ist das kalte Wasser / vnd der liebe kühle Wein / desto rarer daselbsten. Vnd wegen solcher Bäder / die entweder M. Aurelius Antoninus, oder Caracalla, die Keyser erfunden / ist dieser Ort sehr alt. Vnd hat es vor diesem vil Badleut da geben: Wie dann die Gartenfrüchte in grosser Menge / vnd sehr gut wachsen: Vnd ein Vberfluß an gesunden Speisen / sonderlich von Fischen / als Grundeln / Forellen / Salmen / vnd Krebs / vnnd allerley Geflügel / zur Schnabelweyd gehörig / da zu finden. Ist der Zeit der Römisch-Catholischen Religion / vnd ligen in der StattKirchen etliche Marggrafen von Baden. Das Fürstliche Schloß / oder Residentz / ligt noch höher / als die Statt: Vnnd ist vor diesem Krieg / wegen vieler schöner Sachen / [28] wol zu besichtigen gewesen. Der jetzt regierende Herr allda / Marggraf Wilhelm / hat etliche Söhn. Vid. Matt. Zeill. Itin. German. 1. vnd 2. Theil. Munsteri Cosmogr. J. M. Hessi. vnd D. Johan. Kieffers Beschreibungen deß Marggräfischen warmen Bads. Es haben die Herren Marggrafen von Baden / neben diesem obgedachten Land / auch die Marggraffschafft Hochberg / die Landgraffschafft Susenberg / vnd die Herrschafft Badenweiler / im Brißgow: Wie auch die Herrschafft Rötel bey Basel.

In der Statt Kirchen / die sonsten auch die Thumb Kirchen genandt wirdt / ist bald / wie man zur grossen Thür hinein gehet / auff der Seiten / auff einem Stein an der Wand / diese Vralte Schrifft zu lesen: M. Aurelio Antonino Ces. Imp. destinato. Imp. L. Septimi Severi Pertinacis Aug. Filio, Respub. Aquen. Es dienen die besagte warme Bäder / neben den Tugenden / so in gedachter Cosmographia stehen / auch für das Zittern der Glieder. Walth. Rivius sagt in Speculo, daß solche denen gesundt seyen / welche eine lange Zeit mit Leibwehe / Grimmen / vnnd Darmgicht / geplaget worden. Man rühmet sie auch wider die Wassersucht. Anno 1643. bemächtigten sich die verbundene Völcker diser Statt / vnnd plünderten sie / sampt Gerspach auß; Steinbach aber brandten sie ab. Was das Land anbelangt / so ist in dem Anno 1648. gemachten Gen. ReichsFridenschluß versehen / daß dem H. Marggraf Friederichen / so der Aug. Conf. zugethan / solle die vndere Marggraffschafft / Item / die Marggraffschafft Hochberg / sampt den Landschafften Rötelen / Badenweyler / vnd Sausenberg; Item / die Aembter Stein / vnd Renchingen / restituirt werden: So auch / wie man geschrieben / Anno 1649. geschehen. Sihe vnden Durlach: Wie dann auch Ih. Fürstl. Gn. in disem Jahr / vnd Monat Decembri / auff dem Craißtag zu Vlm / durch Gesandten / erschienen / vnd / vor seinem Herrn Vettern / den Vorsitz gehabt hat: Welcher Herr Marggraf / Namens Wilhelm / Marggrafen Fortunati Eduardi, so Anno 1600. gestorben / ältister Sohn / der Cathol. Religion zugethan / allhie zu Baden / Hof hält / vnd von dero ersten Frawen Gemahlin / Frawen Catharina Vrsula / gebornen Gräfin von HohenZollern / erzeuget hat. 1. Ferdinand. Maximil. Anno 1652. den 23. Sept. Leopold. Wilhelm. Anno 26. 16. Sept. 3. Philip. Sigism. Anno 27. 25. Aug. 4 vnnd 5. Wilhel. Christoph. vnd Hermann. Zwillinge / Anno 28. 12. Octobr. 6. Bernh. Anno 29. 22. Octobr. 7. Mariam Claram Elisabetham. Anno 30. 14. Octobr. Franciscam Anno 31. vnd Annam, Anno 35. In dem tomo 6. Theatri Europaei stehet / daß Ihre Fürstl. Gn. Anno 1650. sich wider an eine Gräfin von Oettingen / verheurat habe: Dero Herr Bruder / Herr Marggraf Hermann / wie ich finde / von seiner Gemahlin / einer Gräfin von Falckenberg / Herrn Carl Gustaven / bekommen hat. Von der Durlachischen Lini / sihe vnten Durlach. Beeder regierenden Herren Marggrafen Monatliche Reichshülff / bestehet auff 868. Gulden / geben aber in die Schwäbische Craiß Cassa nur 736. nämlich Durlach 452. vnd Baden zu Baden / 284. Gülden / giengen also 132. Gülden ab / so vielleicht H. Marggraf Wilhelm / wegen der Graffschafft Spanheim / etc. (dann sie / die Herren Marggrafen / auch einen Theil an der Grafschafft Spanheim / vnd Rotennach: Item auch an der Graffschafft Eberstein / Lohr / vnd Malberg / haben.) dem OberRheinischen Craiße zu erstatten haben mag: davon dann mehrer Bericht ermangelt. Zu Vnderhaltung deß CammerGerichts / hat D. Beckers dreyerley Anschläg / in dem er / so / wegen Baden / Spanheim / Rodenach / Hochberg / vnnd Rötteln / zusammen 321. Gulden bringet. In einer geschriebenen Verzeichnuß hab ich nur 107. fl. 32. Kr. gefunden. Bey einem andern aber jährlich 129. fl.